Rottweiler Junghund schnappt und springt hoch

8 Antworten

Die Probleme sind nach meiner Einschätzung hausgemacht. Der Hund tut, was er gelernt hat: Wenn Mensch sich mit ihm beschäftigt, wird gespielt. Dieses Spiel hat vermutlich beim jungen Hund ganz ähnlich ausgesehen, wie jetzt - mit dem Unterschied, dass der Hund inzwischen halt mehr Kraft hat.

Hinzu kommt, dass der Hund eine Menge Gelegenheit hat, sich zu verselbstständigen. Je mehr Zeit er allein draußen verbringt - egal, ob im Zwinger oder im Garten, desto mehr Entscheidungen trifft er allein. Das schadet dem Hund nicht, wohl aber seiner Bereitschaft, sich einzuordnen, was die Kooperation mit dem Menschen betrifft.

Der Umstand, dass das Zusammentreffen mit dem Menschen weniger die Regel als die Ausnahme ist, bewirkt zudem eine hohe Erwartungsspannung, die der Hund durch übertriebenes Begrüßungsverhalten abreagiert.

Beim Gassigehen wurde vermutlich immer darauf geachtet, dass er bestimmte Regeln einhält - und daran orientiert er sich aus.

Abhilfe schafft Folgendes:

Überlasst den Hund so wenig wie möglich sich selbst. Ein paar Stunden im Zwinger sind okay, wenn niemand da ist, ansonsten sollte der Hund aber immer mit Menschen zusammensein. Alleine im Garten toben solltet ihr streichen und stattdessen mit dem Hund arbeiten/ spielen oder spazieren gehen.

Im ständigen Kontakt mit dem Hund ist es auch möglich, aufmerksamkeitsforderndes Verhalten zu ignorieren und ihn stattdessen immer dann anzusprechen und mit Zuwendung zu belohnen, wenn er sich ruhig verhält.

Wenn ihr ihn aus dem Zwinger lasst, bleibt so lange ruhig vor dem Zwinger stehen, bis der Hund sich beruhigt hat und sich hinsetzt. Dann kriegt er ein Leckerchen durchs Gitter und ein ruhiges Lob. Dann öffnet die Tür, lasst den Hund aber sitzen bleiben. Steht er auf, schließt die Tür wieder und wartet, bis er sitzt.

Er darf erst aus dem Zwinger, wenn er gewartet hat, bis ihr ihm das Herauskommen erlaubt. Das sollte auch nicht mit lautem Hurra passieren, sondern mit einem ruhigen "Komm". Springt der Hund hoch, bleibt ruhig stehen und reagiert nicht, auch wenns weh tut. Der Hund muss lernen, dass dieses Verhalten nicht zu Aufmerksamkeit führt. Erst wenn er sich beruhigt hat, kriegt er auch Zuwendung.

Das Ganze wird nur funktionieren, wenn der Hund insgesamt mehr Kontakt zu euch hat, so dass er nicht jedes Mal ausflippen muss, wenn er euch sieht.

Auch kontinuierliche Arbeit ist angesagt. Denn das hier:

Wenn wir an anderen Hunden vorbei gehen und diese bellen, ist er äußerst wachsam,

wird in den nächsten Monaten anders werden. Der Hund ist noch ein Junghund und wird sein Verhalten bis etwa zum 3. Lebensjahr immer wieder verändern. Was er jetzt tut - das Fixieren - ist für andere Hunde bereits eins starke Provokation und die Vorstufe zu aggressivem Verhalten bei eurem Hund.

Ihr solltet das Fixieren nicht zulassen, sondern den Hund stattdessen auf euch konzentrieren. Sonst habt ihr in ein paar Monaten ein dickes Problem an der Backe, wenn ein 40-Kilo-Rüde nach vorne geht. Und dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Hund bald Garten und Zwinger nicht mehr verlassen darf, weil ihr dem nicht gewachsen seid.

Eine Hundeschule wäre ganz sicher eine gute Idee.

Dieses Verhalten ist bei einem jungen Hund noch normal. Er ist verspielt und knabbert alles an. Man sollte aber schon früh anfangen den Schnauzen griff zu benutzen, also wenn er beißt mit der Hand die Schnauze zu halten. So lange bis er aufgehört hat widerstand zu geben. Ist er jedoch zu wild kann man den auch leicht in die Nase pusten, sodass er weiß das er etwas falsch gemacht hat. Das muss dann aber auch jeder konsequent durchziehen, denn wenn einer das nicht macht braucht man es erst garnicht zu versuchen.


