"Schaffe" nicht 100% vegan - muss ich mich dafür verurteilen?

13 Antworten

Setze deinen Fokus nicht auf die Tiere, die deinetwegen leiden mussten (bemitleide sie, aber setze nicht allzu großes Gewicht darauf), sondern auf die Tiere, die du gerettet hast.

Gerettet heißt in diesem Zusammenhang auch die Tiere, die aufgrund des durch dich verursachten Minderbedarfs gar nicht erst geboren wurden und ihnen somit ein qualvolles Leben erspart wurde.

Wenn zehn Menschen auf Eiprodukte verzichten, dann bedeutet das einen jährlichen Minderbedarf von ca. 1.000 Eiern. Das ist die Jahreslegeleistung von knapp vier Legehennen.

Die werden auch zumeist nur gut ein Jahr alt, also entsteht ein jährlicher Minderbedarf von drei bis vier Hennen.

Zehn Leute haben mit einer vertretbaren Ernährungseinschränkung drei Hennen das Leben gerettet. Jedes Jahr aufs neue.

OK, halten wir fest: Es gibt zz. eine Überproduktion an Küken. Was nicht benötigt wird, landet kurz nach dem Schlüpfen in den Schredder. Das ist die zweitschlechteste Lösung - immerhin bleibt ihnen das qualvolle Leben erspart.

Aber auf einer großen Skala, wenn viele Menschen auf Eiprodukte verzichten, kommt da schon eine Zahl zusammen, die eine Minder"produktion" von Küken nach sich zieht, die auch nicht im Schredder landen müssen.

Und dann... isst du doch mal ein Ei. Und neben dir noch weitere hundert "gescheiterte" Veganer. Es werden für dich und andere also doch noch Legehennen produziert.

Aber denke immer dran: Du bist vielleicht für die Qual einer Legehenne mitverantwortlich, hast aber so viele andere gerettet.

 

Dazu  kann ich nur einen Satz schreiben:

Sei nicht so streng mit dir selbst. Du versuchst es ja auch schon. Und das ist gut. Sei liebevoll und nachsichtig zu dir.

Wenn du mal richtig lachen willst bezüglich der. Strenge zu sich selbst, dann guck dir den letzten Don Camillo Film an.

Da gibt es eine unglaubliche lustige Episode drin:

Don Camillo tritt in den Hungerstreik, warum weiß ich nicht mehr, irgendwas wegen den Kommunisten. Er hält den auch tapfer viele Tage lang durch, wird dabei aber immer schwächer.  Peppone und seine Freunde machen sich schon große Sorgen.

Dann redet Camillo, vor Hunger schon richtig schwach,  mit dem Herrn. Denn der hat ihm seit Beginn des Hungerstreiks nicht mehr geantwortet. Der Herr war nämlich nicht einverstanden mit der Aktion.  Jedenfalls endet der Dialog mit dem Herrn, dass er ihm sagt: "Guten Appetit,Camillo.".

Und Camillo schlägt zu. Er isst und isst und isst. Bis er völlig vollgefressen erschöpft in seinen Lehnstuhl fällt und schläft.

Währenddessen machen sich Peppone und Genossen Sorgen. Sie bekämpfen Camillo zwar,aber trotzdem soll er ja nicht krank werden oder gar sterben.
Peppone ergreift die Initiative bricht mit ein paar Kumpels bei dem schlafenden Camillo ein. Der liegt , wie gesagt vollgefressen  in seinem Lehnstuhl. Die Kumpels von Camillo packen ihn, halten ihn fest,  drücken ihm den Mund auf und die Zwangsernährung beginnt. Spaghetti, Parmaschinken,Brot, Suppe von Peppones Frau, Wein etc... Camillo wehrt sich, aber es nützt ihm nichts.

Am Ende ist Camillo dann wirklich totkrank.  LOL...

Nein musst du nicht. Sowieso ist zu 100 % Vergan kaum bis gar nicht möglich. So manche Produkte von denen man es nicht denkt haben tierische Rohstoffe. Die meisten Schuhe zb. Medikamente, Technische Geräte, Zigaretten, viele Kosmetische Produkte, viele Wasch und Putzmittel, Fruchtsäfte, Autoreifen, Fotopapier, Bananen, Wein , Bier, Getränkeflaschen die Ettikennten haben tierischen Klebstoff, viele Backwaren.

Unerwartet unvegan: Etikettenkleber - VeganBlatt Wer hätte das gedacht?: Diese Produkte sind nicht vegan ... In diesen Produkten stecken tierische Stoffe - hätten Sie's gewusst? Warum sind Schuhe oft nicht vegan? Und wo findet man ...

Was die durchschnittliche Empfehlung hier sein wird, kann ich dir auch ohne Lesen schon sagen. Da die meisten nach wie vor tierische Produkte konsumieren und gegen Veganismus Begriffe in den Mund nehmen, wie du sie auch im anderen Kontext ansprichst, werden die meisten hier aussagen, dass es nichts Verwerfliches daran gäbe.

Ich halte es für falsch, anzustreben, nicht mehr streng mit einem selbst zu sein. Korrekt ist, dort streng mit einem selbst zu sein, wo es angebracht ist. Im zwischenmenschlichen Umgang gibt es bereits eindeutige Grenzen, die auch mehrheitlich anerkannt werden. Du scheinst bereits über die Frage nach dem anzustrebenden Konsumverhalten zu kennen und zu wissen, was du mit welchem Verhalten bewirkst. Und wenn du aus dieser Perspektive argumentierst (was ich auch begrüße), ist es auch nicht in Ordnung, (absichtliche) Ausnahmen zu machen. Dies gilt nicht in rechtlicher Sache und auch kaum in gesellschaftlicher Sache, sondern für die konsequente Umsetzung dessen, was du für dich als richtig oder falsch erachtest (bzw die entsprechenden Folgen auf das Schicksal der anderen Lebewesen). Daher sollte man mit solchen moralischen Richtlinien auch konsequent umgehen. Auch wenn ich deine Unsicherheit nachvollziehen kann.


