Meine Freundin soll Zwangsverheiratet werden. Wie kann sie sich dagegen wehren?
Eine gute Freundin von mir (19, in Österreich/Wien geboren, toll integriert aber arabische Eltern) soll zwangsverheiratet werden. Sie ist gut gebildet, studiert und hat 1A Noten, sehr zum Missfallen ihrer Eltern. Denn diese wollen, dass sie möglichst bald heiratet, Kinder bekommt, zu Hause bleibt und sich in Zukunft nur noch um Haushalt und Kinder kümmert anstatt Karriere zu machen. Ihre Eltern machen sich schon seit ihrem 15. Lebensjahr über eine Heirat Gedanken und der Druck auf sie erhöht sich von Tag zu Tag und auch Verwandte, obwohl diese nicht einmal in Österreich, geschweige denn in Europa wohnhaft sind, haben bereits Drohungen verlautbaren lassen.
Sie hat total Angst. Zum Einen vor ihrer Familie und zum Anderen vor ihrem versprochenen Ehe Partner, den sie nicht einmal kennt. So weit ich das bisher mitbekommen habe, stehen bislang 2 potentielle Partner zur Auswahl. Ein Mann (36), wohlhabend, wohnhaft in dem Heimatland ihrer Familie. Ihre Tante hat ihn aufgetrieben und ein anderer Mann, dessen genaues Alter usw., mir nicht bekannt ist. Erschreckend finde ich, dass ihre Mutter mit 15 auch zwangsverheiratet wurde, sich damals ebenfalls vehement dagegen gewehrt hat und nun selbst für eine Verheiratung ihrer Tochter eintritt.
Ich weiß, dass klingt jetzt sehr nach Klischee und ich hätte nie gedacht, dass es so etwas heutzutage noch in einem so gut entwickelten Land wie Österreich gibt. Ich habe bisher von dieser Problematik auch kaum etwas mitbekommen, obwohl ich sehr viele Freunde mit muslimischem Glauben habe. Und ich habe auch Angst, dass ihr schlimmstenfalls etwas zustoßen könnte. Man hört und liest ja immer wieder von Frauen, die sich gegen dieses aufgezwungene Schicksal mit Händen und Füßen gewehrt haben und letztendlich mt dem Tod bezahlen mussten.
Was kann ich tun? Wie kann ich ihr helfen? Was ratet ihr? Gibt es irgendwelche Stellen/Einrichtungen an die sie sich wenden kann?
Vielen Dank im Voraus für alle Antworten.
13 Antworten
![](https://images.gutefrage.net/media/user/Hiordis/1581195927437_nmmslarge__0_135_1438_1437_935ae0a0e20670098d2bf3632e7a5db1.jpg?v=1581195927000)
Also rein rechtlich - aber das weißt du ja - muss sie dem Zwang ihrer Familie schon einmal nicht nachkommen. Wenn sie also um ihre körperliche Unversehrtheit fürchtet, wenn sie sich dagegen wehrt, dann kann sie zur Polizei gehen und das melden. Zwangsehen sind strafbar, und zwar für die Eltern und alle, die sie dazu nötigen wollen.
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Sie soll machen das sie Boden gewinnt und sich ganz schnell von ihrer Familie abwenden wenn es auch weh tut und dann würde ich den Fall auf alle fälle bei der Polizei aktenkundig machen dort bekommt sie dann auch Adressen für irgenwelche Hilfsorganisationen wo sie sich hinwenden kann
![](https://images.gutefrage.net/media/user/hutten52/1487744013689_nmmslarge__650_0_3000_3000_2e94dbb8f17bb74a751c562824d409d9.jpg?v=1487744016000)
Gut, dass du dich für sie einsetzt. Jedes Jahr rechnet man mit mindestens 3000 Zwangsverheiratungen in Deutschland und zwischen 10 und 20 "Ehren"morden.
Hilfe gibt es bei Cerap Cileli und ihrem Verein Peri e. V. Sie hat an die 1000 jungen Mosleminnen geholfen, die von familiärer Gewalt betroffen sind.
Genauso mutig ist Sabatina James und ihre Gruppe.
Ich wünsche deiner Freundin und dir Kraft und Mut!
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mindestens 3000 Zwangsverheiratungen in Deutschland
Achja? Vielleicht örtlich, aber nicht im Sinne einer Hochzeit nach deutschem Recht.
Diese Hochzeiten werden meist nur nach z.B. islamischen Recht durchgeführt. Es sind also Zwangsverheiratungen im Islam oder vergleichbarem.
