Psychologische Folgen von Anime?
Guten Abend, liebe Gemeinde. :-)
Ich bin so etwas wie ein kleiner Japan-Fan. Das heißt, ich mag Anime, die japanische Sprache, traditionelle japanische Kultur, höre mitlerweile größtenteils japanische Musik, lese öfters Dinge aus den Bereichen Wirtschaft & Politik aus Japan und koche fast ausschließlich japanisch und habe den Eindruck dass sich auch mein Denken und Ästhetik-Gefühl stark verändert haben. Mal so grob zusammengefasst.
Angefangen hat das vor ein paar Jahren damit, dass mir jemand ein paar Anime gezeigt hat, die wohl genau einen Nerv getroffen haben. Klar kannte ich aus meiner Schulzeit Pokemon & Co aber das hatte nie so eine Wirkung. Scheinbar ist das einfach eben eine andere Art von Anime gewesen damals.
Es gibt da auch so ein paar Dinge und Vorlieben, die scheinbar alle Japan-Fans eint. Wie eine gemeinsame Kultur. Klar könnte man jetzt sagen, dass es schlicht eine Sub-Kultur wie beispielsweise auch Gothic ist. Aber andere Sub-Kulturen haben ja in der Regel auch keine eigene Sprache zum Beispiel. Ich finde, dass es im Falle "meiner" Sub-Kultur doch sehr weit geht.
Daher denke ich schon seit einiger Zeit zwangsläufig an den Begriff "Gehirnwäsche" und würde gerne wissen, ob ihr mir ein paar wissenschaftliche Veröffentlichungen zur psychologischen Wirkung von Anime empfehlen könnt?
Denn ich habe schon selbst immer mal danach (möglicherweise falsch) gesucht und leider nichts weiterführendes gefunden.
Ich meine, Anime wurden ja früher in Japan bestimmt nicht ganz ohne Grund im Krieg zu Propagandazwecken eingesetzt. Und im 2. Weltkrieg wollte ja Japan Ostasien unter japanischer Führung einigen. Ich fühle mich langsam genauso erobert als ob ich bekehrt werden würde. Das macht mir Sorgen, denn ich bin ja schließlich keine Japanerin.
8 Antworten
Deine Frage kann ich dir nicht beantworten, aber eine Gegenfrage stellen.
Hast du zufällig schon den Roman Shogun von James Clavell gelesen? Bei deinem Faible für Japan würde ich dir den wärmstens an Herz legen, denn damit versteht man viel von der japanischen Geschichte und der japanischen Mentalität.
Nein, den habe ich leider noch nicht gelesen. Aber danke für den Tipp. Wobei eigentlich will ich meinen Faible ja nicht noch verschlimmern xD
Man kann immer was ändern es ist schwer aber es lohnt sich, auch wenn das jeder sagt aber es ist die Realität, nicht Nachdenken und machen :)
„Gehirnwäsche“ klingt nach Verschwörungstheorie... planen am Ende etwa die japanischen Anime-Studios die Übernahme der Weltherrschaft mittels Anime, ähnlich wie Bill Gates es mit dem Coronavirus versucht? ^^
Anime sind Produkte, die verkauft werden müssen, damit die, die sie produzieren, davon leben können. So wie Waschmittelhersteller potentiellen Kunden erzählen, dass allein ihr Waschmittel Wäsche wirklich rein wäscht und sich dadurch auf wundersame Weise das gesamte Leben eines Menschen zum positiven verändert, so erzählen Anime-Studios ihren potentiellen Kunden, dass ihr neuestes Release DAS eeeepischste Abenteuer aller Zeiten wird. So wie Waschmittelhersteller in aller Regel tatsächlich versuchen, ihre Waschmittel so zu konzipieren, dass Wäsche damit sauber wird, so gestalten auch Anime-Studios ihre Anime nicht absichtlich unepisch ;)
Ich selbst war in meiner Jugendzeit ca. 2 Jahre Teil der Anime-Community (naja, mehr oder weniger, ich war nie extrem). Ironischerweise habe ich mich selbst abrupt aus der Community geschossen, indem ich nach Japan ging. Nicht nur, dass ich damit erstmal grundsätzlich in der richtigen „Location“ Japan war, sondern es war zudem ein Schüleraustauschjahr, ich war also in exakt dem „Setting“ in dem gefühlt 90 % aller Anime spielen. Und in diesem Setting habe ich quasi von einem Tag auf den anderen gelernt, dass mich Anime zwar nicht angelogen haben, ich sie aber die Jahre davor komplett falsch verstanden habe. Und dann habe ich zeitgleich aber auch festgestellt, dass ich das, was ich in real vorfand, besser fand, als das, was ich mir fälschlicherweise aus Anime gemacht hatte. Und deshalb habe ich nie wieder zurück in die Anime-Community gefunden und mich ganz im Gegenteil im Laufe der folgenden Jahre immer weiter davon entfernt. Insofern haben mir Anime zwei Jahre eine ganz nette Zeit beschert und anschließend gemacht, dass ich etwas finde, was ich noch viel, viel ansprechender finde.
