Schillers Stück "Die Räuber"?

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V, 2:

Die Räuber haben Amalia gefangen ("ein superber Fang"), sie will sich in Karls Arme stürzen, doch er:

"Reißt sie von meinem Halse! Tötet sie! Tötet ihn! mich! euch! alles! Die ganze Welt geh zugrunde! Er will davon."

Die Stelle zeigt, dass er das nicht ernst meint, es ist eine Hyperbel, die seine Verwirrung zum Ausdruck bringt.

Vater Moor stirbt, als er erfährt, dass Karl "Räuberhauptmann" ist, und es kommt dann zur großen Auseinandersetzung zwischen Karl und Amalia.

Als er einsieht, dass Amalia ihn trotzdem liebt, umarmt er sie und ist bereit, die Bande zu verlassen. Da wird er von anderen Räubern als "Verräter" und "Treuloser" und sie erinnern ihn an den Schwur, der ihn an die Bande bindet.

Da erkennt Karl, dass "Ein großer Sünder nimmermehr umkehren [kann]", worauf Amalia den Tod von ihm verlangt, was er aber ablehnt.  Er könne kein "Erbarmen" haben, er "töte kein Weib".

Sie provoziert ihn, damit er sie doch töte ("ein eitler feigherziger Prahler") und äussert noch den Willen, sich selbst zu töten ("wie Dido") - auch eine Provokation. 

Da will sie ein anderer Räuber (aus Mitleid) erschießen, aber Karl:

"Halt! Wag es – Moors Geliebte soll nur durch Moor sterben! Er ermordet sie."

Diese Tat erklärt er dadurch, dass er den Räubern "einen Engel geschlachtet" hat, gleichsam als Entgeltung dafür, dass sie ihm ein Leben (d.h. einen Räuber) aufgeopfert haben.

Damit habe er seine "Schuld mit Wucher bezahlt" und dürfe weiter zur Bande gehören, aber er besinnt sich eines anderen und will die Bande jetzt verlassen, weil er einsieht, dass Mord die Welt nicht wieder in Ordnung bringen kann.

Die Räuber meinen, er wolle sich jetzt umbringen, aber er will sich "selbst in die Hände der Justiz [...] überliefern."

Jetzt hast du alles, was du brauchst, um die Motivation von Karl (und Amalia) nachzuvollziehen, ohne textfernen Behauptungen zu folgen.


achwiegutdass  07.01.2017, 19:48

Selbstkorrektur: als Entgelt dafür

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