Notfallsanitäter mit Fachabitur Wirtschaft und Verwaltung?

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Zunächst eine "kurze" Aufklärung über die verschiedenen Qualifikationen im Rettungsdienst, die für fachfremde Personen oft erstmal schwierig sind.

Ganz unten steht der Rettungshelfer, dessen Ausbildung ist landesrechtlich geregelt und umfasst in den meisten Bundesländern 320 Stunden. Von den 320 Stunden sind 160 Stunden Lehrgang, der meist identisch mit dem Rettungssanitäter- Grundkehrgang ist und mit der Prüfung zum Rettungshelfer abschließt sowie 160 Stunden praktische Ausbildung, je nach Bundesland in Krankenhaus und Rettungsdienst oder nur im Rettungsdienst. Der Rettungshelfer ist im qualifizierten Krankentransport Fahrer und unterstützt den Rettungssanitäter.

Die Ausbildung zum Rettungssanitäter umfasst mindestens 520 Stunden und besteht aus den vier Ausbildungsmodulen Rettungssanitäter- Grundlehrgang, Krankenhauspraktikum (80 Stunden Anästhesie/OP und 80 Stunden Intensivstation oder Notfallaufnahme), Praktikum im Rettungsdienst an einer anerkannten Lehrrettungswache und Rettungssanitäter- Abschlusslehrgang mit schriftlicher, mündlicher und praktischer Abschlussprüfung. Der Rettungssanitäter ist in der Notfallrettung Fahrer des Rettungswagens und unterstützt den Notfallsanitäter oder noch Rettungsassistenten bei der Versorgung der Notfallpatienten. Im qualifizierten Krankentransport, führt der Rettungssanitäter eigenständig Transporte von Patienten durch, die keine Notfallpatienten sind aber aufgrund einer Erkrankung/Verletzung dennoch einer fachlichen Betreuung bedürfen. Da jeder dieser Patienten auch ein Notfall werden kann, muss der Rettungssanitäter auch lebensrettender Maßnahmen ergreifen können.

Der Rettungsassistent, war bis zur Einführung des Notfallsanitäters die höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst und wird aktuell während der Übergangszeit zum Notfallsanitäter noch als Verantwortlicher auf Rettungswagen eingesetzt. Der Neubeginn der Ausbildung ist seit Ende 2014 nicht mehr möglich. Durch die Bezeichnung ASSISTENT, denkt der Laie erstmal, daß er dem Rettungssanitäter unterstellt sei, ASSISTENT bezieht sich jedoch auf Assistent des Notarztes, sofern einer am Einsatz beteiligt ist. Die Ausbildung zum Rettungsassistenten war zweijährig und endete mit einem Staatsexamen. Die Ausbildung sollte insbesondere dazu befähigen, bis zur Übernahme der Behandlung durch einen Arzt lebensrettende Maßnahmen durchzuführen und Einsätze, bei denen der Patient bis zur Ankunft im Krankenhaus nicht der Behandlung durch einen Arzt bedarf, eigenständig durchzuführen.

Der Notfallsanitäter ist die neue höchste nichtärztliche Qualifikation im Rettungsdienst und wird den Rettungsassistenten auf Dauer vollständig ablösen. Die Ausbildung dauert drei Jahre, ist nochmal deutlich umfangreicher als die des Rettungsassistenten und endet mit einem Staatsexamen. Das Ausbildungsziel wurde genauer definiert und die Kompetenzen erweitert. Beim Rettungsassistenten stellte sich nämlich häufig das Problem, daß vieles was in der Ausbildung erlernt wurde in der Praxis nur in einer rechtlichen Grauzone angewendet werden konnte, da es rechtlich den ärztlichen Maßnahmen zugeordnet wird, man in Notfällen aber nicht immer warten kann, bis der Notarzt eintrifft.

Um abschließend deine Frage zu beantworten, gesetzliche Zugangsvoraussetzung für den Notfallsanitäter ist der Realschulabschluss, aber es bewerben sich auch einige Abiturienten auf Ausbildungsplätze.


noname322 
Beitragsersteller
 25.03.2018, 23:41
Ganz unten steht der Rettungshelfer, dessen Ausbildung ist landesrechtlich geregelt und umfasst in den meisten Bundesländern 320 Stunden.

