Mich würde eure interpretation von dem song fenster der "band" kraftclub?

Hi, also ich würde gern versuchen die Frage zu beantworten. Ich hab mir nämlich auch ganz viele Gedanken dazu gemacht. Es sollte dir jedoch klar sein, dass jeder Mensch auch mit seinen eigenen Erfahrungen und aktuellen Einflüssen interpretiert. Zum Beispiel interpretiert jemand mit Liebeskummer ein Liebesgedicht anders als jemand der in einer glücklichen Beziehung ist. Genauso interpretiert jemand diesen Song wohl anders, der andere Erfahrungen gemacht hat und vieles daran ist sehr offen für Interpretationen, die einen dann woanders hinleiten. Also. Ich hätte einführend gesagt, der Text ist aus der Sicht von 3 Personen geschrieben. 1. Person: Das "Ich", erzählt in der ersten Strophe. 2. Person: redet zum "Ich", 3. Person das "göttliche". Das Reimschema ist teilweise ein Paarreim, teilweise wird aber nicht gereimt, was dem ganzen mehr ein Gefühl einer Unterhaltung verleiht als dass es ein Lied wäre. Einführend spricht das "Ich", das ich lapidar als "Pegida-Afd-Wähler"-Klischeebild bezeichnen möchte. Das „Ich“ verurteilt die Eliten als Feindbild, als eine homogene Einheit ohne Individuen. Die Gier dieser ist schuld an allem, auch am scheiß Wetter und dem bald bevorstehenden Untergang des Staates, den niemand zu verhindern versucht. Das "Ich" wird außerdem als paranoid dargestellt, da es als einziger die Wahrheit hinter Dingen wie Düsenjägerstreifen erkennt. Alles kann eine Bedrohung sein und doch sieht es niemand oder will es nicht sehen. Ab der 1. Zwischenstrophe folgt eine Figur, die nicht ganz eindeutig ist. Es ist entweder einer der Verblendeten, der seeehr sarkastisch ist oder aber eine Art "AFD-Sektenführer" oder eben "AFD-Pegida-Anführer-Typ". Mittlerweile glaube ich mehr an letzteres. Also, dass es jemand ist der das "Ich" in seinem Glauben bestärkt und extremisiert. Es fängt wie bei einer Sekte ebenfalls wenig beunruhigend an, eskaliert dann aber schnell, in dem Wunsch, dass das "Ich" sich aus dem Fenster stürzt. Für das Wohl aller, im Refrain, mit "Auch du kannst etwas gutes tun, leiste deinen Teil" umrissen. Klingt anfangs unschuldig, ist aber genau genommen ziemlich genial. Es stellt nämlich all diese "nach rechts gerückten deutschen, die plötzlich zu extremen Taten neigen" (und damit eben mehr auf die extremistischen Anhänger nicht alle bezogen) auf eine Stufe mit den anschlagverübenden Terroristen. "Du kannst was erreichen trag auch du zu etwas bei", indem du tötest. In dem du dich aus dem Fenster stürzt, in dem du eine Asylunterkunft anzündest, indem du mit einem LKW in eine Menschenmenge fährst. Wo ist der Unterschied? Alle diese Menschen, die glauben auf unterschiedlichen Seiten zu stehen, tun interessanterweise eigentlich das gleiche und das ist, was das "Ich" eigentlich nicht will, die Welt zu einem schlechteren Ort zu machen. Strophe 2 bestärkt das "Ich" wiederrum in seinem Denken. Es wird angesprochen, dass es Menschen gibt, die "mimimi"-Personas, die sich beklagen, dass keiner nach ihrem Befinden gefragt hat, während woanders Bomben fallen, was eben den eigentlichen Charakter des Ichs darstellt. Er will nicht die Welt verbessern. Er ist ein egoistischer Vollidiot. Nur auf sich bedacht und sein Wohl. Ebenfalls wird das Thema Fake-News angesprochen, in dem Nachrichten auch wieder als eine homogene lügende Einheit dargestellt werden anstatt, wie es tatsächlich ist als individuelle, von unterschiedlichen Meinungen geprägte Journalisten. Aber für das ICH lügen sie alle. Das "Ich" muss kämpfen um die Wahrheit zu erfahren. Das „Ich“ als einzig normaler in einer Welt von Idioten und letztendlich auch als Opfer, dass das Gefühl hat, dass es betrogen wurde und ihm mehr zusteht. Daraufhin folgt der Refrain und da muss man das Lied hören, um die Überleitung hin zur und die 3. Person selbst zu erkennen. Es klingt, bevor Farin Urlaub kommt, als würde das Ich auf einem Hochhausdach stehen und ein Pulk anderer Sekten-Anhänger stünde hinter ihm und raunt „Spring spring spring“ (wahrscheinlich auch eine Kritik an die Trolls, die sowas online, oft unbedacht anstacheln ohne die Folgen ihrer Taten zu bedenken) während der Anführer ihn direkt auffordert zu springen. Das Ich zögert jedoch es springt nicht direkt. Es muss angefeuert werden. Dass das passiert zeigt aber eben auch, dass dort in dem Menschen, der im Begriff ist, etwas unfassbares, unglaubliches, unmenschliches zu tun, eben doch noch ein Mensch steckt, etwas zweifelndes etwas mitmenschliches aber eben vielleicht nicht genug, denn er tut es und springt – mit einem Knall. Für mich der Übertritt ins himmelsreich wo die göttliche stimme Farin Urlaub (ich weiß, das klingt jetzt weit hergeholt, vor allem für Leute die die Ärzte nicht mögen aber ich find, diese Metapher ganz lustig.) dem „Ich“ rät, zu springen und das kommt für mich einem Verstoß aus dem Himmelsreich gleich. Das „Ich“ hat etwas so schlimmes, etwas so Abstoßsendes getan, dass es kein Teil des Himmelsreichs sein kann. Der Terrorist, der keine 72 Jungfrauen bekommt und auch der „Extremistische-Pegida-Anhänger“, der anstatt die Welt zu verbessern, wie er es ursprünglich wollte doch nur seinem Egoismus und der eigenen Bedürfnisbefriedigung gefolgt ist, ohne auf andere zu achten und damit die Welt in den Abgrund getrieben hat. Sie alle kommen im Endeffekt eben nicht ins Himmelsreich sondern müssen auf Wunsch des göttlichen jetzt ganz weit Fallen, an einen anderen Ort. Bisschen tiefer als das Himmelsreich. U know? Stellt sich noch die Frage, wie ich den Refrain in drei unterschiedlichen Aspekten auslegen kann. Nun ich denke, das unterscheidet Musik von Gedichten. Gedichte können oft auf unterschiedliche Weise vorgetragen und interpretiert werden. Bei Musik gibt es den Spielraum nicht, der Künstler trägt es ja für uns vor, hat aber dadurch eben die Möglichkeit unterschiedlich zu betonen, durch Instrumentenwechsel, durch Stimmen, Lautstärke, Geräusche. Daraus hat sich dann für mich der Unterschied in den Auslegungen ergeben. So… hm.. das war jetzt echt länger als gedacht. Ich hoff ich hab es nicht übertrieben. Jetzt würde mich aber mal interessieren was andere davon halten, gibt es andere Interpretationsansätze? Andere Ideen? Liebe Grüße, Emi.