Paul von Hindenburg Facharbeit / The Temporary Triangle?
Hallo Leute, Ich schreibe ein Facharbeit über das Thema "Paul von Hindenburg". Ich soll dabei besonders auf die zeit von 1925-1934 achten. Meine Aufgabe dabei ist es 1. eine Hinleitung zum Thema (Hindenburgsrolle zur zeit der Kaiserzeit) 2.Eine Quelleninterpretation (formale und inhaltliche Analyse,historische Einordnung,sachliche Stellungnahme) 3.Eine Quelleninterpretation (formale und inhaltliche Analyse,historische Einordnung,sachliche Stellungnahme) 4.Schluss (Persönliche Stellungnahme etc.)
Eine der Quellen soll ein Text sein die andere eine Karrikatur.
Ich wollte nun über die Karrikatur "The Temporary Triagle" schreiben.
link http://study.abingdon.org.uk/history/1933.gif
Es wäre sehr hilfreich wenn ihr mir bei der interpretation etwas helfen könntet. Ich weiß natürlich,dass Hindenburg und von Papen oder von Schleicher abgebildet sind und sie Hitler nur wieder willig tragen, da beide eigentlich vermeiden wollten, dass er an die macht kommt. Aber gibt es nicht noch eine tiefere interpretation? Wie genau ist Schleicher/Papens verhältniss dazu? Ich kenne von beiden nicht die genaue Geschichte/Einstellung. Bitte hilfe!
2 Antworten
Bei der Deutung der Karikatur ist wichtig, was in der Abbildung zu finden ist.
Ein Wissen über die damalige Lage, die geschichtlichen Entwicklungen und die politische Einstellung der Hauptpersonen ist nützlich, allerdings kommt es zunächst auf die Sichtweise des Karikaturisten an, das aufgrund von Informationen gewonnene eigene Bild des Geschehens kann danach für die Stellungnahme verwendet werden. Zuerst geht es darum, was der Karikatur zu entnehmen ist.
Die Karikatur ist in der in London herausgegebenen britischen Satirezeitschrift Punch am 8. Februar 1933 erschienen und von Bernard Partridge (links unten stehen seine Initialen P. B.) gezeichnet, damals der Hauptkarikaturist dieser Zeitschrift.
http://punch.photoshelter.com/image/I0000w8u0jjd.3QU
Die Bildunterschrift ist von Bedeutung und sollte beachtet werden (beim Link der Fragebeschreibung ist sie nicht zu sehen): Von Hindenburg and Von Papen (together) - "For he's a jolly good fellow, for he's a jolly good fellow, for he's a jolly good fe-el-low, (Aside: "Confound him!") and so say both of us!"
Der dritte Mann im Vordergrund neben Hindenburg und Hitler ist eindeutig Franz von Papen. Dies ist am Aussehen zu bemerken und ergibt sich auch aus dem geschichtlichen Geschehen (Kurt von Schleicher ist nicht abgebildet).
Am 30. Januar 1933 war eine neue Regierung mit Adolf Hitler als Reichskanzler gebildet worden. Franz von Papen war Vizekanzler. Reichspräsident Paul von Hindenburg hatte Hitler zum Reichskanzler ernannt. Die Regierung war zunächst in einem gewissen Ausmaß vom Reichspräsidenten abhängig (Präsidialkabinett), weil sie keine absolute Mehrheit im Reichstag hatte und sich auf die Möglichkeit von Notverordnungen des Reichspräsidenten mittels Artikel 48 der Verfassung stütze. Der Reichstag wurde am 1. Februar 1933 aufgelöst, um in Neuwahlen andere Mehrheitsverhältnisse zu erreichen. Die „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des Deutschen Volkes“ vom 4. Februar 1933 schränkte Grundrechte ein (Versammlungs- und Pressefreiheit).
Der Titel der Karikatur enthält eine wesentliche Aussage: The temporary triangle
Bei den drei Männern im Vordergrund handelt es sich demnach um ein zeitweiliges Dreieck.
Hindenburg, Papen und Hitler sind unter bestimmten Umständen und zu bestimmten Zwecken ein Bündnis eingegangen, aber die Karikatur erwartet keine dauerhafte feste Zusammenarbeit dieses politischen Machtdreiecks (auf personaler Ebene).
Hindenburg und Papen tragen beide gemeinsam Hitler jeweils auf einer Schulter. Sie haben ihm Regierungsgewalt gegeben und damit Macht übertragen. Hitler ist damit optisch in dem Dreieck oben, an der Spitze (nicht Hindenburg, obwohl er Staatsoberhaupt ist).
Hitler sitzt obenauf mit starrem, entschlossenem Blick. Er ist als nationalsozialistischer Kämpfer gekleidet (Stiefel, Hose, Koppel, Hemd, Schulterriemen).
Paul von Hindenburg, in der Armee im Ersten Weltkrieg zum Generalfeldmarschall aufgestiegen, ist in Uniform dargestellt.
Franz von Papen ist zivil in Anzug dargestellt.
