Notfallsanitäter - Einige Fragen zu diesem Beruf?

2 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hi,

Ist Notfallsanitäter die richtige Berufsbezeichnung? Soweit ich nun mitbekommen habe, ist Rettungssanitäter eine Weiterbildung für derzeitige Berufsfeuerwehrmänner?

Ja und nein.

Der Notfallsanitäter ist tatsächlich der derzeit einzige, "richtige" Ausbildungsberuf im Rettungsdienst. Die Ausbildung zum Notfallsanitäter hat die Ausbildung zum Rettungsassistenten (als bisherigen Ausbildungsberuf im Rettungsdienst) 2014 abgelöst.

Der Teil mit dem Rettungssanitäter stimmt so nicht.

Der Rettungssanitäter kann von jedem, der ihn machen möchte, absolviert werden. Er ist aber nur eine Qualifikation (520-h-Lehrgang), keine Berufsausbildung. Dennoch kann man auch mit dem RS selbstverständlich im Rettungsdienst tätig werden - man "darf" allerdings weniger, hat weniger Aufstiegschancen und eine geringere Bezahlung.

Weiterbildung trifft es in dem Sinne also nicht, und eine Beschränkung auf die BF gibt es nicht.

Richtig ist allerdings, dass der Rettungssanitäter in die Laufbahnausbildung für den mittleren feuerwehrtechnischen Dienst (Brandmeister-Laufbahn) integriert ist.

Gibt es ein allgemeines Gehalt als NS? Oder ändert sich dies auch mit dem Arbeitgeber? Ich rede nicht von den Bundesländern, sondern von den NS vor Ort. Beispielsweise in Berlin mit der Feuerwehr & der ASB & Co.

Nein - ein "allgemeines" Gehalt gibt es nicht. Es hängt, wie Du schon selbst geschrieben hast, von dem Arbeitgeber und ggf. dem Tarifvertrag ab. Im Falle der BF sind Notfallsanitäter z.B. verbeamtet, wenn sie ebenfalls im feuerwehrtechnischen Dienst eingesetzt werden.

Wie ist das Gehalt? Ich sehe einige Angaben von 36K Brutto im Jahr. Kann man davon gut leben?

Zwei Sachen zum Gehalt...

Die Bezahlung ist - im Vergleich zu anderen Gesundheitsfachberufen - durchaus in Ordnung. Lediglich im Vergleich zu dem, was geleistet wird, kann man von einer nicht angemessenen Bezahlung sprechen.

Ob man 36.000 Brutto/Jahr (Einstiegsgehalt) "gut leben" kann, muss jeder für sich selbst entscheiden. Hängt auch viel von den eigenen Ansprüchen und der Definition von "gutes Leben" ab.

Von meiner Seite: ich bin mit meinem Einstiegsgehalt gut zurecht gekommen. Reich wird man allerdings nicht; das muss auch klar gesagt werden.

Was ist das härteste an diesem Beruf?

Wochenend-, Feiertags- und Nachtarbeit, Wechselschicht par excellence, 12-Stunden-Schichten, zumindest in der Notfallrettung kein planbarer Feierabend, flächendeckender Personalmangel, physisch wie psychisch belastende Einsätze...

Der Beruf des NFS hat Schattenseiten, die man nicht leugnen kann. Ob man dem Ganzen gewachsen ist, findet man nur durch Ausprobieren (z.B. durch ein Praktikum) heraus.

Am Wochenende nichts mit Freunden machen können und Weihnachten nicht mit der Familie verbringen zu können - so etwas trübt die Motivation (langfristig) durchaus.

Hat man eine gute Abwechslung in diesem Beruf?

Ich behaupte mal: mehr Abwechslung geht kaum.

Ein Kollege fasste es mal sehr treffend zusammen: "Rettungsdienst bedeutet Stunden voller Langeweile, Minuten voller Stress und Sekunden voller Angst".

Zwischen "kein Einsatz" über "undramatisch" bis zu "Oh, verdammt" ist alles möglich - und zwar binnen einer Schicht, gerne auch mehrfach.

Kein Einsatz ist wie der andere. Lehrbuchfälle gibt es kaum, man muss richtig entscheiden und improvisieren können. "Schema F" gibt es - zumindest in der Reinform - nicht.

Man fährt zu einem Einsatz und weiß praktisch nie, was einem wirklich erwartet - manchmal tatsächlich das, was gemeldet wurden, oft aber auch etwas gänzlich anderes. Das würde ich definitiv als abwechslungsreich sehen.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

DerBoy23 
Beitragsersteller
 12.09.2019, 15:20

Vielen Dank für die lange Antwort! Wie komme ich denn an solch ein Praktikum ran? Ich habe bisher keinerlei Infos dazu gefunden, bis auf Krankentransporter.

