Sagen die Baustile von Kirchen was über den Glauben/ Religion aus? Gibt es eine Bedeutung?

5 Antworten

Kirchenbau evangelisch/katholisch - ein Vergleich

Bis zur Reformation gehorchte der Kirchenbau in ganz Europa dem Schema, das seit der Alten Kirche durch die römische Kirche tradiert worden war. Die Reformation stellte wie in anderen Bereichen auch für den Kirchenbau manche überkommene Tradition in Frage.

Die lutherische Reformation übernahm zwar weitgehend die vorhandenen Räume und bewahrte ihre Schätze und die biblischen Bilder auf. Die reformierte Tradition (vor allem in der Schweiz) schloss sich stärker an die Bilderstürmer an, die alles aus den Kirchen verbannen wollten, was vom gepredigten Wort auf irgendeine Weise ablenken könnte.

In den Jahrhunderten seit der Reformation haben sich die bis zur Zeit der Gegenreformation formierten Fronten zwischen den großen Konfessionen mehr und mehr wieder aufgelöst. Heute steht die Gemeinde auch im katholischen Kirchenbau im Zentrum der Planungsentscheidungen und umgekehrt steht für evangelische Gemeinden außer Frage, dass die überkommenen Räume und ihre Ausstattungsstücke bewahrt werden und dass Kunst nicht einfach ablenkend wirken muss, sondern öffnen kann für Gott und Trägermedium für das Wort Gottes sein kann.

Für die nachstehende Tabelle gilt daher, dass die aufgezählten Kennzeichen zu einem großen Teil für moderne Kirchen nicht mehr so deutlich sind. Oft gibt es auch geradezu Gegenbeispiele, z.B. dass eine neue katholische Kirche die Gemeinde plenar anordnet um eine Mitte für Wort und Sakrament oder dass evangelische Kirchen wie schon im 19. Jh. hin und wieder die axiale Ausrichtung zum Heiligen irgendwie thematisieren.

Die dazugehörige Tabelle mit der Einrichtung findest Du unter diesem Link:

http://www.kirchbau.de/_go.php?ziel=5konfessionen

Die von dir genannten Baustile der Kirchen haben nur wenig Bedeutung für den in ihrer Zeit gelebten Glauben.

Es gibt aber doch etwas Bemerkenswertes dazu:

Bis zur Reformation waren die meisten Kirchen eher schmal und langgestreckt, besonders ausgeprägt war das in England. In der Zeit ohne Mikrofon und Lautsprecher bekamen da nur wenige etwas mit vom Gottesdienst. Oft waren die "Normalbürger" auch durch den Lettner von den Geistlichen getrennt, die im Chor die Messe zelebrierten.

Nach der Reformation stand dann die Verkündigung des Wortes Gottes, also die Predigt, im Vordergrund. Dazu musste aber auch jeder in der Kirche den Pfarrer hören können. In den alten langen Kirchen baute man deshalb in der Mitte der Kirche die Kanzeln ein (z.B. Ulmer Münster). Außerdem entwickelte man die sogenannten "Predigtkirchen", die einen Grundriss hatten, der möglichst viele Menschen möglichst nahe an den Pfarrer brachte. Paradebeispiel dafür ist die Dresdener Frauenkirche, oder weniger ausgeprägt auch der "Hamburger Michel" (St. Michaelis).

Natürlich. Die Kirche symbolisiert die Gemeinde oder sogar das himmlische Jerusalem (den Himmel). Da spiegelt sich der Glauben der Leute damals drin wieder.


Milasila 
Beitragsersteller
 18.06.2013, 16:26

und in Verbindung mit den Baustilen?

Die Baustile sagen mehr darüber aus, welche Stellung die Kirche in der jeweiligen Gesellschaft hatte und was bautechnisch machbar war. Kulturträger der Romanik war das Rittertum, in der reichen Gotik die Kirche. Man hatte Geld und verbesserte statische Kenntnisse für den Kirchenbau ... usw.