Revolution und Rebellion?

5 Antworten

Normalerweise wenn man nicht im übertragenem Sinne spricht wird als Revolution bezeichnet ein Aufstand, der a.eindeutig das Zile der Machtübernahme hat; b.eine grundlegende Änderung der Gesellschaftsstruktur beabsichtigt. Eine Rebellion dagegen ist jeder Aufstand. Er kann spontan sein von Bedingungen begünstigt. Eine Rebellion muss nicht unbedingt eine Machtübernahme anstreben, es geht erstmal um den aktiven Ungehorsam gegenüber der bestehenden Machtstruktur. Eine Rebellion kann natürlich letzendlich zu einer Revolution werden wenn eine entsprechende führend eKraft sich an die Spitze der Rebellion steht. Eine mit einer klaren Vorstellung über gesellschaftliche Umgestaltung, einer Ideologie und nicht einfach mit Aufstand aus Unzufriedenheit.

Die Definition des Begriffs "Revolution" ist sehr umstritten und daher vielschichtig in ihrer Bedeutung. Sie geht eigentlich immer einher mit einer grundlegenden Umgestaltung der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlich-sozialen Ordnung. Das aber m.M. n. wesentliche Kriterium dabei ist ein effektiver Grad an Fortschritt für die menschliche Emanzipation. In dem Sinne ist die französische Revolution sicher zu recht eine Revolution, der Hitlerfaschismus oder die russische Oktoberrevolution nicht! :-)

Eine Rebellion wäre demgegenüber der Kampf gegen eine etablierte Machtstruktur mit dem Ziel, selber die Macht zu erobern, aber die grundlegenden Verhältnisse nicht wirklich umgestalten zu wollen/können... Beispiele wären die aktuellen Vorgänge in der Ukraine oder etwas früher in Ägypten.


aptem  31.01.2014, 15:27

In dem Sinne ist die französische Revolution sicher zu recht eine Revolution, der Hitlerfaschismus oder die** russische Oktoberrevolution nicht!** :-)

Bitte was? Russlandhass hin oder her aber das ist echt zu viel. Aber ich kenne ja schon Deine Beiträge die von "Bildung" sprechen.

Atzec  31.01.2014, 15:41
@aptem

Die Oktoberrevolution hat fraglos die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlich-sozialen Verhältnisse grundlegend verändert. Aber meines Erachtens reicht das eben nicht aus, sie als Revolution zu qualifizieren. Denn gleichzeitig ist es sinnfällig, dass sie in Punkto Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, individueller Selbstbestimmung und individueller Entfaltung noch hinter den Feudalismus zurückfällt und eben keinerlei gesellschaftlichen Fortschritt mit ihren Millionen Mordopfern staatlicher Willkür von der Sowjetunion bis Kambodscha darstellt.

Hier steht eigentlich noch eine sinnvolle Kategorisierung aus. :-)

aptem  31.01.2014, 16:05
@Atzec

Denn gleichzeitig ist es sinnfällig, dass sie in Punkto Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, individueller Selbstbestimmung und individueller Entfaltung noch hinter den Feudalismus zurückfällt und eben keinerlei gesellschaftlichen Fortschritt mit ihren Millionen Mordopfern staatlicher Willkür von der Sowjetunion bis Kambodscha darstellt.

Da hat einer keien Ahnung.

Die sowjetische Gesellschaft war ganz sicher keine Utopia, sonst würden wir schon längst im Paradies auf Erden leben, aber sie hat weder zufällig noch trotz sondern gerade wegen der Grundideologie die ihr zugrunde lag viele Strukturen aufgebaut, die fortschrittlicher waren als alles was die westliche Gesellschaft heute zu bieten hat z.B.. Zur Zeit werden diese Errungenschaften wieder vergessen und dessen Vorteile sind nur noch rudimentär vorhanden. Aber so ist es immer wenn ein system abgeschafft wird, dann versucht man alles zu vernichten ohne zu schauen ob vllt. etwas davon brauchbar war. Das hat man 1917 auch nicht anders mit der Gesellschaft von Zarenrussland gemacht.

Nur um ein Beispiel zu nennen, die Stellung der Frau in der westlichen Gesellschaft wirkte auf mich, einen ex-Sowjetbürger ziemlich mittelalterlich.

Die Oktoberevolution hat eien enormen gesellschaftlichen Wandel ermöglicht und auch enormen Fortschritt auf vielen Ebenen. Nur ein Verbohrter der in schwarz und weiss denkt erkennt es nicht.

Auch wer denkt die frz. Revolution hätte Fortschritt aber kein Leid und Mordopfer gebracht, der hat in Geschichte gepennt.