Hindenburg und Papen halten Hitler an den Beinen. Dies ist mehrdeutig. Einerseits geben sie ihm Halt, andererseits ist dessen Bewegungsspielraum eingeschränkt und er kann sich nicht sehr einfach weiter erheben.
Unabhängig von einer Meinung, welche Empfindungen und Gedanken Hindenburg und Papen damals tatsächlich hatten, ist bei der Analyse vom Gesichtsausdruck der Abbildung auszugehen.
Ihre Mienen erwecken nicht den Eindruck von Begeisterung. Papen wirkt sogar, als ob er verärgert ist.
Hitler stützt sich mit den Armen auf ihre Köpfe und packt mit den Händen dabei kräftig zu. Papen hat eine (von der zu tragenden Last?) etwas gekrümmte/gebeugte Haltung. Er, von den drei Männern der mit dem niedrigsten Amt, trägt in seiner linken Hand seinen Hut (das Abnehmen eines Hutes kann Zeichen einer erwiesenen Ehrerbietung/Achtung, auch vor Ranghöheren, sein), während Hindenburg seine Mütze aufbehält.
Seitlich und hinter der Gruppe der drei Männer, auf einer zwischen Gebäuden leiernden Straße oder einem Platz scheinen Leute zu jubeln (erhobene Arme, zu Ausrufen geöffnete Münder), anscheinend Nationalsozialisten (zumindest die vordersten sind der Uniform nach offenbar SA-Männer, an einer Stelle befindet sich ein großes Hakenkreuzbanner).
Hindenburg und Papen äußern sich über Hitler nach der Bildunterschrift offiziell/gegenüber dem Publikum lobpreisend (sie stimmen ein im englischen Sprachraum verbreitetes Lied an, mit dem gratuliert wird; „For he's a jolly good fellow“ [da er ein netter guter Kamerad/Kumpel/ein prima/famoser Kerl ist“]). Leiser beiseite gesprochen äußern sie sich deutlich anders, mit einen gegenteiligem Wunsch („Compound him!“ [„Zur Hölle mit ihm!“]).
Hindenburg und Papen möchten nach der Karikatur Hitler wieder loswerden, wenn dies möglich ist. Hitler wirkt allerdings nicht so, als ob er leicht abzuschütteln sei, und die SA beherrscht die Straße.
Wow viel dank. Das hilf mir wirklich sehr weiter :)
Ist dieser text aus diesen Büchern 1:1 entnommen oder von dir verfasst wurden, weil ich muss angeben woher ich meine information habe. Und eventuell könnte ich dann auch aus diesen text Zitieren ?
Die Nationalsozialisten kamen 1933 in einem Bündnis mit autoritär-konservativer Kräften an die Regierungsmacht in Deutschland. Hindenburg und Papen sind Vertreter der alten Eliten und gehörten zu diesen Konservativen. Bei der Machtübertragung an Hitler und die Nationalsozialsten wurde gegenüber Bedenken einiger Konservativer auf ein Konzept der Einrahmung verwiesen.
Autoritär-Konservative bildeten zusammen mit den Nationalsozialisten die Regierung und verhalfen ihnen so zur Macht. Insgesamt 3 Nationalsozialisten im Kabinett standen 8 Konservative (darunter kamen 5 Minister aus der Deutschnationalen Volkspartei [DNVP]) gegenüber. Ihre Absicht war, die Nationalsozialisten für ihre Zwecke zu verwenden und durch eine Übermacht im Kabinett zu kontrollieren („Zähmung“). Sie vertrauten auf die Eingriffsmöglichkeiten des Reichspräsidenten Paul vom Hindenburg und ihre eigene gesellschaftliche Stellung.
Für eine ausreichend stabile Regierung allein der Konservativen fehlte ihnen eine genügend große Massenbasis. Die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) allein war mit weniger als 10 Prozent der Stimmen weit von einer Mehrheit entfernt.
Paul von Hindenburg stammte aus einer ostpreußischen Adelsfamilie und war Monarchist, als Reichspräsident seit 1925 hatte er aber auch einen Eid auf die Verfassung der Weimarer Republik abgelegt. Er neigte einem politisch nach rechts gehenden Kurs zu, hatte aber einige Bedenken gegen die Nationalsozialisten und Adolf Hitler. Dessen Forderung, ihn zum Reichskanzler zu ernennen, hat er im August und November 1932 abgelehnt. Hindenburg hielt eine einseitige Parteidiktatur, die Andersdenkende unterdrücken werde, für eine Gefahr. Im Januar 1933 stimmte er aber einer Koalitionsregierung mit Hitler als Reichskanzler zu, wobei Einflüsse auf ihn dies befürworteten und sich um eine Beseitigung der Vorbehalte bemühten.