Kein Mensch wird in einem deutschen Standesamt dazu gezwungen zu heiraten.
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In einem Teil der Fälle wird nicht im, sondern vor dem Standesamt Zwang ausgeübt. Der Druck ist oft so groß, dass die Braut zustimmt. Der deutsche Standesbeamte kann das nicht erkennen und traut sie.
In anderen Fällen wird die Braut in die Türkei etc, gebracht, z. B. in den Ferien, und dort unter dem Druck des Clans staatlich getraut. Ich kenne selbst einen Fall, in dem eine Gymnasiastin in den Sommerferien in die Türkei gebracht werden sollte. Polizei war hilflos. Man fand dann einen deutschen Mitschüler, der sie zum Schein heiratete. Damit konnte sie nicht mehr verschleppt werden. Unfassbare Zustände!
Die dritte Art ist, wie du sagst, die Imam-Ehe.
![](https://images.gutefrage.net/media/default/user/9_nmmslarge.png?v=1551279448000)
Sie muss eine Entscheidung treffen. Sie muss entscheiden, wie wichtig ihr ihre Freiheit ist, was sie bereit ist, für ihre Freiheit aufzugeben. Dazu gehören die Geborgenheit innerhalb der Familie, aber auch Freunde (soziales Umfeld) und nahezu alle Sicherheiten, die sie bis jetzt hatte.
Wie es aussieht, gibt es niemanden in ihrer Familie, der ihre Situation versteht. Vorsicht bei jemandem, der sich plötzlich verständnisvoll gibt!
Du kannst sie auf ihrem Weg begleiten, kannst sie bei der Entscheidungsfindung unterstützen, ihr Deine Freundschaft zusichern. Entscheiden muss sie sich selbst.
Ich weiß nicht, wie gut Deine Freundschaft zu ihr ist. Wenn Du sie liebst und bei ihr bleiben möchtest, kommt auch auf Dich und Deine Familie Einiges zu.
Wichtig ist, dass sie, falls sie sich gegen die potentiellen Ehemänner entscheidet, geeignete Hilfe bekommt. Sie sollte Kontakt zu Beratungsstellen aufnehmen und das nicht von ihrem Handy aus. Dabei kannst Du sie unterstützen, indem Du ihr z. B. Dein Handy zur Verfügung stellst.
Ich denke, dass dann vor allem alles sehr schnell gehen muss. Schulzeugnisse und Ausweis schnappen und weg. Wenn das nicht mehr geht, dann eben auch ohne weg.
"Erschreckend finde ich, dass ihre Mutter mit 15 auch zwangsverheiratet
wurde, sich damals ebenfalls vehement dagegen gewehrt hat und nun selbst
für eine Verheiratung ihrer Tochter eintritt." Ja, das finde ich auch schlimm. Frauen, die sich letztendlich mit ihrem Schicksal arrangiert haben, ihrem Schicksal vielleicht sogar etwas Gutes abgerungen haben (z. B. Sicherheit), sind oft viel erbarmungsloser als ihre Männer. Ich halte das für ein Paradoxon.
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Sie soll halt nicht mit ins Ausland reisen.
In Österreich ist sie relativ sicher.
Im Zweifel muss sie sich an ein Frauenhaus oder bei akuten Bedrohungen an die Polizei wenden. Letztere hat übrigens auch Beratungsstellen.
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Naja, was heißt sicher? Es passiert auch hier im Umkreis, dass Frauen, die sich gegen die Traditionen ihrer Familie stellen, auf einmal mit Blödsinn wie Ehrenmorden konfrontiert werden. Das ist zwar strafbar, nützt der Frau aber einen feuchten Dreck. Die Polizei ist auf alle Fälle die klügere Alternative.
![](https://images.gutefrage.net/media/user/exxonvaldez/1451690972117_nmmslarge__180_30_540_540_54312fb41536dcffc6fa9125ed849374.jpg?v=1451690972000)
Das ist tatsächlich die einzige Gefahr. .-Deswegen schrieb ich: bei akuter Bedrohung.
Ob die Famiie soweit gehen würde, können wir nicht beurteilen.
Falls die Gefahr besteht, sollte sie in ein Frauenhaus, sich an eine Hilfsorganisation und die Polizei wenden. Vor allem aber muss sie willens sein den Kontakt zu ihrer Familie vollständig und für immer abzubrechen.
Meistens scheitert es an dem Willen der Frauen mit der Famile zu brechen. Wenn sie dazu nicht bereit ist, kann man ihr nicht helfen.
GIbt dan ne verwarnung oder 30 sozialstunden