Revolutionen sind alle ähnlich. sie befreien viele unterdrückte Kräfte. Nich nur positive oder nur negative.

PeVau  31.01.2014, 17:03
@Atzec

Das aber m.M. n. wesentliche Kriterium dabei ist ein effektiver Grad an Fortschritt für die menschliche Emanzipation. In dem Sinne ist die französische Revolution sicher zu recht eine Revolution, der Hitlerfaschismus oder die russische Oktoberrevolution nicht! :-)

Die russische Oktoberrevolution nicht als Revolution sehen zu wollen, ist schon ziemlich mutig, selbst wenn deine Definition verbindlich wäre. Der Sturz des Kapitalismus in Russland brachte eine grundlegende sozial-ökonomische Umgestaltung mit sich und stellte auch einen Fortschritt für die Emanzipation der Mehrheit der Menschen dar. Bildung, Wissenschaft und Kultur für die breite Masse gab es im alten Russland nicht. Die Abschaffung des Einflusses der Religion ist ebenfalls ein Fortschritt für die menschliche Emanzipation.

Wer z. B. den wachsenden Einfluss der Religion in Russland sieht, was sich auch an der Diskriminierung von Homosexuellen manifestiert, der begreift, was ein emanzipatorischer Rückschritt ist.

Denn gleichzeitig ist es sinnfällig, dass sie in Punkto Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, individueller Selbstbestimmung und individueller Entfaltung noch hinter den Feudalismus zurückfällt.

Das kannst du aber auch nur behaupten, wenn du diese Begriffe im Sinne einer bürgerlich kapitalistischen Gesellschaft definierst. Natürlich fehlte es dort an einem bürgerlich kapitalistischen Rechtssystem. Natürlich sind in einer Gesellschaft, die sich vermeintlicher, vor allem aber tatsächlicher Bedrohungen ausgesetzt sieht, individuelle Freiheiten beschnitten. Muss ich wirklich den Zusammenhang zwischen Bedrohung, Sicherheit und Freiheit erläutern?

Und was die individuelle Entfaltung des Einzelnen betrifft, so ist diese in einem kapitalistischen System letztendlich an die ökonomischen Möglichkeiten des Einzelnen geknüpft und damit meine ich nicht den Konsum. Die weitest gehende Abschaffung dieser Abhängigkeit schafft für die individuelle Entfaltung bedeutend größeren Raum.

Nein, die Sowjetunion ist nicht das Paradies gewesen, dass sich das Land 1917 anschickte zu werden. Aber die gesellschaftliche, soziale und ökonomische Umwälzung, die sich nach 1917 vollzog, war nicht nur grundlegend, sondern auch ein Fortschritt, vor allem gegenüber dem, was es vorher war.

Auch wenn diese Revolution nach über 70 Jahren aus den verschiedensten Gründen gescheitert ist, wie z. B. dem Mangel an sozialistischer Demokratie und den irreparablen Verwerfungen des Stalinismus, so bleibt es doch eine Revolution.

Was den Hitlerfaschismus betrifft, so stand der nie in dem Verdacht, eine Revolution gewesen zu sein.
Und da wir schon mal bei Revolutionen sind, die den Namen nicht verdienen. Die sogenannte "friedliche Revolution" in der DDR und die Ereignisse in den anderen ehemaligen sozialistischen waren keine Revolutionen. Das waren lediglich Restaurationen nach gescheiterten sozialistischen Revolutionen.

Atzec  31.01.2014, 17:58
@aptem

Da hat einer keien Ahnung.

Ich weiß, es ist schwer, einen Ex-Sowjetbürger, also jemanden, der per eigener Definition daher die Weisheit mit Löffeln gefressen hat, zu beeindrucken. Ich frage mich immer nur, welch mitleidsloses Schicksal so arme Kerle wie dich aus dem Paradies in unsere Tristess gespült hat...

Wohin all die vermeintliche Fortschrittlichkeit des Stalinismus geführt hat, haben wir gesehen, als man den Unterdrückungsapparat einfriedete - zum sofortigen Zusammenbruch.

Mir geht es im Kern eigentlich nur darum, den Begriff "Revolution" nicht inflationär zu verhunzen und über ihn diametral entgegengesetzte Ereignisse gleich zu machen. Die Französische Revolution hat die formale Rechtsgleichheit der Menschen, Demokratie, Gewaltenteilung, Menschenrechte, Sozial- und Rechtsstaatlichkeit in die Welt gesetzt. Die Oktoberrevolution hat all das praktisch mit Füßen getreten und rein gar nichts hinterlassen, noch nicht einmal etwas, dem man hinterhertrauern könnte - außer Millionen Opfern stalinistischer Willkürherrschaft.