Julishka 
Beitragsersteller
 07.09.2014, 12:24

Hallo,

vielen Dank für deine Antwort. ich freue mich über jeden Ratschlag. Den Schnautzengriff kenne ich, nur leider ist das bei einem 10 Monate alten Rottweiler nicht mehr möglich. Da bräuchte ich schon zwei Hände ;-) Und ich denke bei dem Nasepusten ist es ähnlich, auch da sind meine Bedenken bei der Größe des Hundes zu groß ;-)

Trotzdem Danke :-) LG

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Anda2910  07.09.2014, 15:18
@Julishka

Wenn man möchte, dass der Hund mal irgendwann richtig zu beisst, dann macht man es so wie hier beschrieben, aber ich denke nicht, dass man das provozieren möchte...

So denke ich mir hier meinen Teil:Wo Wissen aufhört fängt Gewalt an!!!

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FinjaMoon  07.09.2014, 17:29
@Anda2910
Wo Wissen aufhört fängt Gewalt an!!!

Klasse gesagt. :-)

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Anda2910  07.09.2014, 20:16
@FinjaMoon

Ist nicht von mir, sondern von Ute Blaschke-Berthold, eine m.M.n. Koryphäe auf dem Gebiet der Hundeerziehung.

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Das ist ein klassischer Fall von unbewusster Belohnung.

Der Hund wird nicht artgerecht gehalten, sondern isoliert. Also sucht er Anschluss und Zuwendung zu bekommen - er bekommt dann auch Zuwendung - in Form von unbewusster Belohnung just genau dieses Verhaltens.

Das bedeutet: Der Hund wird sein Verhalten solange intensivieren bis er - dann eben diese Unbewusste Belohnung erfährt. Das kann soweit gehen, dass ein derart isoliert gehaltener Hund geradezu Bestrafung sucht. Armer Hund!

Man muss sich bewusst machen welche hundliche Aktion durch welche Handlung gerade belohnt oder sogar bestraft wird.

Der Hund befindet sich in einer Aufmerksamkeitsspirale und dies durchaus im negativen Sinn! In dieser Spirale geht es um die verständliche Sehnsucht des Hundes nach Nähe und Aufmerksamkeit.

In den Strudel "Aus Eintracht wird Zwietracht" gerät man, wenn der Mensch immer nur auf das achtet, was ihn stört, statt das zu achten, was der Hund an erwünschten Verhaltensweisen anbietet.

Quelle Zitat: "Ich halte dich - Wegweiser für ungehaltene Hunde, Autor: Mirjam Cordt"

Einen derartigen Hund habe ich schon als vierter Halter übernommen. Es geht soweit, dass geradezu "Bestrafung gesucht wird - als einzige Bestätigung" Das ist ein deutliches Anzeichen für asoziale Haltungsverhältnisse und seitens des Mensch extrem und tierschutzrelevant ausgelebte "Aufmerksamsspirale"

Ihr müsst umgehend die Haltungsbedingungen grundlegend ändern. Auch ein Rottweiler ist ein Familienmitglied und sollte nicht sich alleine überlassen werden. Anbrüllen des Hundes bewirkt nur, dass er so lernt irgendwann zurück zu brüllen. Erziehung ist das nicht.


YarlungTsangpo  15.09.2014, 08:43

Oben lese ich es setzt ja bereits Klapse auf die Schnauze..... etc.

Bitte lieber Fragesteller, besorge dir das als Quelle genannte Buch beginnt euch zu informieren und lernt bitte bei einem IBH Hundetrainer wie ihr alternative, gewünschte Verhaltensweisen des Hundes fördert.

Der Hund muss von euch ein Alternativverhalten, "statt dessen" lernen Er braucht mehr Anbindung und positiven Kontakt zur Menschenfamilie.

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Wenn ich dir den Tipp geben darf, dir in der Mediathek vom ZDF oder auf Youtube mal die Videos von Maike Maja Nowak anzusehen? Ihre Bücher sind auch sehr hilfreich und gut geschrieben. Danach kommst du mit Sicherheit mit dem Hund klar. Sie zeigt, wie man dem Hund Grenzen setzt, ohne ihn ständig zu gängeln. Ich hatte exakt diese Beißprobleme auch mit meinem Hund und "autscht" hat ihn nur noch angeheizt, Spielabbruch panisch gemacht, wenn ich auch aus dem Raum gegangen bin. Jetzt mache ich nur einen kleinen Warnlaut und der Hund weiß Bescheid und spielt ohne Zähne weiter. Viel Glück dir.


Anda2910  09.09.2014, 00:15

Ja viel Glück wünsche ich auch ohne MMN, denn Einschüchterung und Bedrohung hat m.M.n. nichts im Hundetraining zu suchen!!!