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SaniOnTheRoad  12.09.2019, 15:26
@DerBoy23

Gerne!

Wie komme ich denn an solch ein Praktikum ran?

Sinnvollerweise bei den Organisationen, die in deiner Region den Rettungsdienst durchführen, einfach mal anfragen (telefonisch oder per E-Mail). Solche Stellen werden i.d.R. nicht ausgeschrieben.

Praktika zur Orientierung sind grundsätzlich möglich. Sinnvoll ist es allerdings, wenn Du volljährig bist.

Minderjährige Praktikanten werden aufgrund der Arbeitsbedingungen im rettungsdienstlichen Umfeld nur selten genommen - und wenn, unter den hohen Auflagen, die das Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) vorgibt.

Sollte in deiner Region kein Praktikum möglich sein, kannst Du dich auch an die Ortsvereine der Hilfsorganisationen wenden - dort besteht die Möglichkeit, in den Sanitätsdienst (nicht Rettungsdienst) hereinzuschnuppern und neben ersten Ausbildungen und Erfahrungen zu sammeln die Möglichkeit, Kontakte in den hauptamtlichen RD zu knüpfen.

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DerBoy23 
Beitragsersteller
 12.09.2019, 15:30
@SaniOnTheRoad

Vielen Dank. Alles kein Problem, da ich bereits 21 Jahre alt bin. Ich werde mich auf jeden Fall erkundigen! Dankeschön!

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1.) Ja, Notfallsanitäter ist die richtige Berufsbezeichnung. Der Beruf/die Ausbildung ist durch das Notfallsanitätergesetz (NotSanG) geregelt, auch die Berufsbezeichnung ist durch dieses Gesetz geschützt- Paragraph 1: "Wer die Berufsbezeichnung Notfallsanitäterin bzw. Notfallsanitäter führen möchte bedarf der Erlaubnis". Der Beruf des Notfallsanitäters hat 2014 den Rettungsassistenten abgelöst (heißt zwar "Assistent", ist aber höher wie Rettungssanitäter).

1b.) Rettungssanitäter ist eine Qualifikation im Rettungsdienst, die nach den Rettungsdienstgesetzen der Bundesländer zur Wahrnehmung bestimmter Tätigkeiten im Rettungsdienst berechtigt (Assistenzperson und Fahrer auf dem Rettungswagen und Patientenbetreuer im qualifizierten Krankentransport, in manchen Bundesländern auch noch zum Fahrer des Notarzteinsatzfahrzeuges). Die Qualifikation "Rettungssanitäter/in" ist durch die "Grundsätze zur Ausbildung des Personals im Rettungsdienst" des Bund- Länder Ausschuss Rettungswesen geregelt und umfasst demnach mindestens 520 Stunden und vier Module (jeweils 160 Stunden Grundlehrgang, Praktikum im Krankenhaus, Praktikum im Rettungsdienst an einer anerkannten Lehrrettungswache und mindestens 40 Stunden Abschluss-/Prüfungslehrgang, der die 120 minütige schriftliche, 20 Minuten mündliche und praktische [Reanimation und Fallbeispiele] Abschlussprüfung zum Rettungssanitäter beinhaltet). Der Erwerb der Qualifikation steht jedem offen, sie ist nicht an eine feuerwehrtechnische Ausbildung gebunden, allerdings muss der Teilnehmer die Lehrgangskosten in Höhe von insgesamt circa 1.500€ selber tragen. Es gibt auch viele, die bevor sie die Ausbildung zum Notfallsanitäter machen bereits als Rettungssanitäter gearbeitet haben. Der Rettungssanitäter war die erste einheitliche Qualifikation im Rettungsdienst und kam damals noch als Verantwortlicher in der Notfallrettung zum Einsatz, dann hat man aber festgestellt, daß für diese Position eine 520 Stunden Ausbildung nicht ausreichend ist und hat 1989 den Rettungsassistenten eingeführt und letztlich 2014 den Notfallsanitäter.

2.) Ein allgemeines Gehalt existiert weder für Notfall- noch für Rettungsassistenten und Rettungssanitäter. Das Gehalt ist also vom Arbeitgeber abhängig, wobei die Hilfsorganisationen Tarifverträge haben, private Rettungsdienste bestimmten das Gehalt selber.

3.) Das Härteste am Rettungsdienst ist mit Sicherheit der Schichtdienst und manche Einsätze, sowohl physisch wie auch psychisch.

4.) Mehr Abwechslung wie im Rettungsdienst gibt es eigentlich nicht, man weiß niemals, was einem während des Dienstes erwarten wird, man muss jederzeit mit allem rechnen, es gibt die abgefahrensten Dinge zu erleben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.