BatidaCoka 
Beitragsersteller
 22.06.2017, 16:27

Ich kann deine Sichtweise nachvollziehen, aber wenn man das dann konsequent weiterargumentiert, bleibt die Frage: wo zieht man eine Grenze? Ich weiß auch, dass Autofahren der Umwelt schadet (und viele Insekten killt, d.h. nicht vegan ist ;) -verzichte ich hier jetzt auch zu 100% drauf? Oder dass Plastik schlecht ist und die Meere zumüllt - vermeide ich es immer? Man kann die Liste beliebig fortsetzen: kaufe ich meine Klamotten immer fair und nachhaltig produziert? Kaufe ich all meine Lebensmittel bio, weil die Pestizide Böden verseuchen und Bienen killen? Ich finde deine Aussage
"Dies gilt [...] für die konsequente Umsetzung dessen, was du für dich als richtig oder falsch erachtest (bzw die entsprechenden Folgen auf das Schicksal der anderen Lebewesen). Daher sollte man mit solchen moralischen Richtlinien auch konsequent umgehen." superschwer im Alltag umzusetzen. Vielleicht mag es einem gelingen, aber dann dreht sich vermutlich der ganze Tag nur darum UND ich bezweifle, dass man mit so einer Einstellung so fröhlich und begeisternd sein kann, um andere damit anzustecken (und z.B. für eine fleischfreie Ernährung zu begeistern ;) Wer weiß, vielleicht hat man als überzeugter, fröhlicher 90%-Veganer schon durch das "Anstecken" anderer mehr Tierleben gerettet als als trauriger 110%iger?!

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Dovahkiin11  22.06.2017, 19:53
@BatidaCoka

Mit der Frage nach der Grenze liegst du absolut richtig. Es gilt, den Punkt zu ermitteln, an dem Wohlfahrtsmaximierung und Leidensminimierung die geringste Differenz aufweisen. Deine Entscheidung lässt darauf schließen, dass du bereits ein gutes Verständnis dafür hast. (Die anderen Extremwerte wären entweder ein Aussterben dieser Spezies -was dem Gleichgewicht der Arten durchaus gut tun würde- sowie die vollständige Versklavung der Lebewesen zum Zwecke unseres Luxusses.)

Die Sache mit dem Autofahren usw sind absolut relevante Fragen. Aber im Gegensatz zu dem Konsumverhalten dient der Tod von Tieren dort nicht als von Konsumenten beabsichtigtes Primärziel, sondern lediglich als unvermeidbare Nebenfolge. Wenn du dein Verhalten ändern willst, fang doch da erst einmal an, wo du aktiv nachfragen müsstest, und stoppe diese Nachfrage. Tierische Produkte konsumierst du in erster Linie nur, weil es dich danach verlangt und nicht, weil es nicht anders ginge (von o.g. abgesehen). 

Natürlich ist es schwer umzusetzen für jemanden, der völlig neu in dieser Sache ist. Aber im Vergleich zu dem, was du den Lebewesen dafür ersparst, ist der Aufwand verhältnismäßig gering. Nur weil es schwer ist, sollte es einem aber nicht als Ausrede dienen, den Verstoß gegen die eigene Moral zu verharmlosen. Das führt dann tatsächlich letztendlich zu der Selbstkritik, die du ansprichst. Gerade bzgl Handlungen, die solch weit reichende Konsequenzen haben, ist diese meiner Ansicht nach unumgänglich.

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Dovahkiin11  22.06.2017, 20:04
@Dovahkiin11

Das mit der Stimmung ist auch eine Sache. Ein besonderer Gesichtspunkt ist, dass man meiner Auffassung nach eigentlich Menschen weniger emotional, sondern rational überzeugen sollte. (Wenn die Emotionen letztendlich bestärkend mitwirken, ist das nicht verwerflich.) Das Problem liegt eher an der Belehrbarkeit der Gesellschaft. Diese Prämisse dafür, dass man sich argumentativ weiterbilden kann, wird meistens von der alten gesellschaftlichen Konvention überschattet, die einem das Gegenteil eingetrichtert hat. 

Man kann auch als selbstkritischer Mensch optimistisch durchs Leben gehen. Allerdings hat dies dann durchaus eine ganz andere Qualität als bei jemandem, der nur durch Naivität und Ignoranz dem Weltgeschehen gegenüber seine Stimmung aufrecht erhält. 

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Vegan hat auch seine Schattenseiten. Vegetarismus war eine Symbiose von Mensch und Tier, wurde aber leider durch den Kapitalismus pervertiert. Gute Tierhaltung gibt's auch heute noch und wenn man es mit Tierischen Produkten nicht übertreibt muss man sich keine Vorwürfe machen.

Eier: Nur in Form von Gebäck, Keksen etc. zu sich nehmen und nicht zum Frühstück gleich 2-8 Eier verzehren.
Milch: Pro Tag 200-400g Käse ist kein Problem, am Besten jedoch auch Milch nur in Kombination zu sich nehmen zum Beispiel einen  Getreidebrei, Schokolade, etc oder Molke Smoothie 300ml-600ml.

Wenn man 4 Mahlzeiten am Tag hat sollte 2 davon Vegan sein und 2 Vegetarisch.

Kenne Veganer die Essen 20 Bananen am Tag, ist zwar Vegan aber nicht lustig für die Umwelt.