Und aus diesem Grund verteufle ich Anime und ihre Fans auch heute nicht, auch dann nicht, wenn sie schon über das Pubertätsalter hinaus sind, und ich finde es überhaupt nicht seltsam, wenn sich Anime-Fans auch oberflächlich für Japan interessieren. Was ich mich nur häufig frage, ist, bei welchen das Interesse für Anime im Vordergrund steht und das Rand-Interesse für Japan quasi „so nebenbei“ hinzu kommt, und bei welchen das Interesse für Anime eigentlich nur das Tor ist zum Interesse für Japan, wie bei mir. Aus meiner Sicht sind das nämlich zwei unterschiedliche Typen Menschen und der Grund, warum ich ja eben „ausgestiegen“ und nie wieder zurückgekommen bin. Ich, als jemand, der Japan liebt und ziemlich viel dafür opfert, in Japan leben zu können, kann mich mit Anime-Fans überhaupt nicht mehr identifizieren, und ich meine damit nicht unbedingt die zwischenmenschliche Sympathie, sondern, irgendwie, die Lebenseinstellung, oder die Weltanschauung.
Das ist jetzt keine wissenschaftliche Quelle, sondern nur meine eigene persönliche Erfahrung ;)
Das Bunte, teils Schrille, und die betonte Emotionalität waren auch das, was mich in meiner frühen Pubertät an Anime fasziniert hatte. Und in real ist Japan halt sehr viel farbloser, unmagischer und unaufgeregter ^^
Ich nehme mal als ein Beispiel „Kirschblüte”, weil das ja etwas sehr Japan-Typisches ist, was aus diesem Grund natürlich häufig in Anime aufgegriffen wird. Und alle Anime-Fans machen schön ihre Hausaufgaben: Sie können genau erklären, warum Japaner so versessen auf Kirschblüten sind, als Symbol für was sie stehen, und selbstverständlich wissen sie, dass das japanische Wort dafür „Sakura” ist. Sie wissen theoretisch oft recht viel, aber ich bezweifle (und weiß von mir damals selbst definitiv), dass sie selbst besonders viele Emotionen mit Kirschblüten verknüpfen - wie auch, wenn in Deutschland nur vereinzelt überhaupt Kirschbäume zu finden sind und zu einer Zeit blühen, die in Deutschland „mitten im Jahr“ ist.
So, wie Kirschblüten in Anime dargestellt werden, so sehen sie im Wesentlichen auch in Wirklichkeit aus, da ist nichts gelogen. Aber im Anime, wenn wir beispielsweise von einem Shōjo-Anime sprechen, dann wirbeln meinetwegen die Kirschblütenblätter mit Computer-Glitzereffekten durch die Luft, während ein Mädel grazil die Allee entlang rennt, selbstverständlich mit verklärtem Blick und rhythmisch im Wind wippenden Haaren, begleitet von dramatischer Schmacht-Musik, die von der unsterblichen Liebe der Protagonistin zu ihrem Lieblings-Macker erzählt, und was-haste-nicht-alles-gesehen. Und in real sieht das dann wie gesagt viel weniger episch aus ;) Als aber die Kirschblütenblätter auf mich herabregneten, hatte die Situation aus vielen Gründen eine eigene Schönheit und Emotion. Auch wenn der Anblick von vom Winde verwehten Blütenblättern im Vergleich zu Anime unepisch war, so war er trotzdem weitaus ästhetischer als alles, was ich in Deutschland jemals in Zusammenhang mit einem neuen Schuljahr gesehen hatte. Das hat bei mir halt gemacht, dass ich dieses reale Erlebnis immer wieder erleben möchte, und die Darstellung davon in Form von Anime einfach nur noch als für mich nicht akzeptable Möchtegern-Ersatz-Illusion dafür sehe. Wie gesagt, ich verurteile niemanden dafür, wenn derjenige die epischere Illusion von Japan bevorzugt, aber nachvollziehen kann ich es andererseits auch nicht. Und deshalb werden Anime-Leute und ich wohl nicht wieder zusammenfinden ;)
Hm, sehr interessant. Naja das Problem hierbei ist allerdings, dass ich das reale Japan schlicht nicht kenne. Also nicht vom Erleben her. Ich kenne nur Statistiken, Fakten, Zeitungsberichte, Bücher, Erzählungen von Freunden (Japaner & Deutsche) sowie eben Anime. Das Japan in der Realität viel schlichter ist, erschließt sich ja schon allein, wenn man bloß mal in einen japanischen Spielfilm rein schaut oder sich Fotos aus Japan anschaut. Es ist nunmal ein Stück der Realität und kein gezeichneter Anime. Daher finde ich es auch umso verrückter, dass ich dafür so schwärme. Denn es ist bloß ein ganz normales Land. Aber das was du erlebt hast, werden wohl viele Anime-Fans wie auch ich nie nachvollziehen können. Schlicht weil wir es nicht erlebt haben. Übrigens, auch wenn es nicht Kern der Thematik ist: In Leipzig gibt es vor dem Grassi-Museum eine Wiese, wo immer im April japanische Kirschblüten blühen. Da veranstaltet auch ein Verein manchmal ein kleines Ohanami-Picknick. :-) Aber vermutlich ist das kein Vergleich.
