(Philosophieren heisst von vorne anfangen - immer wieder ) Was versteht man von Markus Gabriel was das Wesentliche der Philosophie ihm ausmacht?

1 Antwort

Bei dem Text in den Abbildungen handelt es sich um Ausschnitte aus einem Buch:

Markus Gabriel, Warum es die Welt nicht gibt. Berlin : Ullstein, 2013, S. 9 und S. 24 – 25

Der Satz am Ende des Textauszuges vertritt einen deutlichen Standpunkt:

„Die Aufgabe der Philosophie ist es, immer wieder von vorne anzufangen, und das jedes Mal.“

Für das Wesentliche des Philosophierens hält der Autor, a) allgemeine und grundsätzliche Fragen zu stellen, b) zu versuchen, durch eigenes Forschen und Denken über die Fragen Erkenntnisse zu erreichen und diese in klare Aussagen zu fassen und c) nichts als von Anfang an selbstverständlich und fest gegebene Tatsache anzunehmen, sondern bereit zu sein, alles in Zweifel zu ziehen, einschließlich bisheriger eigener Überzeugungen.

„Das Leben, das Universum und der ganze Rest“ ist eine zitierende Anspielung auf die Romanreihe „Per Anhalter durch die Galaxis“ (englisches Original: „The hitchhiker’s guide to the galaxy“ von Douglas Adams, in der erzählt wird, wie ein Computer die Antwort auf die „Ultimative Frage des Lebens, des Universums und dem ganzen Rest“ („Answer to the ultimate question of life, the universe, and everything“) geben soll und nach langen Berechnungen mit „42“ antwortet.

Markus Gabriel nennt eine Reihe von Fragen als Beispiele von großen philosophischen Fragen/Menschheitsfragen. Wenn gefragt wird, was das eigentlich soll, wird die Frage nach dem Sinn des Ganzen/dem Sinn des Lebens gestellt. Es gibt Fragen nach der Beschaffenheit der Welt/Wirklichkeit/Realität und der Seinsweise geistig-seelischer/mentaler Phänomene wie Gedanken, Wünsche und Hoffnungen. Es gibt Fragen, in denen es um Selbstverständnis und Orientierung (über die menschliche Existenz und die Existenz allgemein) geht, und Fragen zur Möglichkeit menschlicher Erkenntnis. Es gibt Fragen zum Ursprung der Menschen („Woher kommen wir?“), womit wirkende Ursachen ein Thema werden.

Philosophie strebt nach Erkenntnis durch vernünftiges Nachdenken. Klare Aussagen und nachvollziehbare Begründungen sind wünschenswert. Sie soll keine auf wenige Auserlesene (eine Elite) beschränkte und im Geheimen stattfindende Wissenschaft sein, die sich gegenüber dem Rest abschottet und ihre Überlegungen und Ergebnisse vor ihm verbirgt, sondern eine in einem großem Ausmaß öffentlich betriebene Wissenschaft.

Neugier, wie sie bei Kindern auftritt, kann philosphische Fragen auslösen. Markus Gabriel nennt als Beispiele aus seiner Kindheit: 1) die Frage, ob im Fall einer aufgrund eines Regentropfens im Auge doppelt gesehenen Laterne real eine Laterne oder zwei Laternen da sind (allgemein steckt darin: Ist die Welt real genau so beschaffen, wie sie in der Wahrnehmung erscheint?) und wie vertrauenswürdig die Sinneswahrnehmung ist (ein Thema der Erkenntnistheorie), 2) das Problem eines Bezuges des Wortes „jetzt“ auf völlig verschiedene Situationen aufgrund des Vergehens der Zeit (darin steckt Sprachphilosophie über die Bedeutung von Wörtern).

Die Reihe von im Text genannten Fragen ist nicht grundsätzlich neuartig. Neu ist nach Meinung des Autors der Denkweg, den er in seinem Buch zu den höchst verwickelten philosophischen Fragen anbietet.

Immer wieder von vorn anzufangen, bezieht sich vor allem darauf, für Kritik offenzubleiben und Auffassungen einem Zweifel zu unterziehen. Echtes Philosophieren ist bereit, nicht einfach Meinungen anderer Menschen zu übernehmen, sich nicht durch Vorurteile festlegen zu lassen und vermeintliche Selbstverständlichkeiten zu überprüfen.


Tamtamy  23.09.2018, 12:46

Da scheinen wir doch nicht weit auseinanderzuliegen mit unserem Verständnis.

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