Namensänderung: wie durchbringen?
Ich habe Probleme mit meinen beiden Vornamen. Zusammen mit meinem Nachnamen verbinden die meisten mit meinem Namen die Unterschicht, Harz-IV, Sozialwohnung, usw.
Meinen Namen möchte ich aus privaten Gründen nicht preisgeben. Er entspricht aber dem folgenden Schema: Fremdsprachiger Vorname, ein schrecklicher altdeutscher Zweitname und typisch deutscher Nachname, z.B. Chantal Waldtraut Müller.
Schon im Kindergarten wurde ich von Gleichaltrigen für meinen Namen gehänselt. Betreuer vertraten die Ansicht, ich sei verhaltensauffällig, was dazu führte, dass ich später eingeschult wurde (trotz eines IQs über 140). Im Nachhinein schwärmten sie über meine herausragenden Leistungen -_-
Nach der Grundschule wollte ich auf die beste Privatschule der Stadt wechseln. Dort verwies man mich trotz eines Notendurchschnitts von 1,0 zunächst an die nächste Hauptschule, nahm mich schlussendlich aber doch auf. Mir wurde aber nicht mit weniger Arroganz entgegnet. Lehrer machten sich nicht nur über meinen Namen, sondern auch über die (erlernten) Berufe meiner Eltern lustig und meinten, mit einer solchen Herkunft solle ich besser dort bleiben, wo ich "hingehöre". Gleichaltrige mieden mich weiterhin und rümpften bestenfalls die Nase.
Meine Eltern wollen oder können das Problem nicht verstehen. Schlimmer: Auch sie machen sich über meine Beschwerden lustig und nennen mich zur Strafe Gertrude.
Dies ist nur eine kurze Beschreibung und erfasst das Problem eigentlich nicht einmal ansatzweise tiefgründig genug. Ich erkenne jedenfalls eine stets wiederkehrende soziale Benachteiligung, die eindeutig auf meinen Namen zurückzuführen ist. Da es mir wirklich wichtig ist, etwas aus meinem Leben zu machen, möchte ich gerne meine Herkunft hinter mir lassen. Mit einem solchen Namen ist das aber nur sehr schwer möglich.
Mir ist bewusst, dass die Möglichkeit einer Namensänderung besteht. Dennoch ist diese nur sehr schwer durchsetzbar. Sucht man nach ähnlichen Fällen mit Google, so findet man heraus, dass ein Name wie "Chantal" oder "Kevin" und die somit einhergehenden Benachteiligungen keine Gründe dafür seien. Ich suche somit nach Hilfen, die mir genau erklären, wie ich eine Namensänderung durchsetzen kann und was ich dafür tun muss. Ich bitte euch auch darum, nur zu antworten, wenn ihr wirklich Erfahrungen damit habt. Einen Gesetzestext (o.ä.) kann ich mir auch selbst heraussuchen...
3 Antworten
Die Namensänderung lässt sich nur mit einer eingehenden Schilderung der Situation durchsetzen. Es sollten bei der Behörde konkrete und nachprüfbare bzw. glaubwürdige Beispiele (Kindergarten, Schule, Lehrer) angeführt werden. Genießen deine Eltern in ihrem Umfeld oder bei der Kommune aufgrund ihrer Tätigkeit oder ihrer sozialen Stellung einen schlechten Ruf? Dann wäre dies ein weiterer Pluspunkt für deinen Namensänderungsantrag.
Wenn die Behörde den wichtigen Grund für die Namensänderung akzeptiert, schlage ich dir vor, nicht einen 3 Vornamen zu wählen, sondern die beiden bestehenden entfallen zu lassen. Das ändert nichts an den Gebühren, aber du wärst von der "Altlast" endgültig befreit.
Der Gebührenrahmen liegt zwischen 2,50 € und 1.022 € und wird von der Namensänderungsbehörde festgesetzt. Es gibt verschiedene Anknüpfungspunkte: Einkommens- und/oder Vermögensverhältnisse des Antragstellers, Bearbeitungsdauer, Bedeutung des Falles). An was sich deine Behörde im einzelnen orientiert, kannst du vorher erfragen.
Die Benachteiligungen in Kinderarten, Schule und Beruf lassen sich gewöhnlich nicht schriftlich beweisen, doch deine Angaben sollten glaubwürdig und nach allgemeinem menschlichem Empfinden auch für außenstehende Personen nachvollziehbar sein. Die Namensänderungsbehörde wird wohl kaum die von dir angegebenen Personen anhören oder zur Stellungnahme auffordern.
Wenn dein Name bestens zu obszönen Wortspielereien geeignet ist und du extrem darunter leidest, wäre das ein weiterer Grund für die Namensänderung.