Thematisch haben wir uns auch ganz schön von deiner Ausgangsfrage entfernt. Im Grunde wollte ich nur sagen, dass in meinem Fall der „Ausstieg“ abrupt und mühelos kam und dass ich deshalb nicht denke, dass Anime etwas sind, wovon man unfreiwillig nicht wegkommt, wie bei einer Sucht oder Sekte oder so.
Was wissenschaftliches habe ich nicht parat dafür eine Empfehlung : Die Komplette Danganronpa Anime Reihe denn gerade in den letzten zwei Staffeln geht es ja genau um die Thematik : Einen Anime für Gehirnwäsche Aktivitäten zu erschaffen. Und dort wird erklärt dass sich verschiedene Farben , Töne und Bilder stark auf die menschliche Psyche auswirken können und diese verändern . Zuerst wird ein Anime kreiert der Leute zur Verzweiflung treibt , später werden Aufnahmen von Morden dazu genutzt um Leute in die Verzweiflung zu treiben und später wird das Erste Danganronpa Punishment als Gehirnwäsche Video verwendet . Auch später als das Glücksvideo verteilt wird , wird wieder ein Anime benutzt um die Soldaten in einem extremen Glückszustand zu bringen in dem sie jeden Töten der das Glück bedroht........
Ansonsten kenne ich mich eher mit Gehirnwäsche basierend auf bestimmten Disney Filmen aus
Oh wow das klingt ja sogar noch schlimmer, als ich befürchtet habe! Aber ein Anime über Gehirnwäsche in Anime hat schon etwas Ironisches :-D
Ja es gibt sogar einen Film darüber wie uns Medien , Film und Fernsehen manipulieren : https://youtu.be/4mrutFG_xsY
XD
Ja aber so sehr, dass wir uns völlig verbiegen und am liebsten eine völlig fremde Nationalität annehmen würden?
Allein Musik ist schon dazu in der Lage, vollkommen irrationale Gefühle und Handlungen herbeizuführen. In Kombination mit anderen Mitteln, kann der Mensch ziemlich leicht manipuliert oder auch indoktriniert werden.
Joa, alles hat einen Einfluss. Anime ziehen mich nicht so, dafür eher japanische Sendungen und die Sprache. Die Akzeptanz für japanische Medien steigt. Es ist nicht weit hergeholt, dass ein kleines Mädchen ein 1000 Jahre alter Robodrache ist, den der Protagonist heiraten möchte.
Ja genau sowas meine ich! Das ist doch verrückt, wie sehr sich die eigene Sichtweise zunehmend und auffallend verändert.
Ich sehe da Parallelen zum Frauentausch akzeptieren.
Hat Frauentausch die Zuschauer geschaffen oder kam Frauentausch, weil es solche Zuschauer von vornerein gab?
Na toll, also sind Anime dafür gemacht worden um einer bestimmten Sorte Mensch wie mir eine Gehirnwäsche zu verpassen bis ich irgendwann da hin ziehen will? o.O
Du willst hinziehen, weil du eine Idealversion von Japan im Kopf hast.
Befasse dich einfach mal mit Folgendem:
Würdest du im Maidcafé eine Lebensmittelvergiftung vermuten?
Würdest du in deinem Apartment in Tokyo mit Kakerlaken und Schimmel kämpfen?
