Revolution Deutschland/Russland

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ohne die oktoberrevolution hätte es wahrscheinlich die novemberrevolution nicht gegeben, denn dann wäre russland vielleicht nie eine "räterepublik" (sowjetunion) geworden. die geschichte des 20. jahrhunderts wäre anders verlaufen. wer weiß, wie lange sich das zaristische russland noch gehalten hätte... wer weiß, ob es jemals eine ddr gegeben hätte.... das sind aber alles mutmaßungen. der kommunismus ist - wie er ursprünglich mal gedacht war - nicht durchführbar und wird immer zum scheitern verurteilt sein.

Die Soldaten an der Front waren kriegsmüde, genauso wie die russischen Soldaten und die Menschen in der Heimat hatten auch die Schnauze voll vom Kaiser und vom Zaren, deshalb kam es zu diesen Revolten. Das Rätesystem war die Folge:

http://www.zum.de/Faecher/G/BW/abbl/weimar/raete.htm

Abhängigkeit ist ein deutlich zu starker Ausdruck für das Gesamtgeschehen. Einige Einflüsse hat es gegeben.

Ein Vergleich geschieht durch Gesichtspunkte. Dies können z. B. Ursachen, Ziele, Verlauf, Wirkungen, beteiligte politische und gesellschaftliche Gruppen, Organisationsformen und poltische Modelle sein.

einige Gemeinsamkeiten:

  • Beide Ereignisse sind Revolutionen.

  • Die schlechte Lage im Ersten Weltkrieg war eine wichtige Voraussetzung.

  • In der Bevölkerung war Kriegsmüdigkeit verbreitet.

  • soziale Spannungen waren eine wichtige Ursache.

  • Existenz von Arbeiter, Bauern- und Soldatenräten

einige Unterschiede:

  • Wechsel der Staatsform: In der Oktoberrevolution 1917 wurde eine Provisorische Regierung gestürzt, die eine parlamentarische Demokratie anstrebte. Die Monarchie (der russische Zar Nikolaus II.) war bereits durch die Februarrevolution 1917 gestürzt worden. Danach kam es zu einer Doppelregierung aus Parlament (Duma) und Räten (Sowjet). Die Novemberrevolution 1918 stürzte die Monarchie in Deutschland (Kaiser Wilhelm II. und die Monarchen in den einzelnen deutschen Ländern).

  • Grad der Planung: Die Oktoberrevolution 1917 war ein geplanter Putsch der Bolschewisten, auch wenn die Zustimmung in der Bevölkerung für sie gestiegen war. Die Novemberevolution 1918 wurde durch einen Matrosenaufstand gegen einen Plan der Marineführung ausgelöst und begann ziemlich spontan.

  • politisches Ergebnis: Die Oktoberrevolution führte zu einer bolschewistischen Diktatur. Die Novemberrevolution mündete in einer parlamentarischen Demokratie, wobei kein revolutionärer Sozialismus verwirklicht wurde.

  • gesellschaftliches Ergebnis: Bei der Oktoberrevolution und der Errichtung einer Union der sozialistischen Sowjetrepubliken wurde die gesellschaftliche Macht der alten Eilten beendet, bei der Novemberrevolution blieb sie weitgehend.

  • Rolle der Landbevölkerung: In Russland war das Verhalten der ländlichen Bevölkerung sehr wichtig und der Anteil der Bauern an der Gesamtbevölkerung sehr groß. Die Bolschewisten versuchten diese durch Versprechen zu gewinnen. In seinen Aprilthesen forderte Lenin „Alle Macht den Sowjets!“ und trat für Landverteilung und sofortige Friedensverhandlungen. In Deutschland spielten die Bauern eine geringere Rolle.

  • Erfolg oder Scheitern der Kommunisten: Die Oktoberrevolution und der Sieg im darauffolgenden Bürgerkrieg brachte in Russland die Kommunisten (die „Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands (Bolschewiki)“ bzw. abgekürzt „RSDAP(B)“ wurde 1918 in „Kommunistische Partei Russlands (Bolschewiki) bzw. abgekürzt „KPR (B)“ umbenannt) an die Macht. In der Novemberrevolution waren die Kommunisten nicht stark und wurden besiegt.

Ein Rätesystem ist ein System gesellschaftlicher Organisation und politischer Herrschaft mit einer Mischung aus direkter und repräsentativer Demokratie. Die Idee stammt von Anarchisten und Sozialisten aus dem 19. Jahrhundert. Die Herrschaft wird durch direkt von der Basis in gesellschaftlichen Bereichen gewählte Räte ausgeübt. von der Bevölkerung über direkt gewählte Räte (siehe Sowjet bzw. Arbeiter- und Soldatenrat) ausgeübt wird. Im politischen Rätemodell sind die Räte öffentliche Funktionsträger mit ausführender, gesetzgebender und rechtsprechender Befugnis (also ohne Gewaltenteilung). Sie sind der Basis direkt verantwortlich, an deren Weisungen gebunden (imperatives Mandat) und stets absetzbar.

In Rätesystemen ist nicht immer eine Vertretung aller Gruppen der Bevölkerung vorgesehen worden, zum Teil gab es Einschränkungen im Wahlrecht (z. B. nur das werktätige Volk oder nur Stimmrecht nur für Arbeiter, kleine und mittlere Angestellte, Landarbeiter, Kleinbauern und Soldaten). Da oft die Vorstellung eines einheitlichen Volkswillens oder zumindest sehr ähnlichen und gleichartigen kollektiven Willens in der Basisgruppe vorherrscht, gibt es eine Tendenz, Minderheitsmeinungen in der Basisgruppe in der poltische Vertretung wenig zu berücksichtigen.

