schiller - die räuber

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– Es geht in dem Drama um das im „Sturm und Drang“ charakteristische Aufbegehren des ursprünglich reinen, unverfälschten Menschentums, hier repräsentiert durch Karl Moor, gegen die verdorbene und gewalttätige, Unrecht und Willkür ausübende Gesellschaft, gegen eine Menschheit, „die ihre Menschlichkeit eingebüßt hat“ (Karl Moor) oder, wie es Schiller formulierte: um eine „grosse Sele – ausgerüstet mit allen Gaben zum Fürtrefflichen, ...., zügelloses Feuer und schlechte Kameradschaft verdarben sein Herz, rissen ihn von Laster zu Laster, bis er zuletzt an der Spitze einer Mordbrennerbande stand, Gräuel auf Gräuel häufte, von Abgrund zu Abgrund stürzte, in alle Tiefen der Verzweifelung – doch erhaben und ehrwürdig, gros und majestätisch im Unglück, und doch durch Unglück gebessert, rückgeführt zum Fürtrefflichen“. Dass dabei der Protagonist also weit über das Ziel hinausschießt, jedes Maß verliert und schließlich zu einem Staatsverbrecher wird, ist ebenfalls, was das Maßlose betrifft, ein Charakteristikum des Sturm und Drangs (Karl setzt eine ganze Stadt in Brand, um ein Bandenmitglied zu befreien; dabei kommen viele unschuldige Menschen ums Leben; obwohl er andererseits auch wieder den Armen half und korrupte Politiker und Anwälte bekämpfte). – Auch Franz Moor entwickelt sich, als Repräsentant der zutiefst verdorbenen Gesellschaft, zu einem monströsen, über alles Maß hinausschießenden verbrecherischen Charakter, allerdings war er das im Unterschied zu seinem Bruder Karl von seinen Anlagen her von Anfang an (lässt den eigenen Vater in einem Turm schmachten etc.). – Dieses Drama könnte man mit der Baader-Meinhof-Bande der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts vergleichen. Auch die Baader-Meinhofs hatten durchaus einen idealistischen Ansatz; sie wollten „kaputtmachen, was sie kaputt machte“, den „Konsumterror“ des „Raubtierkapitalismus“. Z.B. hatten sie als Protest ein Warenhaus angezündet. Sie verloren dann als Rote-Armee-Fraktion auch jedes Maß, indem sie furchtbare Morde begingen.

Servus, der dargestellte Beginn der Tragödie ist wohl in der Realität unserer Gesellschaft so normal, dass ich noch nie darüber etwas zu lesen fand... Der Vater hat zwei Söhne. Jahrelang bestimmt er über sie und bemerkt deren ungerechte Behandlung aber nicht. Da begeht der Eine (Karl) Straftaten, bittet seinen Vater um Vergebung und Hilfe in einem Brief; der Vater jedoch übernimmt seine Verantwortung nicht mehr und übergibt sie dem Zweiten (Franz): Der Vater ahnt nicht, dass der bösartig gewordene zweite Sohn nun den Ersten (Karl) "in die Pfanne haut"... Genau das erlebe ich tagtäglich in derartigen Familienkonstellationen ohne Mütter oder Schwiegertöchter, gerade wenn es um Vermögen und Statussymbole geht - der Krieg bis vor Gericht beginnt... Alles Folgende in der Tragödie ist nur Schillers Übertreibung für das Bühnenpublikum, um in erzieherische Weise die Eltern (!) über ihre Verantwortung für ihre Kinder aufzuklären! (vgl. Lessing und Schiller - Dramentheorie) Grüße.

Du hast das stück ja sicher gelesen. Daher weißt du, dass verschiedene Problemkreise angesprochen werden: Karls Suche nach Selbstverwirklichung und Anerkennung und daraus resulitierender Widerstand gegen die Herrschenden, der in Terrorismus und Verbrechertum abgleitet. Franz' Minderwertigkeitskomplexe und seine Suche nach Anerkennung durch Intirgen und Gewalt gegen Schwächere. Auch ist ein immer wieder aktuelles Thema angeschnitten: die Konkurrenz von Geschwister um die Liebe der Eltern (des Vaters). :

Hallo Ameliieee,

auch wenn es schon spät am Abend ist - es gilt immer noch die Devise:

Dies hier ist keine Hausaufgabenerledigungscommunity!

Wenn du für die Schule was machen musst, dann mache es selbst, denn sonst lernst du es nie!

Liebe Grüße

ichausstuggi


Ameliieee 
Beitragsersteller
 27.02.2013, 18:11

das ist mir schon klar, .. ich wollte doch nur wissen, ob ich mit meiner vermutung, was genau die problemstellung ist, richtig liege.

lg amelie

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