Mir fällt die Freundschaft mit einem Autisten schwer?
Hey, ich bin neu hier und bräuchte mal einen Rat :/.
Und zwar bin ich seit 2 Monaten mit einem Autisten befreundet. Ich bin nicht in ihn verliebt, aber freundschaftlich finde ich ihn sehr interessant, leider verhält er sich sehr komisch und mir fällt es sehr schwer die Freundschaft aufrechtzuerhalten bzw. die Freundschaft so zu führen wie ihn es passt, ich habe versucht ihm entgegen zu kommen, aber ich selber fühle mich dabei nicht wohl und denke mir so manchmal, das ganze ist doch komisch?! Er selber meldet sich selten, das liegt aber nicht daran, dass er kein Interesse hat sondern, dass ihm das ganze irgendwie schwerfällt, so "kommunikationsmäßig", hat er mir gesagt. Generell sei es bei jedem so und nicht NUR bei mir
Aber in Foren oder Social Media ist er sehr gesprächig und schreibgeselllig... Ich fühle mich dann irgendwie benachteiligt oder verarscht... Weil er mir erst nach paar Tagen zurückschreibt oder erst nach paar Wochen was mit mir machen möchte... Für mich ist das in der Art sehr schwer die Freundschaft so zu führen. Er muss mir ja nicht jede Minute oder Stunde zurückschreiben oder sofort was mit mir machen, aber dass es tagelang dauert bis eine Antwort kommt, gefällt mir einfach nicht! Was meint ihr?
6 Antworten
Wie wäre es, wenn Du ihn "einfach" genauso akzeptierst, wie er ist und nicht sein verhalten mit dem Deinen vergleichst?
Denn genau DAS ist der Fehler, welchen die meisten im Umgang mit Autisten begehen: Sie sehen sich selbst als Maßstab, denken, das was sie machen sei "richtig" und "normal" - und das, was der Autist tut, sei "komisch" und "falsch".
Aber so funktioniert die Sache einfach nicht.
Das Gehirn ist bei einem Autisten anders geschalten, als es Dein Gehirn ist. Er reagiert und agiert vollkommen anders als Du. Das sind keine anerlernten Eingeschaften (wie bei Dir) sondern fest "programmierte" Reaktionen und Verhaltensweisen.
Wenn man daher mit einem Autisten interagieren will, dann bleibt einem absolut und überhaupt nichts anderes übrig als: Nehme ihn so, wie er ist.
Entweder DU kannst mit seinem verhalten leben -oder Du kannst es nicht. Diese Entscheidung kannst nur Du treffen.
Wichtig ist auf jeden Fall zu wissen. Du kannst ihn nicht ändern - egal was Du tust und welche Mühe Du Dir gibst. Du wirst es niemals schaffen, dass er "normal" sein wird - "normal" im Sinne deiner persönlichen Vorstellungen, Normen und Werte.
Man braucht eine ganze Menge Toleranz, einen riesigen Haufen Akzeptanz und vor allem eine schier unfassbare Geduld. Aber wenn man diese aufbringt, dann kann man in einem Autisten einen menschen finden, der für einen selbst alles tut - aber eben nur auf SEINE WEISE!
Das gehört einfach zum Krankheitsbild des Autismus. Auch ich habe eine autistische Störung und habe mit Gesprächen meine Probleme Auch ich halte nur wenig Kontakt zu meinen Mitmenschen. Beim Schreiben habe ich einfach mehr Gelegenheit, über das nachzudenken, was ich sage und wie ich es sage.
Autisten sind generell etwas langsamer im Denken; zumindest was die freie Rede betrifft. Dafür sind Autisten im Schreiben ganz groß und dabei können sie sich auch hervorragend ausdrücken.
Jedenfalls will er Dich definitiv nicht verarschen. Er ist wie er ist und daran kannst Du leider nichts ändern. Versuche, mit seinen Eigenheiten zurecht zu kommen. Irgendwann wird er sich Dir gegenüber mehr und mehr öffnen und Ihr könnt ganz dicke Freunde werden.
Am besten kommen Autisten mit Ihresgleichen aus. Mein bester Freund ist auch Autist.
Das Problem kenne ich aber auch von mir selbst. Mein anderer bester Freund, den ich schon seit 47 Jahren kenne, ruft mich einmal die Woche an und dann telefonieren wir meistens etwa eine Stunde lang. Jedes Mal, wenn er mich anruft, sagt er: „Schön, dass du mich mal wieder anrufst.”. Das ist leider so bei Autisten; die haben Schwierigkeiten, Kontakte zu halten, freuen sich aber trotzdem, wenn man auf sie zugeht. Das hat auch nichts mit Desinteresse zu tun.
