Muss man bei Körperverletzung zweimal Schmerzensgeld bezahlen?
Hallo, mein Freund hat November 2018 im besoffenen Zustand in einer Diskothek einem einen Faustschlag verpasst, was zu Kieferbruch führte. Natürlich bekam er eine Anzeige und wurde Dezember 2019 verurteilt dem Geschädigten 2000 Euro zu bezahlen.Gerichtskosten, Anwaltskosten, und natürlich die Behandlungskosten. Alles in allem hat er über 10000 Euro bezahlt. Jetzt wo er dachte es ist rum bekam er Post von dem Anwalt des Geschädigten, der fordert 7500 Euro erneut Schmerzensgeld zivilrechtlich. Meine Frage kann Mann für einen Fall zweimal verurteilt werden?
wie sieht es aus wenn er auf die Forderung nicht eingeht ? Hat jemand Erfahrung
besten Dank im Vorfeld.
8 Antworten
Das eine ist die strafrechtliche Konsequenz die über die Anzeige abgewickelt wurde. Über diesen Weg hat sich wohl auch die Versicherung des Opfers die Abdecung der Behandlungskosten erstritten.
Schmerzensgeld ist eine Angelegenheit der Zivilgerichtsbarkeit, das Erstreiten erfolgt bei einer vorausgegangenen strafrechtlichen Handlung erst nach dem Abschluß des Strafverfahrens.
Meine Frage kann Mann für einen Fall zweimal verurteilt werden?
Strafrechtlich nicht.
Zivilrechtlich wäre es ja keine 2. Verurteilung, dazu wirst Du sicher noch kompetente Auskunft bekommen.
Strafrechtlich kann man für eine Straftat nur einmal verurteilt werden (mal abgesehen von Revisionen - bei denen wird aber die vorherige Verurteilung aufgehoben bzw. ihre folgen setzen noch nicht ein).
Strafrechtlich kann man eine Geld- oder Gefängnisstrafe (möglicherweise ausgesetzt zur Bewährung) bekommen. Es ist auch möglich, dass an dieser Stelle zivilrechtliche Ansprüche befriedigt werden.
Trotzdem können auf zivilrechtlichem Weg weitere Zahlungen eingefordert werden. Dabei geht es dann nicht mehr um die Bestrafung des Täters, sondern um die Kompensation von durch ihn verursachte Nachteile. Wie lange das Opfer braucht um wieder vollständig genesen zu sein, welche Behandlungen dafür notwendig sind, ob das Opfer eine psychologische Betreuung braucht und ob das Opfer wirtschaftliche Einschränkungen (z.B. weniger/keine Möglichkeit zu arbeiten) hat und wie hoch all diese Kosten sind, ist zum Zeitpunkt des Urteils noch nicht abzusehen. Im ungünstigsten Fall verletzt ein Täter ein Opfer so stark, dass es aus medizinischen (oder psychologischen) Gründen den Rest seines lebens nicht mehr (ordentlich) arbeiten kann. In dem Fall wären dann auch entsprechend hohe oder lange Zahlungen zu zahlen. Auch bei einem Zivilprozess muss die unterlegene Seite die Kosten übernehmen.
Ob das Ganze in diesem Fall berechtigt ist, kann dir hier natürlich niemand sagen. Rechtlich möglich und üblich ist eine Durchsetzung zivilrechtlicher Forderungen nach einer strafrechtlichen Verurteilung durchaus.
Das eine, das dein Freund hinter sich hat, ist die strafrechtliche Seite, jetzt kommt die privatrechtliche Forderung nach Schmerzensgeld.
wie sieht es aus wenn er auf die Forderung nicht eingeht?
Dann wird der Anwalt vermutlich Klage einreichen.
Naja es kann ja sein, dass sich bei einer Verletzung erst später herausstellt, dass diese weitere Folgen hat. Und dafür haftet der Verursacher natürlich. Einfach so bezahlen muss er das nicht. Er kann es natürlich auf eine erneute Gerichtsverhandlungen, mit Gutachtern etc. ankommen lassen.
Muss der Geschädigte vorkasse leisten wenn sein Anwalt Klage einreicht?
Kann mein Freund nochmal belangt werden zu zahlen?