Midlife Crisis- kommt Vater zurück?
Hallo liebe Community,
kurz zu meiner Lage:
Mein Vater arbeitet seit 20 Jahren in Schichtarbeit und wirkte seit einiger Zeit antriebslos, ermattet, ausgebrannt. Um ihm zu helfen ruten meine Mutter und ich ihm eine Tagesklinik zu besuchen, um wieder einen geregelten Tagesablauf kennenzulernen und wieder das Gute im Leben zu sehen.
Nach ca. 2 Wochen war er wie ausgewechselt, gute Laune, spaßig usw., doch dann schnell die Ernüchterung. Auf einmal war er wie verrückt, wusste nicht, ob Haus, Ehe, sein gesamtes Dasein noch das Richtige für ihn wäre.
Nach 2-wöchigem Hin und Her entschied er sich zu gehen und beichtete, dass er in der Tagesklinik eine neue Frau gefunden hätten, mit der er sofort zusammenzog. Beide sind depressiv.
Er ist seitdem nichtmehr der den ich kenne, antwortet nicht auf Nachrichten, sagt Dinge, die nie aus seinem Mund gekommen wären, macht Dinge auf die er nie Lust hatte.
Meiner Mutter geht es seitdem sehr schlecht, sie kann nicht fassen, was passiert ist. 27 Jahre Ehe dahin?
Nun meine Frage: Steckt er in einer Midlife-Crisis, ausgelöst durch seine Depressionen und gibt es Hoffnung, dass er zur Besinnung kommt und zurückkehrt?
5 Antworten
Sich neu zu orientieren kann schon vorkommen.
Die krasse Persönlichkeitsveränderung, die Du beschreibst, ist aber außergewöhnlich und deutet meines Erachtens auf eine Erkrankung hin.
Hey,
das klingt jetzt seltsam, aber ich kann seinen Schritt verstehen. Er hat gemerkt, das er so im Leben nicht glücklich ist. Er wollte etwas neues versuchen. Nur wie er es macht, war nicht so clever. War 2 Wochen in der Klinik und zieht direkt mit der Person zusammen? Das scheitert sofort. Das ist eher teil des Krankheitsbildes.
Da musst du dir keine Gedanken drüber machen. Er wird mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder angekrochen kommen. Aber vielleicht ist ein Neuanfang genau das, was auch deine Mutter braucht.
Hoffen kann und soll man ja bekanntlich immer. Allerdings möchte ich noch einen wichtigen Punkt erwähnen: es besteht durchaus die Möglichkeit, daß er jetzt ,,aufgewacht“ ist . Und sein wahres Ich zum Vorschein kommt, daß er vielleicht bis jetzt Euch zuliebe versteckt/unterdrückt hat . Aus eigener Erfahrung(Scheidung nach fast 30 Jahren) kommt mir das sehr bekannt vor. Euch bleibt wirklich nur abwarten und hoffen. Und keine Vorwürfe-das wäre kontraproduktiv.
Die Hoffnung stirbt und sollte ja bekanntlich als letztes sterben. Es ist eine sehr schwierige Situation, ich erkläre warum.
er hat sich für die Klinik entschieden und sich dazu entschieden auf eure Bitte einzugehen, weil er ja dann selber der Überzeugung war, dass es ihm guttun wird. Er ist sich also seinem Zustand bewusst. Oftmals fühlen sich solche Menschen mit diesen Symptomen bzw. mit der Krankheit Depression auch nicht oder falsch verstanden. Den Grund warum er die neue Frau so sehr in sein Leben lässt, kann er dir natürlich am besten selber beantworten, aber ich vermute, weil er sich einfach eben verstandener fühlt. Jemand ist mit ihm auf Augenhöhe…
Machen könnt du und deine Mutter hinsichtlich der Situation leider nicht viel… ihr könnt nur hoffen das er eines Tages merkt das es etwas noch viel wichtigeres gibt im Leben. Das seine Frau und seine Tochter eine viel größere Rolle spielen, als die andere Frau. Wendet euch nicht weg, sondern versucht mit Akzeptanz (so schwierig es auch ist) auf die Situation zuzugehen und haltet die Arme offen für ihn
alles gute
Die Midlife crisis hat nichts mit Depression zu tun. Man zieht Bilanz des bisher erreichten im Leben im Verhältnis zu dem was in der Jugend geplant war. Diese Bestandaufnahme kann zu Kurskorrekturen im Lebensmanagement führen wie bei deinem Vater.