Franz von Papen besaß ein besonders großes Vertrauen Hindenburgs. Er stammte aus einer katholischen westfälischen Gutsbesitzerfamilie und war zunächst Offizier. 1905 heiratete Papen Martha von Boch-Galhau, eine Erbin aus einer der Familie des Keramikunternehmens Villeroy & Boch. Dies erleichterte ihm Verbindungen zu Großindustriellen. Franz von Papen war Mitglied im Deutschen Herrenklub (DHK), einer Vereinigung von Großgrundbesitzern, Großindustriellen, Bankiers, hohen Ministerialbeamten und anderen hochgestellten Personen in der Zeit der Weimarer Republik. 1932 war er Reichskanzler. Als er im Dezember 1932 in politischen Schwierigkeiten war (große Mehrheit im Reichstag gegen ihn), überlegte seine Regierung einen Plan, der einem Staatsstreich gleichkam: Auflösung des Reichstags für ein halbes Jahr ohne Neuwahlen, Regieren mit Vollmachten des Reichspräsidenten (mit Hilfe von Notverordnungen) und gestützt auf Reichswehr und Polizei, Änderung der Verfassung mit Autoritäten Umbau, spätere Billigung der Maßnahmen durch Volksabstimmung oder ein Nationalversammlung. Am Ende sollte eine Wiedereinführung der Monarchie stehen. Hindenburg scheute aber vor einem so gefährlichen Vorgehen und einem Verfassungsbruch zurück. Er ernannte Kurt von Schleicher zum Reichskanzler. Dieser versuchte eine breitere Zustimmung zu gewinnen, was ihm mit einem Konzept einer „Querfront“ aber nicht gelang. Papen führte Verhandlungen über eine Regierung aus Deutschnationalen und Nationalsozialisten, wobei er zuerst Reichskanzler werden wollte, sich dann aber mit dem Amt des Vizekanzlers begnügte. Er glaubte Hitler durch Einrahmung zähmen zu können und ihn für seine Zwecke engagiert zu haben (Unterstützung durch eine Massenbewegung, wobei er und Gleichgesinnte aber den Kurs kontrollieren). Dies erwies sich rasch als naive Unterschätzung.
Franz von Papen, der bei Hindenburg damals hoch in der Gunst stand, hat eine wichtige Rolle bei Kontakten zwischen Konservativen und Nationalsozialisten zur Auslotung einer Zusammenarbeit in einer Regierung gespielt (persönliche Motive, nachdem er von Schleicher als Reichkanzler abgelöst worden war spielten hinein). Seit dem 10. Januar 1933 hatte er die Rückendeckung Hindenburgs, Gespräche in diese Richtung zu führen.
Hindenburg war kein Nationalsozialist. Eine Kanzlerschaft des nationalsozialistischen Parteiführers lehnt er zunächst wegen einer befürchteten einseitigen Parteidiktatur und einer Verschärfung von Spannungen ab. Hindenburg lehnte allerdings die nationalsozialistische Einstellung nicht vollständig ab, sondern meinte in ihr auch vom ihm bejahte „nationale“ Motive zu bemerken.
Das Hindenburg und Papen Hitler nur widerwillig tragen, ist eine nachträgliche Rechtfertigungslegende. Sie hätten ihn doch gar nicht erst "zu tragen" brauchen und gerade Hindenburg hätte sofort auch wieder Schluss machen können, als Hitler begann, systematisch rechtsstaatswidrigen Machtmissbrauch zu betreiben...
Naja die Karrikatur stammt doch aus der Zeit.
Man kann ja leicht erkennen das sie ihn nur wiederwillig tragen. Was ist daran "nachträglich" ?
Die tragen den nicht widerwillig! Das geben die Gesichtszüge nicht her! Das interpretierst du da hinein. Und zwar im SInne dieser nachträglichen Beschönigung für das Steigbügelhalten bei Hitlers Machtaufstieg. Das ist beileibe nicht so alternativlos wie das gemeinhin dargestellt wird. Außerdem erklärt es in keinster Weise die Duldsamkeit Hindenburgs gegenüber den eklatanten Verfassungsbrüchen der Nazis und ihrer kriminalisierung der Opposition.
1933 war er schließlich zur Bildung einer Regierung der „nationalen Konzentration“ bereit, die alle aus Hindenburgs Sicht „nationalen Kräfte“ umfaßte. Angesichts einer breiten Ablehnung einer Regierung Papen, der Hoffnung, eine Mehrheit konservativer Minister werde Kontrolle ausüben und Machtmißbrauch und politische Abenteuer verhindern, einer scheinbaren Bereitschaft der nationalsozialistischen Parteiführers, sich einer Kontrolle und Beaufsichtigung des Reichspräsidenten zu unterwerfen, und Einflüssen ihm nahestehender Personen und Gruppen gab Hindenburg am Ende seine Bedenken auf.
Vgl. dazu Biographien, z. B.:
Wolfram Pyta, Hindenburg : Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler. 3., durchgesehene Auflage. München : Siedler, 2008, S. 774 - 805
Walter Rauscher, Hindenburg : Feldmarschall und Reichspräsident. Wien : Ueberreuter, 1997, S. 293 – 309