Ist die Ausbildung zum Rettungshelfer dann in den Sommerferien machbar? Ich habe insgesamt 57 Tage frei. 320 durch 8 Stunden am Tag wären dann 40 Tage. Würde das ein Betrieb mitmachen?

Danke für die ausführliche Antwort! :)

Rollerfreake  26.03.2018, 14:02
@noname322

Das wäre theoretisch machbar, allerdings ist das Timing wichtig. Du müsstest eine Rettungsdienstschule finden, die am Anfang der Sommerferien einen Rettungssanitäter- Grundlehrgang anbietet und dir vorab die praktische Ausbildung suchen, damit du diese gleich im Anschluss an den Lehrgang machen kannst. Ansonsten könntest du den Lehrgang in den Sommerferien machen und die Praxis danach an Wochenenden machen. Zu erwähnen ist allerdings, daß die Lehrgänge leider Geld kosten, vergütet wird nur die Notfallsanitäter Ausbildung. Für den Rettungshelfer musst du mit circa 1000 Euro rechnen, für den Rettungssanitäter etwa mit 1500 Euro und für den Rettungsassistenten, der ja nicht mehr ausgebildet wird, waren auch mal 6000 Euro fällig.

kurze Erläuterung:

Der Rettungssanitäter ist an sich keine Ausbildung im Sinne einer Ausbildungsverordnung. Es ist eine Art Lehrgang in Höhe von gesamt 520 Stunden welcher mit einer anerkannten Prüfung abschließt.

Der Rettungsassistent WAR die höchste, nicht ärztliche medizinische Qualifikationen im Rettungsdienst und wird nun durch eine Art Reform des Berufsbildes vom Notfallsanitäter abgelöst. Der Notfallsanitäter ist eine eigenständige 3-Jährige Berufsausbildung, welcher mit einer entsprechenden Prüfung abschließt.

Der Rettungssanitäter ist auf einem RTW die unterstützende Kraft. Im Normalfall fährt er den RTW und arbeitet dem Notfallsanitäter zu.

Der Notfallsanitäter ist die führende Person auf einem RTW. Er wird dabei je nach Land (Rettungsdienst ist Sache der Bundesländer) von einem Rettungshelfer, Rettungssanitäter, oder ebenso Notfallsanitäter unterstützt und gefahren.

Sowohl der Rettungssanitäter, wie auch der Notfallsanitäter sind mit einem Fachabitur möglich. Sicherlich ist es in einer Bewerbung hilfreich, die FOS Sozial- und Gesundheitswesen besucht zu haben. Was schließlich jedoch ausschlaggebend ist, entscheidet alleine die entsprechend verantwortliche Person der Organisation bei der du dich bewirbst. Ein rundes Gesamtbild deiner aussagekräftigen Bewerbung ist hier vermutlich wichtiger, als eine Fachrichtung der Schulform, wie schon erwähnt kann dies jedoch durchaus förderlich für sich sein.


noname322 
Beitragsersteller
 20.03.2018, 18:23

Hey! Deine Antwort hat mir sehr weitergeholfen, danke dir!

Hi,

der Notfallsanitäter hat als gesetzliche Mindestvoraussetzung die mittlere Reife - demnach erfüllst Du mit jedem Fachabitur die schulischen Anforderungen.

Wie so oft gilt: Vorkenntnisse sind zwar hilfreich, aber nicht zwingend notwendig - bei einem Fachabi in Sozial- und Gesundheitswesen würdest Du jedenfalls schon etwas "vorlernen".

Demnach mach am besten das Fachabi, welches dir am meisten liegt, dann hast Du auf jeden Fall eine gute Rückfallebene, wenn es mit dem Rettungsdienst nicht klappen sollte.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Du kannst mit Fachabitur im Gesundheits- und Sozialwesen nicht als Rettungssanitäter arbeiten, denn der Rettungssanitäter ist eine völlig eigenständige Ausbildung.

Ebenso der Rettungsassistent, die darauf folgende nächsthöhere Stufe (die ich, solltest Du diesen Bereich anstreben, empfehlen würde - mit Rettungssanitäter und Rettungsassistent das verhält sich ungefähr wie Verkäufer und Einzelhandelskaufmann). Als Sani bist Du später mal eher im Krankentransportbereich eingesetzt, während Du als Rettungsassistent eigenständig in der Rettung, also im Notfalldienst eingesetzt werden würdest.