Meinen Vorschlag, die beiden bisherigen Vornamen entfallen zu lassen und dafür nur einen einzigen zu wählen, kann ich nur wiederholen. Es kommt nicht darauf an, wieviel am Vornamen geändert wird, sondern dass überhaupt eine Änderung bewilligt wird. Wenn die vollständige Ersetzung abgelehnt wird, gilt das gleiche auch für die Hinzufügung eines weiteren Vornamens. Auch bei der Gebührenfestsetzung wirkt sich das nicht aus. Es wird nicht nach der Anzahl der geänderten Buchstaben berechnet!
Ich wünsche dir viel Überzeugungskraft, damit du bei der Behörde Erfolg hast. Ein "psychiatrisches Gutachten", das in solchen Fällen bei GF oft angeführt wird, wird dabei nicht weiterhelfen, denn glaubwürdiger als deine persönlichen Aussagen sind die in den Augen des Sachbearbeiters nicht!
Da mußt du hartnäckig sein. Ich würde allerdings keinen der bestehenden Namen wegnehmen sondern nur einen neuen dazusetzen. Und dann einen modernen aber soliden nehmen.
Und würde mich, wenn ich wohin komme, wo mich keiner kennt, bereits so nennen.
Hat meine Tante so gemacht als sie 14 war und dann hat sie diese Schriftstücke später bei der Behörde vorgelegt und da hat sie alles schneller durchbekommen. Du siehst sie wollte es unbedingt und hat es auch geschafft. (Sie hieß Ilse und wollte Elke).
Vielen Dank. Ich habe auch gehört, dass es wohl einfacher sei, einen Vornamen hinzuzufügen als einen zu ändern. Die neue Regelung, dass man die Reihenfolge der Vornamen problemlos tauschen darf, würde mir hier ebenfalls helfen.
Weißt du, welche Schriftstücke deine Tante vorgelegt hat?
da war etwas von der Tanzschule und andere Vereine, die nicht so drauf achteten, wie sie wirklich heißt. Den Eltern hat sie das gesagt, die haben gesagt, kannst du ändern lassen, aber erst volljährig werden. Sie wußten also schon, das sie sich überall Elke nennt.
Du musst dein Anliegen bei der passenden Behörde einreichen. Da musst du einen triftigen Grund für deine Änderung hervorbringen, der bei deiner Situation glaube ich schon gegeben ist (wegen komischer Kombination und dass Leute dich schnell mit etwas unpassenden dadurch verbinden). Wenn das glatt geht, musst du noch etwas für die Änderung zahlen (ich weiß nicht wo du bist/was du sonst so für offizielle Dokumente mit vollen Namen drauf hast), der Betrag ist überall anders.
Danke. Diesen Grund muss ich bestimmt nachweisen, oder? Wie sollte ich das machen?
Man wird dich schriftlich oder vor Ort danach fragen (fürs Protokoll) und dann erklärst du dein Problem (überlege dir vorher am besten, was du sagen wirst) konkret, dass kein Zweifel dabei besteht.
Danke. Wie würdest du meine Chancen realistisch einschätzen? Und wie könnte ich sie erhöhen?
Ich kann all diese Fälle leider nicht beweisen, sondern nur Beispiele aufführen. Ich habe keine Aufnahmen dieser Gegebenheiten noch werden die jeweiligen Personen vor der Behörde meine Aussagen bestätigen (was verständlich ist).
Ich wohne in einem kleinen Dorf und dort haben meine Eltern keinen schlechten Ruf oder so. Sie gehören zur normalen Gemeinschaft, was sich vielleicht auch dadurch erklären lässt, dass die meisten hier "nur" einen Hauptschulabschluss und ähnliche Berufe haben. Die Hänselleien im Kindergarten waren wirklich nur auf meinen Namen bezogen, da er sich auf andere Dinge reimt. Kinder können leider echt fies sein, aber haben dabei noch keine Hintergedanken. Für Betreuer ist dann meistens das gehänselte Kind Schuld, wobei ich andere Ursachen nicht ausschließen kann.
Die soziale Herabsetzung bekam ich erst so richtig mit dem Besuch der weiterführenden Schule zu spüren, als ich aus meinem Dorf heraus in die nächste Stadt kam.
Es geht mir weniger um die Gebühren, sondern mehr um meine Chancen. Ich weiß, dass eine Namensänderung nur wirklich schwer durchsetzbar ist.
Und ist es nicht einfacher, einen neuen Vornamen hinzuzufügen statt die bisherigen zu ersetzen?
Wäre es möglich, dass ich zunächst versuche, meine Vornamen zu ersetzen und anschließend, sollte dieser Antrag scheitern, einen neuen Antrag, nur einen weiteren hinzuzufügen, einzureichen? Oder wäre das sofort zum Scheitern verurteilt?