Ich verwette Haus und Hof, dass du welche in deiner Familie hast und bin mir sicher, dass ihr auf keinem Familientreffen jemals über diese gesprochen habt...

Atzec  31.01.2014, 18:05
@PeVau

PeVau, deine Euphemisierung des stalinistischen Terrors finde ich eher langweilig. Die blamiert sich im Lichte der geschichtlichen Fakten schon hinreichend selber.

Mich würde eher interessieren, wie du dir erklärst, dass eine sozialistische Revolution, die doch in der Theorie die kapitalistische Entwicklung ablöst und dieser überlegen ist, so sang- und klanglos implodieren kann, um vom Kapitalismus nicht nur abgelöst zu werden, sondern auch hoffnungslos abgehängt...? :-)

PeVau  31.01.2014, 19:18
@Atzec

PeVau, deine Euphemisierung des stalinistischen Terrors finde ich eher langweilig.

Ich habe den stalinschen Terror nicht beschönigt oder beschönigend bezeichnet. ich habe ihn lediglich nicht in aller Breite behandelt, weil das den Rahmen der Frage gesprengt hätte und der stalinsche Terror nichts mit der Frage zu tun hat, ob die Oktoberrevolution eine Revolution war oder nicht.

Ich finde es langweilig, dass du so versuchst von deiner unhaltbaren These abzulenken.

Mich würde eher interessieren, wie du dir erklärst, dass eine sozialistische Revolution, die doch in der Theorie die kapitalistische Entwicklung ablöst und dieser überlegen ist, so sang- und klanglos implodieren kann,

Die Tatsache, dass Revolutionen auch scheitern, ändert nichts daran, dass es Revolutionen waren. Wieder ein Versuch vom Thema abzulenken.

Wenn dich die Frage wirklich interessiert, darfst du mal in meinen Antworten stöbern, Da habe ich mich schon öfter dazu ausgelassen. Mit etwas Glück findest du eine, die noch nicht gelöscht wurde.

Die Theorie sagt übrigens, dass die Verschärfung der antagonostischen Widersprüche im Kapitalismus zur sozialistischen Revolution führt, weil der Kapitalismus diese Widersprüche nicht mehr lösen kann. So wäre z. B. eine logische Schlussfolgerung, dass die Oktoberrevolution auf unzureichenden Voraussetzungen aufbaute, weil die vorhandenen Bedingungen falsch eingeschätzt wurden. Doch selbst das ändert nichts daran. dass das eine Revolution war und einen Fortschritt zu dem darstellte, was vorher war.

Atzec  01.02.2014, 12:33
@PeVau

PeVau, deine "Fortschrittlichkeit" der Oktober"revolution" basiert lediglich auf technischer Modernisierung und unterschlägt, dass gerade die auf einer systematischen Entrechtung der Bevölkerung, Massenmord und der Etablierung eines KZ-Systems fußt! Statt eines Haftbefehls bei Kerzenlicht konnten die Leute sich ihr Todesurteil unter einer Glühlampe betrachen... Technische Modernität charakterisiert aber auch den Hitlerfaschismus. Und tatsächlich gibt es daher auch Leute, die ihm aufgrunddessen einen "revolutionären" Charakter beimessen. Beide aber, Stalinismus und Hitlerfaschismus, unterschreiten nicht nur den möglichen und zeitgeschichtlich gegebenen Grad an menschlicher Emanzipation, also an Freiheit, Selbstbestimmung und - entfaltung, sondern fallen in dieser Hinsicht noch deutlich hinter die Endphase des absolutistischen Feudalismus zurück!

Ich weiß nur den Unterschied zwischen Revolte und Revolution. Eine Revolte ist ein "kleiner, nicht gefährlicher Aufstand". Bei der Revolution wird der Anführer gestürzt und jemand anders regiert. Aber würde ich auch gern mal wissen.

„Das Ziel einer Rebellion [ist] nur die Befreiung [..], während das Ziel der Revolution die Gründung der Freiheit ist“ Quelle: wikipedia

Also Rebellion will nur etwas umstürzen, ohne Pläne für danach zu haben, während eine Revolution "weiterplant".

Rebellionen gibts wie Sand am Meer, siehe z.B. die Ukraine und wo auch sont immer. Revolutionen hat es in Europa lediglich 3 gegeben, nämliche die englische, die französische und zuletzt die russische, mehr war es nicht. Revolutionen gehen stets mit einem großen Wandel einher, das gesamte System wird gestürzt und alles umgewälzt. Bei der Rebellion hingegen wird meist nur eine Regierung gestürzt und das wars dann auch schon.