Von unten nach oben werden von den Räten Räte als Delegierte auf der jeweils nächsthöheren Ebene der Organisation gewählt (ein über Repräsentanten vorgehendes, indirektes Wahlsystem gegenüber der Basis). Alle Beratungen sollen öffentlich sein. Die Räte in Russland (es gab sie auch schon einmal in der Russischen Revolution 1905) sind in einem gewissen Ausmaß Vorbild für die Räte in Deutschland gewesen, wobei aber auch die Idee aus dem 19. Jahrhundert bekannt war. Außerdem war die Organisationsform bereits im Ersten Weltkrieg bei Streiks gebildet worden (Revolutionären Obleute organisierten auf der Ebene der Betriebe Opposition und waren später in der Novemberrevolution prägend für die Rätebewegung). In den Räten vieler Städte des Russischen Reiches entstand im Lauf des Jahres 1917 eine Mehrheit, die politisch den Bolschewisten zuneigte. Der 2. Allrussische Sowjetkongress ist von den Bolschewisten gezielt auf den Abend verschoben worden, an dem sie die Oktoberrevolution begonnen hatten. Eine Mehrheit aus Bolschewisten und linken Sozialrevolutionären stimmte einigen wesentlichen Beschlüssen zu. Dies diente aber eher der Legitimierung des Umsturzes. Die Räte übten dann nicht die Regierung aus, sondern der Rat der Volkskommissare mit Lenin als Vorsitzendem. Die Bolschewisten/kommunistische Partei übernahmen bald die Alleinherrschaft. Die Räte (Sowjets) verloren bald an Bedeutung und Rechten. Die bolschewistische Regierung schloss mit erheblichen Zugeständnissen den für das Deutsche Kaiserreich günstigen Frieden von Brest-Litowsk ab. Dies hat eine deutsche Niederlage im Weltkrieg, die etwas verzögert. In Deutschland hatte sich von der SPD die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) abgespalten, ausgelöst durch die Friedensfrage. Aus der Gruppe Internationale, die zunächst zur USPD gehörte, entstand am 11. November der Spartakusbund. Dessen Mitglieder gründeten auf einem Kongress vom 30. Dezember 1918 - 1. Januar 1919 die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD).

Eine provisorische Regierung war der Rat der Volksbeauftragten aus Vertretern der SPD, 1917 – 1919 auch zur Unterscheidung als Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands (MSPD) bezeichnet, und USPD.

Die USPD trat für eine Räterepublik ein. Sie stand ziemlich weit links, aber die Meinungen zur Oktoberrevolution und den Bolschewisten waren in ihr unterschiedlich. Der Spartakusbund/die KPD befürworteten damals die Oktoberrevolution und die Politik der Bolschewisten, aber nicht ohne Vorbehalte im Einzelnen.

Die Mehrheit der Räte neigte der SPD zu, auch für die USPD gab es erhebliche Unterstützung, die Kommunisten hatten 1918/9 wenig Rückhalt bei den Räten.

Der Reichsrätekongress, der im Dezember 1918 in Berlin tagte, stimmte mehrheitlich dem Weg zu einer parlamentarischen Demokratie über die Wahl einer verfassunggebenden Nationalversammlung zu, wie die SPD es wollte. Es gab einen Wunsch, ein gesellschaftliches Rätemodell in eine parlamentarische Demokratie einzugliedern. Dieser wurde aber 1919 nicht verwirklicht. Ein schwacher Überrest sind Sätze in Artikel 165 der Verfassung der Weimarer Republik über Arbeiter- und Wirtschaftsräte.

Einführende Informationen zur Novemberrevolution 1918 stehen z.B. bei http://www1.bpb.de/publikationen/Z4V2EB,5,0,VomKaiserreichzurRepublik191819.html (mit einem Schaubild „Vergleich von Grundprinzipen der parlamentarischen Demokratie mit dem Rätemodell“).

Bücher enthalten gründlichere Darstellungen, z. B.:

Ulrich Kluge, Die deutsche Revolution : 1918/1919 ; Staat, Politik und Gesellschaft zwischen Weltkrieg und Kapp-Putsch. Erstausgabe, 1. Auflage. Frankfurt am Main : Suhrkamp, 1985 (Edition Suhrkamp ; 1262 = N.[eue] F.[olge] Band 262 : Neue historische Bibliothek). ISBN 3-518-11262-7 (es gibt weitere Auflagen)


aurata  19.03.2010, 01:50

Ich bin zutiefst beeindruckt, Albrecht! Von mir würdest du den ganzen Himmel voller Sterne bekommen! :-)

Da sieht man - mal wieder sehr deutlich - dass die Fragesteller zu voreilig die hilfreichste Antwort anklicken.

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marijo2  19.03.2010, 11:26
@aurata

@Aurata - auch mir kommen da manches Mal die Tränen, wenn ich sehe, was als HA ausgezeichnet wird...

Aber unser Albrecht steht da eindeutig drüber, wie man sieht...! Und das zeichnet ihn und seine Antworten deutlich mehr aus als ein simpler Stern...!

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