Psychologin wirklich so schlimm?
Hallo also ich gehe in die 8 klasse und wollte schon immer Psychologin werden doch viele ältere meinten zu mir es sei ein schlimmer Job da man selber Probleme bekommt doch ich mag es eigentlich Menschen zu zuhören und helfen doch ich will keine noch schlimmeren psychische Probleme also ist es wirklich so schlimm?
1 Antwort
Hey. ich bin studierter Psychologe und in der Weiterbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten.
Die kurze Antwort: Nein.
Die längere Antwort: es kann anstrengend sein, den ganzen Tag Leuten, die allen möglichen nicht hiflreichen Kram / Unsinn glauben und denken zuzuhören. Du musst auch sehr bewusst und aktiv, konzentriert zuhören, um z.B. subtile, angedeutete Bedeutungen in dem Gesagten zu hören. Das macht das Ganze auch recht anstrengend.
Darüber hinaus realisieren manche Leute ein Beziehungsverhalten, das Dich ganz schön auf die Probe stellt (manche wollen z.b. privaten Kontakt, Andere werten Dich massiv ab, wieder Andere machen sich abhängig von Dir usw.).
Aus meiner Sicht braucht man auf jeden Fall die Fähigkeit, sich außerhalb der Arbeit davon zu distanzieren. Man braucht z.B. Hobbys, irgendwas, was einem gut tut. Bei dem Job ist es besonders wichtig, dass man sich einen Ausgleich schafft und sich um seine eigene mentale Gesundheit kümmert. Das macht man hauptsächlich, indem man den eigenen (psychischen) Bedürfnissen nachgeht und das macht, was einem emotional gut tut.
Als sehr postiv erlebe ich das kollegiale Miteinander. Ich finde, dass Therapeuten im Allgemeinen gut miteinander umgehen - auch das hilft.
Aber es ist keineswegs so, als würde man dadurch selber Probleme bekommen. Das ist natürlich schon möglich, wenn man selbst ungünstige Erlebens- und Verhaltensmuster mitbringt, die durch den Kontext "Psychotherapie" verstärkt werden. Aber das ist keineswegs so garantiert, wie es deine Leute sagen. Die Leute überschätzen die Problematik dieses Berufs, wenn sie sowas sagen.
Wenn man aber z.B. eine Tendenz hat, sich stark für Andere verantwortlich zu fühlen, wenn man eine Art Helfersyndrom hat, dann kann es sein, dass dieser Beruf sehr belastend, eventuell auch zu belastend ist. Aber Du machst für sowas ja auch Selbsterfahrung, um solche Muster zu erkennen und zu bearbeiten.
Schwierig wird es auch, wenn Du den Beruf nicht zumindest im Wesentlichen magst. Den Job kann man nicht machen, wenn man ihn hasst, denn das würde den Job besonders anstrengend machen - zusätzlich zu den durchaus anstrengenden Erfordernissen, die dieser Job sowieso schon mit sich bringt.