Referat Präsentation Dolchstoßlegende?

4 Antworten

In aller Kürze: Die Dolchstoßlegende bezieht sich auf das Ende des Ersten Weltkriegs 1918. Ihre Anhänger behaupteten ab 1919, der Krieg sei aus deutscher Sicht nicht militärisch verloren worden, sondern nur deshalb, weil kommunistische Revolutionäre im Innern Deutschlands, z. B. in den Munitionsfabriken, die Frontsoldaten "von hinten erdolcht" hätten. Gemeint war damit, sie hätten sie z. B. vom Nachschub abgeschnitten.

Diese Version der Geschichte war eine Lüge. In Wirklichkeit hatte das deutsche Militär im August 1918 so schwere Niederlagen erlitten, dass die Oberste Heeresleitung (Paul von Hindenburg, Erich Ludendorff) fürchteten, die Fronten könnten jeden Moment zusammenbrechen. Deshalb drängte Ludendorff im September 1918 die Regierung darauf, sofort Waffenstillstandsverhandlungen mit Frankreich, England und USA zu führen. Auch drängte er darauf, dass eine parlamentarische Regierung aus Vertretern der Parteien SPD, Zentrum und Liberalen gebildet wurde. Er wollte nämlich, dass diese Parteien die Verantwortung für die deutsche Niederlage und die schwierigen Verhandlungen übernehmen, und dass er selbst und seine Offiziere da herausgehalten wurden. So wurde es auch gemacht; es war der Zentrumspolitiker Mathias Erzberger, der am 11. November 1918 den Waffenstillstand von Compiègne unterschrieb, und nicht ein Offizier, wie es sich gehört hätte. (Das Zentrum war eine Partei ähnlich wie die heutige CDU.) Er tat das auf ausdrückliche Anweisung von Paul von Hindenburg.

Ein Jahr später, im Herbst 1919, erfanden Hindenburg und Ludendorff dann die Dolchstoßlegende. Sie behaupteten, militärisch hätten sie 1918 den Krieg weiterführen können, wenn es nicht die bösen Revolutionäre in den Fabriken gegeben hätte, die dort Streiks organisierten. Es stimmt zwar, dass es dort Streiks gab, vor allem im Januar 1918. Aber die kamen von der großen Not, die die Arbeiter und Arbeiterinnen nach vier Jahren Krieg und Hunger leiden mussten, und die immer unerträglicher geworden war. Auch ist nachgewiesen, dass viele Frontsoldaten extrem kriegsmüde waren und immer wieder kurz vor Meutereien standen. Es war also gelogen, wenn die Offiziere behaupteten, sie hätten mit den Soldaten weiterkämpfen können. Die Soldaten hätten ihnen was gehustet, genau wie die Munitionsarbeiter. Vor allem aber wollten Hindenburg und Ludendorff davon ablenken, dass sie selbst als Oberste Heeresleitung Deutschland in die militärische Niederlage manövriert hatten.

Mathias Erzberger wurde von Deutschnationalen und Faschisten (Nazis) als "Novemberverbrecher" verleumdet, weil er am 11. November 1918 für Ludendorff die Kohlen aus dem Feuer geholt hatte. Ludendorff unterstützte diese Lügen, was ein übler Verrat war. 1921 wurde Erzberger von Faschisten ermordet. Die deutschnationale Presse, also die Vertreter der Dolchstoßlegende, verteidigte den Mord.


Joshua18  02.02.2017, 19:41

Es ist auch zu berücksichtigen, wie die Militärs damals so tickten. Dann hat man die Niederlage einfach den Kommunisten, Sozialdemokraten in die Schuhe geschoben. Das verrückteste war aber die Verknüpfung von vermeintlichen inneren und äusseren Feinden zum sogenannten "internationlen Finanzjudentum", welches angeblich hauptsächlich dahinerstecken sollte. Das kann heute kaum noch einer nachvollziehen, so abwegig war das.

Was diese preussischen Militärs dann in der Folge noch so drauf hatten, hat z.B. Alfred Filbert in Weissrussland im 2. Weltkrieg gezeigt.

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Mastrodonato  02.02.2017, 20:01

Guter Beitrag - allerdings finde ich es nicht angebracht, Nazis als Faschisten zu bezeichnen.

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Naja, die Dolchstoßlegende kann man eigentlich ganz gut verstehen, solange man den Kontext erfasst hat.

http://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39531/kampf-um-die-republik-1919-1923?p=all

das solltest du dir mal durchlesen, um die in einen geschichtlichen Rahmen zu bringen.

Zusammengefasst geht die Dolchstoßlegende so:

Weil das wunderbare (Ironie) deutsche Militär niemals einen Krieg verlieren kann, ist nicht die Unterlegenheit der Streitkräfte auf dem Schlachtfeld für den verlorenen Krieg verantwortlich. Wirklich Schuld sind Feinde, die das Kaiserreich aus dem Inneren bekämpft haben, also den Dolch von hinten in den Rücken gestoßen und so die Niederlage herbeigeführt haben. Konkret wurden die inneren Feinde nicht benannt, sonder nur ganz allgemein auf die Kommunisten und einflussreiche Juden verwiesen. 

Simonthetwo hat es schon richtig gesagt: Es war ein nachträgliches Verfälschen des Militärs (Hindenburg und Ludendorff), die ab Oktober klar zu erkennen gaben, dass mit eine Siegfrieden nicht mehr zu rechnen sei.

Sie schlängelten sich aus der Verantwortung. Der Fehler der neuen zivilen Regierung war es, nicht die Militärs selbst den Waffenstillstand zu unterzeichnen lassen.

Da dann die Revolution ausbrach, konnte man später daraus die Dolchstosslegende basteln. Die brach aber erst aus, als die Niederlage schon lange feststand.

Da aber keine feindlichen Truppen auf Deutschem Gebiet waren, wurden sie teilweise wie Sieger begrüsst.

Das war der Nährboden der Dolchstosslegende. Der Fehler der Weimarer Republik war. dass man die Geschichte nicht schonungslos und ehrlich aufbereitet hatte - und damit neben der Dolchstosslegende auch Hitler den Weg bereitet hat.

Hier wird das auch diskutiert:http://geschichte-forum.forums.ag/t1046-die-dolchstosslegende-entstehung-verbreitung-ende#11244

Wenn du "so gut wie nichts" verstanden hast, dann habe ich die Befürchtung, dass du auch mit den hier gelieferten Erklärungen Schwierigkeiten haben wirst.

Sie sind nämlich haargenau so auch im Netz zu finden.

Wie und wo hast du denn gesucht?