Wenn er Dir etwas bedeutet, solltest Du lernen, Dich mit seinen Eigenheiten zu arrangieren. Nach einiger Zeit werden Sich Beide daran gewöhnt haben und Du wirst dann auch besser damit klar kommen. Lass ihn nicht fallen, denn der Kontakt zu Dir tut ihm gut, auch wenn er es Dich nicht merken lässt. Er wird sich auf jeden Fall freuen, immer wieder von Dir zu hören. Gib ihm Zeit, Dich in sein Leben zu integrieren. Er wird es Dir durch aufrichtige Zuneigung (fernab von sexuellen Gedanken) danken.
Ich wünsche Eurer Freundschaft jedenfalls alles Gute.
Hey,
was genau jetzt der Grund dafür sein kann, kann dir niemand zu 100%ig sagen außer er. Ich habe auch Autismus und bei mir ist es genauso wie bei ihm: ich verzögere den Kontakt mit Menschen, die ich persönlich kenne, aber habe sehr viel Freude daran mit Fremden zu chatten! Deswegen antworte ich selten oder sehr spät auf die Nachrichten von meinen Freunden. Warum? Das kann ich selbst nicht genau beschreiben, aber ich denke weil ich mit Fremden einfach freier sprechen kann und die andere Person auch keine Erwartungen an mich hat.
Treffen tue ich mich auch sehr ungern, egal, wie sehr ich die Person mag.
Mach dir also keinen Kopf!
Ich habe keine Erwartungen an ihn, die einzige wäre kommunikativer zu sein, ansonsten kann er so ein wie er ist und das habe ihm auch gesagt. Naja Autisten sind schon komplex, denen kann man es leider schwer recht machen :(
Eines der größten Defizite, die Autisten haben, ist nunmal die Kommunikation. Sorry, aber ich finde es sehr egoistisch von dir zu behaupten, dass die Freundschaft sich nur um dich dreht und als wenn er seine Krankheit sich ausgesucht hat. Er kann nichts dafür, dass er so ist, also stell ihn auch bitte nicht unter Druck, sonst hat er auch keine Lust mehr auf die Freundschaft.
Ich bin alles andere, als "egoistisch" mit dieser Situation umgegangen! Dass er nun mal ein blödes Krankheitsbild hat, woran er keine Schuld trägt ist mir ebenfalls bewusst! Ich habe alles versucht, vorallem, es ihm recht zu machen! Warum sollte ich nicht das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit haben und warum sollte nur ich alles hinnehmen und akzeptieren und von ihm kommt da wenig bis gar nichts....? Das klingt jetzt wirklich egoistisch, das gebe ich zu, aber warum sollte ich immer nur Rücksicht haben, sber von ihm kommt rein gar nichts... Ich will doch nur bisschen mehr Zuwendung von ihm haben, mehr nicht. Ich habe ihn niemals bedrängt oder sonstiges. Aber wenn er sowas sagt wie, dass er noch niemanden getroffen hat mit dem er sich gut versteht wie mit mir... aber scheinbar kann er keine vernünftige Beziehung führen, weder freundschaftlich noch sexuell....
Wenn es dich so belastet, denke ich, du solltest die Freundschaft beenden. Es kann sein, dass du ihn sehr magst, aber wenn es dich stresst oder traurig macht, macht es doch gar keinen Sinn. Freundschaften müssen auf Gemeinsamkeit beruhen, und wenn er diese Aufgabe bei dir nicht erfüllen kann, seid ihr nicht für einander gemacht.
Ich werde die Freundschaft nicht einfach so beenden, will lieber ein abschließendes Gespräch haben, wo das thematisieren und eine Lösung finden. Ich werde ihn nicht einfach so aufgeben...
Wie sehr hast du dich eig. schon mit Autismus auseinandergesetzt?
Naja, du hast zwei Möglichkeiten:
gehe dem "Problem" aus dem Weg und beende die Freundschaft
oder
versuche damit zurechtzukommen, wie es ist. Hier hast du die Chance, dass du daran wachsen kannst. Du könntest lernen, mehr Rücksicht zu nehmen und Dinge weniger persönlich zu nehmen. Auch lernst du vielleicht andere Menschen trotz einer "Macken", die sie haben könnten, zu mögen und mit ihnen zurechtzukommen sodass am Ende beide was davon haben: du und dein Freund/Kumpel.
