Schätzen wir noch traditionelle Fertigkeiten und ihre Bedeutung in einer zunehmend modernisierten Welt?
Mir ist da was aufgefallen. Grade jetzt zur Weihnachtszeit, fällt es mir immer mehr auf. Ein paar Freunde haben sich begeistert neue Weihnachtskugeln gekauft, und freuen sich das "die ollen Alten" nicht mehr am Baum hängen müssen. Die neuen sind aus Plastik, die alten, das waren wunderschöne Handgefertigte Schmuckstücke.
Meine Mutter hat eine Krippe, ganz aus Glas, es sind Glasblöcke in unterschiedlichen Größen. Dabei standen wir in meiner Kindheit am Weihnachtsmarkt, sehr lange vor den Holzkrippen die jemand gemacht hat.
Beim Bäcker kann man schon lange nicht mehr kaufen, zu teuer und leider auch nicht so lange frisch, also geht es in den Laden.
Deswegen will ich mal wissen
Welche handgemachten Gegenstände oder Fertigkeiten berühren dein Leben persönlich, und wie empfindest du ihre Bedeutung in einer Welt, die sich ständig weiterentwickelt?
Also bei mir ist es nur noch der alte Weihnachtschmuck.
3 Antworten
Ich bin Bäcker ganz alter Schule und das wissen die Leute auch zu schätzen. LEIDER macht sie das auch nicht reicher... Bevor es den Mindestlohn gab, gabs keine Untergrenze für finanzielle Wertschätzung. Mittlerweile liegt der Mindestlohn bei 12€ und die Arbeitsstunde kostet einem Arbeitgeber ungefähr 23€. Das hat das Denken über den persönlichen finanziellen Vorteil ziemlich verändert.
Irgendwas hobbymäßig schnitzen, stricken, backen, Kerzen ziehen whatever brachte dann, wenn mans auf dem Weihnachtsmarkt verkauft hat in Stundenlohn umgerechnet oftmals nur 50 cent ein-Hobby halt.
Dank Mindestlohn sagt dir Gesetzgeber jetzt ganz offiziell, dass alles was dir nicht mindestens 23€ pro Stunde einbringt, garnicht wert ist getan zu werden. Da bleibt in einer reinen Handwerksbäckerei nicht mehr viel an Backware übrig, was man noch produzieren darf.
Ich bewahre noch viele Traditionen, die ich schon in der Kindheit übernommen habe.
So baue ich z.B. unser eigenes Gemüse an, das Portionsweise eingefroren locker über den Winter bis zur nächsten Erntesaison reicht. Daneben backe ich Brot und Brötchen einmal pro Woche selbst und verstehe mich auch aufs Wursten ganz gut.
In der kalten Jahreszeit ziehe ich mich gern in mein Arbeitszimmer zurück und höre meine alten Schallplatten aus den 70ern an, natürlich standesgemäß über die alte Musiktruhe meiner Eltern aus den 50er-Jahren.
Dazu sitze ich in einem alten Ohrensessel und stricke Pullover, Jacken oder andere Dinge.
Ich mag das alles sehr und halte, trotzdem es von vielen belächelt wird, daran fest.
Ich backe mein Brot und Kuchen selbst. Auch habe ich sehr viel gehandarbeitet und gebastelt. Diese selbstgemachte Weihnachtsdeko wird jedes Jahr wieder benutzt, ebenso wie der Weihnachtsbaumschmuck, der mich schon seit Jahren begleitet. Selbst gebackene Plaetzchen und selbstgebrannte Mandeln sind zu Weihnachten ein Muss, ebenso wie unser traditionelles Weihnachtsmenue.
Haben gestern das ganze Haus weihnachtlich hergerichtet.