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Felizmaria  09.09.2014, 07:35
@Anda2910

Kann es sein, dass du hier etwas gründlich missverstanden hast? MMN jedenfalls arbeitet nicht mit Einschüchterung und Bedrohung.

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Anda2910  15.09.2014, 13:56
@Felizmaria

Ein Zischen ist ein Warnlaut und schüchtert den Hund ein bzw. bedroht ihn, alleine schon wenn ich die Körperhaltung bei diesem zischen in Verbindung mit dem Fingerzeig sehe, so auch hier liebe Falizmaria bitte informiere Dich über Hunde, über deren Verhaltensweisen, über Calming Signals usw. und übernehme nicht Dinge die im TV gezeigt werden und leider keinem gutem Hundetraining nur im Ansatz das Wasser reichen könnten.

PS: Fall Holly wie schon oben angemerkt, schau Dir das an und schau Dir an, was der Hund zeigt nachdem Du das Buch Calming Signals von Turid Rugaas gelesen hast und dann sag mir nochmal das MMN nicht über Bedrohung oder Einschüchterung arbeitet...

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YarlungTsangpo  15.09.2014, 08:29

Ein Warnlaut - Aha. Das Befolgen solcher Tipps ergibt die Konsequenz, dass der Hund schlussendlich übergriffig wird. Denn Warnlauten folgen auch immer Handlungen welche ich hier besser nicht schildern möchte.

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Felizmaria  07.10.2014, 12:48
@YarlungTsangpo

Kann ich alles überhaupt gar nicht bestätigen. Was Maya Nowak im Fernsehen zeigt, ist erstens geschnitten und für ein bestimmtes Publikum selektiert und zweitens handelt es sich um Problemfälle mit Hunden. Jeder andere Hundetrainer müsste diese Tiere auch erst mal einnorden, bevor er mit ihnen arbeiten kann. Ich hatte eine Hundetrainerin engagiert, die das sogar mit einem Nicht-Problem-Hund versucht hat, was allerdings in der Tat gescheitert ist. Einem normal sozialisierten Hund gegenüber - oder lieber sage ich nur: MEINEM normal sozialisierten Hund gegenüber, brauche ich gar nicht mit der intensiven Energie auftreten, wie Maya Nowak das in den Filmen angesichts von aggressiven und beißenden Hunden tun muss. Mein Hund bekommt mit geringer Energie über die Laute gesagt, was er tun darf und was nicht, inzwischen reicht oft auch ein Schnipsen, und er versteht mich tausend mal besser als über alles, was ich an nein, stop, pfui, aus, runter, schluss, lass etc. aufbieten konnte. Jedes Wort muss konditioniert werden, bei Geräuschen zählt vor allem die Energie, mit der geführt wird. Die kann im Normalfall ganz sanft sein, und muss nur massiver werden, wenn der Hund eben seinen Kopf durchsetzen will oder - wie in den Filmbeispielen der Fall - völlig außer sich ist. Ich bitte bei aller Kritikwürdigkeit doch auch um differenzierte Sachlichkeit, bevor man Leute und ihre Arbeit schlecht macht.

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Teilweise gibt es hier echt merkwürdige Ratschläge. Schnauzen griff zB sollte man lassen. Wir können das gar nicht so imitieren wie ein Hund mit seinem fang (schaute/Zähnen). Hinzu kommt das Hunde dies auch ml im Spiel machen, seh ich immer wieder bei meinen drei. Ihr müsst euch mehr mit ihm beschäftigen, schaut auch wo seine stärken liegen, ob ihm zB aportieren liegt (liegt auch nicht jedem Hund) soll heißen macht das woran er am meisten Freude dran hat und es gern mit euch unternimmt. Wenn er springt, dreht euch dabei weg und verschränkt auch die arme vor euch, damit er gar nicht erst dran kommt. Ihr könnt dabei auch ruhig aus o. Pfui sagen, sofern der Hund jenes Kommando auch richtig beherrscht. Was noch auffällt, sagt ihr nein? Und evtl auch fein? Lasst dies! Der Hund kann dies nicht ganz unterscheiden, die Worte sind sich zu Ähnlich! Vielleicht wäre auch ein Besuch in der Hundeschule nicht verkehrt. Er wird ja noch ein bisschen größer, schwerer und wird sich auch immer mehr in dem festigen was er tut, was es am Ende nur unnötig erschwert. Er steckt ja jetzt auch mitten in der Pubertät und wird euch entsprechend testen. Ihr müsst jetzt einfach konsequent und diszipliniert sein, dann wird das auch was. Und wie gesagt, evtl wäre es nicht verkehrt mal in die Hundeschule zu gehen. Viel Erfolg und viel Spaß