O trübe diese Tage nicht Gedichtinterpretation
In Deutsch sollen wir dieses Gedicht interpretieren und ich woltte frage, ob ihr mir eine Intention formulieren könnt und Tipps zu den sprachlichen Mitteln geben könnt. Es würde mir auch helfen wenn ihr sagen könntet, welche Überschriften ihr den einzelnen Strophen geben würdet.
Herzlichen Dank Chanoble
"O trübe diese Tage nicht" von Theodor Fontane:
O trübe diese Tage nicht, Sie sind der letzte Sonnenschein, Wie lange, und es lischt das Licht Und unser Winter bricht herein.
Dies ist die Zeit, wo jeder Tag Viel Tage gilt in seinem Wert, Weil man's nicht mehr erhoffen mag, Dass so die Stunde wiederkehrt.
Die Flut des Lebens ist dahin, Es ebbt in seinem Stolz und Reiz, Und sieh, es schleicht in unsern Sinn Ein banger, nie gekannter Geiz;
Ein süßer Geiz, der Stunden zählt Und jede prüft auf ihren Glanz, O sorge, dass uns keine fehlt Und gönn' uns jede Stunde ganz.
1 Antwort
Der gute Theodor. Seine Romane sind zwar nicht der Knaller, aber im Vergleich zu diesem Kalendergedichtchen erste Sahne. Wahrscheinlich sollt ihr erkennen, dass es sich um eine Metapher für das menschliche Leben handelt. Fontane war wohl nicht mehr 18, als er dieses dichtete. Immerhin: Ein rührender Appell, mit den Alten gnädig umzugehen, also völlig aktuell. Hätte F statt "man", "unser" und "uns" in der ersten Person gesprochen hätte, würde das Gedicht auf mich nicht ganz so betulich wirken.
Auch die ganz Großen haben ihre schwachen Stunden. So wie z.B. ...
... Hesse (hier mit einem stilistisch fragwürdigen Reim):
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
... Rilke (hier mit einer absurden Metapher):
Da stieg ein Baum. O reine Übersteigung!
O Orpheus singt! O hoher Baum im Ohr!
... Goethe (hier mit humpelnden Versen):
Weg, du Traum! so gold du bist; (Nur Einsilber)
hier auch Lieb' und Leben ist. (Rhythmus)
Sind eben auch nur Menschen ;-)