Mein Kumpel hat mal eine 16 Ampere Wechselstromsicherung überlastet aber die flog nicht raus Warum?

6 Antworten

Eine Sicherung (genauer: Leitungsschutzschalter) hat zwei mechanismen:

(Die Schmelzsicherungen zum Auswechseln lasse ich jetzt mal weg. Ich denke nicht, dass es sich um eine solche gehandelt hat)

Thermischer Überlastauslöser (Bimetall): Der spricht nicht sofort an, sondern bei geringen Überlastungen auch mal eine längere Zeit (von Minuten bis Stunden) dauern, bis die Sicherung dann abschaltet. Wenn der Stromkreis vernünftig ist und keine schrottigen Verlängerungskabel im Spiel sind, dann macht ihm dieses Verhalten auch nicht so viel.

Magnetischer Kurzschlussauslöser (Spule): Diese spricht sofort an (im Milisekundenbereich), wenn ein Kurzschluss auftritt. Bei einem Kurzschluss rauschen sämtliche A durch die Leitung, die der Stromkreis hergibt. Wenn die Sicherung hier nicht rechtzeitig abschaltet, dann hättest du einen heißen Draht (zusammen mit Strohballen und schlecht hingepfuschter Hobbyelektrik beliebte Bauernhof-Brandursache).

In deinem Fall wäre der Bimetallauslöser zuständig gewesen.

So eine Sicherung hat wegen dieser zwei Mechanismen neben der Nennstromstärke auch die Charakteristik in Form eines Kennbuchstaben als Kennzeichnung. Gängige Typen sind: "B16A", "H16A" etc. Diese Charakterstik gibt das Verhalten im Zusammenhang mit der Höhe der Überlast an (entsprechedne Kennlinien findest du im Internet).

4000W / 230V = ca. 17,5A (bevor jetzt alle aufschreien: Evtl. vorhandenen Blindstrom lasse ich wegen unbekanntem Verbraucher mal außen vor, cosphi=1, basta^^)

Das ist bei einer B16A (ich nehme auch dieses der Einfachheit halber einfach mal an, ansonsten mal nachschauen, welcher Typ Sicherung das wirklich war) nur eine geringe Überlast.

Wenn du dir mal die Kennlinie dazu ansiehst (bei der mit dem B gucken):

https://www.elektrikforen.de/attachments/kennlinien-jpg.702/

Die 17,5 waren ca. 1,1x der Nennstromstärke (x-Achse)

Wenn du da mal senkrecht nach oben gehst, bis du auf die Kennlinie triffst und dann den Y-Wert auf der Höhe abliest:

40-120 Minuten (kann man schlecht ablesen, weil die Kurve da sehr steil ist und ich beim Rechnen auch recht großzügig gerundet habe. Es ist eher die längere Auslösezeit)

Nach dieser Zeit sollte er ausgelösen haben. Wenn es auch nur ein paar W weniger waren, dann verlängert sich die Zeit erheblich. Wenn die 4000W nicht permanent tatsächlich gezogen werden oder wenn der Verbraucher rechtzeitig wieder abgeschaltet wird, dann bleibt die Sicherung drin.

Wird schon seine Richtigkeit gehabt haben :-).

Trotzdem sollte man solche Überlasten immre vermeiden. Das kann auch mal böse enden, wenn die Elektrik in einem schlechten Zustand ist, das häufiger passiert, oder schlechte/lange Verlängerungsleitungen im Spiel ist.

Wenn du es genauer wissen willst: Welcher Typ Sicherung war das und was für ein Verbraucher war genau angeschlossen?

Woher ich das weiß:Hobby

Ls-Schalter mit B- und C-Charakteristik sind so konzipiert, dass sie thermisch auslösen, wenn der Strom das 1,13- bis 1,45-fache des Nennstromes beträgt.

Mit 17,39 A ist der Automat mit dem 1,087-fachen Nennstrom belastet, der Strom liegt unterhalb der thermischen Auslösegrenze.

Für eine thermische Auslösung muss der Strom mindestens 18,08 A betragen, eine sichere Abschaltung erfolgt aber erst bei 23,2 A.

Das andere wäre die elektromagnetische Auslösung, welche bei einem Kurzschluss abschaltet. Hierfür ist bei B-Charakteristik der 3- bis 5-fache Nennstrom nötig, bei C-Charakteristik der 5- bis 10-fache Nennstrom.


nichts gegen kumpelchen oder so. aber ich bin mir (fast) sicher, dass es garkeine 4000 Watt waren.

gehen wir jetzt einfach mal von zwei heizlüftern aus. die haben jeweils 2000 watt bei, und da ist der haken, 230 Volt. wenn nun die spannung auf den bereich von sagen wir etwa 223 Volt sinkt, dann sinkt auch entsprechend die stromaufnahme.

je nach dem wie weit die steckdose von der verteilung weg ist, und was für kabel dazwischen sind, kann das bei dieser belastung schon mal duchaus vorkommen, zumal das kabel ja auch einen vorwiderstand bildet.

dazu kommt, dass so eine 16 ampere sicherung noch nicht sofort bei 16,000001 ampere auslöst. so bei gut 10% überlast z.B. kann das schon mal ne stunde dauern, bis die sicherung kommt.

übrigens: wenn die 4000 watt von, sagen wir einer hifi anlage kommen, dann darfst du da so wie so nicht nach gehen, diese angaben sind messteschnisch optimiert. d.h. die reale dauerhafte stromaufnahme einer solchen geschichte beträgt oft nur einen bruchteil dessen.

ach ja, damit eine 16 ampere sicherung sofort auslöst, musst du schon so ungefähr 80 Ampere aufbringen. klingt abstrus, ist aber so. und viele geräte haben einen sehr hohen sogenannten einschaltstrom ein baustrahler mit 500 watt z.B. hat einen einschaltstrom von etwa 32 ampere, aber eben nur seeeehr kurz. oder ein E Tacker, der kommt schon mal auf gut 60 Ampere.

lg, Anna

Das was dein Kumpel beobachtet hat ist völlig korrekt und auch so vorgesehen. Eine kleine Überlastung wie diese führt erst nach mehreren Stunden zur Auslösung. Das kann man auch in den Kennlinien der Sicherungsautomaten nachsehen. Damit ein B-Leitungsschutzautomat innerhalb weniger Sekunden auslöst muss man ihn schon um das 4 bis 5 fache überlasten.


elektrodenratte 
Fragesteller
 16.11.2018, 02:22

Wow danke. Gelaufen sind 2 Heizlüfter a 2 kw 24h für sieben Tage

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coyotede  16.11.2018, 06:30
@Gigaandre19899

Naja 16A sind ja auch schon 3680W... diese 320W mehr sind jetzt auch 'nur' 1,4A zuviel. Hängt natürlich auch davon ab, ob auf dem Stromkreis nicht doch noch etwas mehr lief, als wirklich NUR die 2 Heizlüfter.

Ja, je nach Anbieter fallen für die Woche dann 170 - 200 EUR an, vorausgesetzt die Heizlüfter besaßen keine irgendwie geartete Regelung.

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das .. kann dir wohl nur der Hersteller der Sicherung erörtern.

guenterhalt  16.11.2018, 09:06

der wird als erstes nach dem tatsächlichen Strom fragen.
Die Geräte mit den zusammen 4000Watt haben eine Toleranz, wie viel Watt sind es wirklich?
Die Netzspannung hat eine Toleranz, wie hoch ist die Spannung wirklich?

Die Sicherung hat eine Toleranz, wie hoch ist die? (nur diese Frage kann der Hersteller beantworten)

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