Psychischkrank durch Ausbildung?
Hallo liebe Community,
wie ihr bereits am Titel lesen könnt, geht es in diesem Beitrag um meine Ausbildung.
Kurz zu mir, ich bin männlich, derzeit noch 18 Jahre alt und befinde mich im 2. Lehrjahr meiner Ausbildung zum Wasserversorger im öffentlichen Dienst.
Mit meinem Chef komme ich ab und an ganz gut klar, grundsätzlich aber eher nicht. Es wird viel hinter meinem über mich geredet und ganz ehrlich gesagt, liegen mir die Tätigkeiten leider nicht, wie erhofft, die Berufsschule läuft auch nicht, im 2. Lehrjahr schreibe ich viele 5en, ich habe vor den Prüfungen extrem Angst und möchte auf gar keinen Fall durchfallen, verstehe in der Schule aber wirklich nicht viel. Ich habe wirklich kaum Motivation, vielmehr quält mich der Gedanke „Wieso kann ich nicht nochmal 2 Jahre zurückspulen“. Dieser Gedanke geht mir wirklich permanent durch den Kopf.
Ich habe bereits zum Ende des ersten Lehrjahres versucht eine andere Ausbildungsstelle zu finden, leider ohne Erfolg.
Nun zu meinem psychischen Problemen, ich habe bereits früher immer kleine Ticks, diese haben wir aber weder beeinträchtigt, noch großartig gestört. Seitdem ich die Ausbildung mache, habe ich Blockunterricht und bin in einer Unterkunft knapp 80 km. von zuhause entfernt. Seitdem ich hier bin, verschlimmern sich diese Ticks, ich muss mir permanent die Hände waschen und habe sehr viele Zwangsgedanken, gerade wenn ich nicht zu Hause bin, kann ich sie einfach nicht abstellen, ich habe dann die Angst, dass etwas schlimmes passiert, was totaler Schwachsinn ist. Bin ich zuhause, habe ich diese Gedanken nicht, fühle mich sehr wohl und bin eigentlich gut drauf wenn ich nicht arbeiten bin.
Ich weiß nicht was ich dagegen machen soll. Angesichts der Ausbildung würde ich gerne den Beruf wechseln und eine neue Ausbildung anfangen. Meine Eltern unterstützen mich in jeder Hinsicht, allerdings geht es meinem Vater gesundheitlich nicht optimal gerade und ich möchte ihn ungern damit belasten. Mit meiner Mutter habe ich bereits einige Bewerbungen geschrieben, leider ohne Erfolg.
Vielleicht war irgendjemand ja mal in einer ähnlichen Situation und kann mir Tipps geben. Ich bedanke mich im Voraus
2 Antworten
Ja, ich verstehe ungefähr was du durchmachst, war in einer ähnlichen Situation. Meine Lehrzeit gehörte zu der schlimmsten Zeit meines Lebens. Dazu habe ich mir meinen Lehrberuf, den Bürokaufmann, nicht einmal selber ausgesucht. Ich wurde von meinem Vater buchstäblich dazu gezwungen.
Ich war ein Mensch der immer alles negative, sowie alles schlimme was ich im Leben durchmachte, runterschluckte - und irgendwann, mit 17 Jahren, erkrankte ich an einer klinischen Depression. Meine Lehre habe ich mit knapp 16 Jahren begonnen, mit 18 konnte ich kündigen und den Lehrabschluss, ohne danach ein halbes Jahr gearbeitet zu haben, bestehen.
Unterstützung erhielt ich von meinen Eltern überhaupt nicht, diese bestanden unbedingt darauf das trotz allem ich die Lehre fertigmache, sodass ich mich öfters krankschreiben und in einer anderen Stadt, für 5 bis 8 Stunden, verstecken musste. Ich hatte quasi neben den psychischen Problem auch Krieg Zuhause sowie auf der Arbeit.
Was ich bei als äußerst wichtig empfinde: Du hast wenigstens die Unterstützung von deiner Mutter. Wenn der Beruf wirklich nichts für dich ist, dann kannst gib bei der Suche nach einer neuen Lehrstelle nicht auf! Ich weiß nicht wie die Situation in der BRD ist, aber in Österreich kann man zur Not schon nach Hälfte der Lehrzeit, die Berufsschule ohne Lehrverhältnis absolvieren. Erkundige dich mal in deiner Schule, wie die gesetzliche Situation in Deutschland ist!
Ebenfalls wäre es produktiv, wenn du dir Unterstützung suchst! Muss nicht sofort ein Psychologe sein, du kannst für den Beginn auch an einem Coaching teilnehmen. Habe ich auch vor circa 3 Monaten. Du hast Blockaden in dir, die gelöst werden müssen, denn irgendwann kann so etwas einen nervlich krank machen.
Ich wünsche dir Alles Gute! Bleib stark, lass dich von niemandem unterkriegen! c:
Nichts zu danken! Das wichtigste ist das du keinen Druck hast und dich problemlos nach einer neuen Lehrstelle umkucken kannst.
Alles Gute! c:
Man wird mit deiner Problematik nicht psychisch krank durch die Arbeit, aber eine psychische Erkrankung kann durch Probleme so verstärkt werden, dass sie jetzt erkennbar auftritt.
Danke dir, toller Beitrag. Ich schaue mich weiter nach Ausbildungen um. Ich weiß selber, dass ich mit einer anderen Ausbildung auch den psychischen Stress nicht in diesem Ausmaß habe, vorausgesetzt die Ausbildung läuft gut :)