Ich hatte mal einen (knallharten!) Asperger als Kumpel. Es ist anfangs schwierig aber man kann lernen damit klarzukommen und zumindest in meinem Fall war dieser Typ ein hochintelligenter Mensch, mit dem ich viele interessante Unterhaltungen geführt habe. Auch Witze machen funktionierte nach einer Weile, was zuerst kniffelig war, weil dieser Jemand ja Schwierigkeiten damit hatte, mich einzuschätzen aber nachdem man sich langsam aber sicher kennengelernt hat, war's am Ende doch eine coole Bekanntschaft, an die ich mich immer zurückerinnern werde ^.^
Wir haben schon des öfteren darüber gesprochen und er hat mir auch seinen Standpunkt klargemacht, dass er Schwierigkeiten damit hat, soziale Kontakte zu knüpfen. Was ich jetzt aber komisch finde ist, dass er sich in Foren oder Social Media austobt, Kommentare und Antworten schreibt, "Quasi aufblüht" aber dann scheinbar keine Lust oder Interesse hat auch mal mit mir zu schreiben bzw zurückzuschreiben. Ich fühle mich dann wirklich, als sei ich ihm egal, was aber nicht stimmt. Es dauert fast bis zu einer Woche bis ich irgendeine Antwort kriege, das kann do einfach nicht sein. Und nein ich möchte die Freundschaft zu ihm nicht beenden, wir verstehen uns eigentlich blendend und er ist ein sehr interessanter Mensch, aber diese Kommunikation gefällt mir nicht...
Vielleicht liegt es ja an den Themen, dass er sich anderswo mehr austobt. Oder es fällt ihm in Foren leichter, da er dort mehr mit Fremden kommuniziert (falls das zutrifft), bei denen er eine für ihn vertraulichere Distanz zu den Leuten hat. So ein Forum ist ja etwas anderes, als mittels Telefonat, Textnachricht oder face-to-face zu kommunizieren - bei letzterem geht es kurzen Abständen hin und her: Aktion > Reaktion > Reaktion > Reaktion aber im Forum hat man nicht so den (social) "Druck" sofort anworten zu müssen und man kann kompakter antworten mit viel Output weißt, wie ich meine?
Ihr kennt euch seit zwei Monaten - das ist nicht viel Zeit und du musst bedenken, dass dein Freund nicht viel Übung darin haben wird, eine Freundschaft aufzubauen oder zu halten. Du kannst ihm aber dabei helfen. Setze ihn auf keinen Fall unter Druck und betrachte eure Freundschaft in dem jetzigen Stadium erst mal nur als (klingt kitschiger, als ich beabsichtige) eine Blume, die noch langsam aber ordentlich gepflegt werden muss, damit sie irgendwann aufgeht.
Natürlich kannst du ihn auch mal ganz einfach fragen, ob es für ihn einen Unterschied gibt zwischen der Kommunikation im Forum und der Kommunikation über Medium X mit dir und wenn ja, was das für Unterschiede sind und wie er sie aufnimmt. Vielleicht ist er sich nicht darüber im Klaren, dass du da keine Unterschiede siehst.
An den Themen kann es nicht liegen, das war ja quasi der Grund, warum wir uns überhaupt kennen und befreundet sind, weil unsere Interessen und Meinungsansichten identisch sind.
Ich habe ihn auch gefragt, was ich machen könnte, dass wir mehr kommunizieren und er meinte dann, da gäbe es nichts wirkliches... Ich habe wirklich versucht ihm irgendwie entgegen zu kommen, damit wir eine konstante Kommunikation führen können... Es hat nichts gebracht und ihn dann so zu sehen wie er mit anderen schreibt tut echt weh, ich habe ihn noch nicht mit den Foren oder seinen Twitteraktivitäten angesprochen, weil ich ihm nicht auf die Pelle rücken will, aber ich halte das Ganze nicht mehr aus...
Vielleicht ist er in den sozialen Kanälen ja deshalb so aktiv,weil er den Menschen nicht direkt gegenüber sitzt und sich durch Fotos auch eventuell viel besser ausdrücken kann.
Es tut aber trotzdem irgendwie weh, dass er scheinbar wo anders mehr Interesse hat und kommunikativ voll dabei ist als mal kurz mir zu antworten und nicht einmal die Woche.
Kann aber auch sein,dass er was anderes in seiner Welt zu tun hat,welche für ihn dann viel wichtiger ist,als alles andere für ihn.
Es ist aber halt trotzdem blöd, dass er sich in Foren oder Social Media so kommunikativ gibt und mich oder seine Freunde vernachlässigt... Ich bedränge ihn auch nicht, ich nehme es hin, aber das Ganze fällt mir sehr schwer mich damit anzufreunden, dass er nur einmal die Woche antworten tut, mir ist das einfach zu wenig 😔 und dann sehe ich, dass er woanders viel schreiben tut oder kommunikativ ist.