Dafür wiederum aber brauchst Du nicht zwingend Abitur (auch wenn es natürlich für die Bewerbung von Vorteil ist).


noname322 
Beitragsersteller
 20.03.2018, 13:53

Hey! Ich habe mich da unverständlich ausgedrückt. Ich wollte nur fragen, welches der beiden Fachabis meine Chance steigen lässt.

Der Rettungsassistent ist höher gestellt als der Rettungssanitäter (also heute heißt er ja Notfallsanitäter)?

Also, wenn ich im Rettungswagen mitfahren möchte und vor Ort der erste sein möchte, der dort Erste Hilfe leistet muss ich Rettungsassistent werden? Was machen dann die Notfallsanitäter, die fahren doch auch im RTW mit und leisten Erste Hilfe.

EyeQatcher  20.03.2018, 14:01
@noname322

Ach so - naja, FA im Gesundheits- und Sozialwesen wäre schon von größerem Vorteil, wobei das andere Dir trotzdem nicht wirklich zum Nachteil gereichen würde.

Ja, klar - der Assi ist deutlich über den Sani gestellt, hat auch mehr Verantwortung und weit mehr Befugnisse (wie z.B. Zugang legen, intubieren, bestimmte Medikamente intravenös geben etc.), die im Detail jedoch von Bundesland zu Bundesland variieren.

Ja, grundsätzlich gibt es hier und da auch noch Sani's auf den Notfallfahrzeugen. Aber Du wirst auf keinem Einsatzfahrzeug in DE nur Sani's ohne Assi's antreffen.

Hinzu kommt:

Wenn sich eine Einrichtung, die den Vertrag mit der Stadt/Gemeinde für den Rettungsdienst hat (manchmal auch mehrere Träger wie DRK, ASB, Feuerwehr, ... parallel), zwischen zwei Bewerbern entscheiden muss, wird der Assi immer vorgezogen werden - als Sani hast Du es da immer schwer, den Fuß in die Tür zu bekommen.

SaniOnTheRoad  20.03.2018, 16:31
@noname322
Der Rettungsassistent ist höher gestellt als der Rettungssanitäter (also heute heißt er ja Notfallsanitäter)?

Der Rettungsassistent (2 Jahre Ausbildung) ist höher gestellt als der Rettungssanitäter (520-h-Lehrgang). Der Notfallsanitäter (3 Jahre Ausbildung) ist wiederum höher gestellt als der Rettungsassistent.

Rettungssanitäter heißen jetzt immer noch Rettungssanitäter.

Also, wenn ich im Rettungswagen mitfahren möchte und vor Ort der erste sein möchte, der dort Erste Hilfe leistet muss ich Rettungsassistent werden?

Du müsstest Notfallsanitäter werden - der Rettungsassistent wird seit 2014 nicht mehr ausgebildet.

Was machen dann die Notfallsanitäter, die fahren doch auch im RTW mit und leisten Erste Hilfe.

Das gleiche wie Rettungsassistenten - nur die Anzahl der freigegebenen Maßnahmen ist gestiegen.

noname322 
Beitragsersteller
 20.03.2018, 18:25
@SaniOnTheRoad

@SaniOnTheRoad Achso, danke. Habe da die ganzen Berufsbezeichnungen durcheinander gebracht in meinem Kopf. ':D Kann man den Rettungssanitäter denn mit 16 Jahren machen, wenn ja auch beim DRK zum Beispiel?

SaniOnTheRoad  20.03.2018, 20:35
@noname322

Die meisten Rettungsdienstschulen und -organisationen tun sich schwer mit minderjährigen RS-Praktikanten und Auszubildenden.

Beim RS sind zwischen 17 und 18 Jahre Mindestalter üblich - um dann wirklich im Rettungsdienst zu arbeiten, kommt man um die Volljährigkeit und den Führerschein Klasse B eigentlich nicht herum. Das ganze kannst Du beim DRK, anderen Hilfsorganisationen oder privaten Einrichtungen machen.

Beim Notfallsanitäter gibt es kein Mindestalter laut NotSanG - de facto gelten aber auch hier meist 18 Jahre bei Ausbildungsbeginn.