Ist die Bürokratie in Japan für dich ertragbar?
Japan verfügt über ein robustes Gesundheitssystem, ist dies in deiner Idealwelt?
Wie steht es um die Obdachlosigkeit in Japan? Wie viel weißt du darüber?
Und diese Gesichter :D haha kennst du hatsune Miku? Boar als ich das erstemla nen Konzert davon gesehen habe war ich absolut fassunglos was für ein technisches Meisterwerk die geschaffen haben, die Musik gut kann man streiten aber die Ausführung das ist so krass.
nach dem countdown gehts los https://www.youtube.com/watch?v=X11CTE7CmnI
Sie ist ein Vocaloid ein Programm das zum singen gebaut wurde, und dazu ein Hologramm erschaffen wurde bzw ne Projektion und auf diesen Bühnen ist alles so technisch ausgestattet das sie eben tanzt und singt und es alle feiern
Ja, Japan hat einige erste Probleme in:
- Gesellschaft
- Arbeitsmarkt
- Wirtschaft
- organisierter Kriminalität
- Rassismus
- Ungerechtigkeit gegenüber Frauen
- Familienstrukturen
- Unternehmenskultur
- Management
- Adoptionsrecht
- Häuslicher Gewalt
- Armut
Und das sind nur die Dinge, von denen ich recht umfassend weiß. Also eigentlich ist es gar kein so tolles Land.
Und weißt du, was das schlimmste dran ist?
Ich habe trotzdem schonmal daran gedacht, dort mal für kurze Zeit hin zu ziehen, bei Gelegenheit. Das widerspricht doch jedem Verstand!
Konkret über die Obdachlosigkeit in Japan weiß ich leider noch wenig - oder zum Glück. Aber wenn man so darüber nachdenkt, hat damit auch Deutschland ein großes Problem. Also wenn es eh überall scheiße ist, dann kann man auch nach Japan ziehen. xD
Ich finde es nicht abwegig, dass du da hin willst. Mach es, bereite dich nur vorher gut vor.
Obdachlosigkeit ist kurz gesagt das, was auf Arbeitslosigkeit sehr schnell folgen kann.
Ah, den Song kenne ich! Mag den auch total! :-)
Von dem Lied gibts aber noch eine andere Version mit anderem Video. Die kannte ich eigentlich.
Du solltest schon Japanisch können wenn du nach Japan willst, denn Englisch wird dort nur in Tourismusgebieten genutzt.
Ja, bin auch ein großer Vocaloid/UTAU/SynthV-Fan :-) War auf der Miku-Expo in Berlin, 2020. Da gab es auch ein Konzert von mit ihr :-) Die nächste Miku-Expo findet wegen Corona und dank Spenden für jeden frei Verfügbar online live statt. Aber ein Datum gibt es leider noch nicht: https://mikuexpo.com/online2021/index.html
Das stimmt, daran müsste ich vorher arbeiten. Denn kann bisher nur eMail/IM-Kommunikation aber so mündlich direkt traue ich mir nicht zu. Vor allem, da ich ab und an noch ein Wörterbuch brauche.
Nicht nur das. Gibt ja auch verschiedene Höflichkeitsebenen je nachdem in welcher Beziehung man zu seinem Gegenüber steht. Und eben auch unterschiedliche Wörter für die selbe Bedeutung je nach Anlass oder Kontext. Aber das führt jetzt etwas vom Thema ab, denke ich :-)
Wenn du sagst, dass du die Anime falsch verstanden hattest und das, was du da vorfandest besser fandest: Was genau meinst du damit?
Ja, mir ist auch schon aufgefallen, dass bei vielen anderen Mitgliedern dieser Subkultur das Interesse für Japan selbst eher ein oberflächlicher Nebeneffekt ist. Daher bezeichne ich mich auch selten direkt als Anime-Fan (obwohl ich das auch bin, denn ich mag diese bunte Darstellung und diese - zumindest bei guten Anime - gefühlvolle sensible Umsetzung), sondern eher als Japan-Fan. Denn wenn ich so zurück denke an den Anime, der mich "infiziert" hatte, dann bin ich mir tatsächlich unsicher, welcher es genau war. Aber ich weiß noch genau, dass mich zu einem großen Teil das Opening in seinen Bann gezogen hat. Aber nicht wegen seiner Machart, sondern wegen der Sprache Japanisch, mit der ich da zum ersten Mal Berührung hatte und die so toll klang - und immernoch klingt. Danach erst hat mich dann die Kultur und die Geschichten fasziniert, wenn ich es so einordnen müsste.