Mein Freund redet sich selbst Sachen ein!?
Hallo zusammen,
mein Freund hat seit einigen Monaten ein etwas seltsames Problem.
Häufig wenn er mal ohne mich mit seinen Freunden unterwegs war, manchmal aber auch wenn ich dabei war, redet er sich später ein, dass er da etwas doofes gemacht hat.
Meistens redet er sich ein, dass er mich in irgend einer Art und Weise betrogen hat. Das macht er auch, obwohl er weiß, dass sowas nicht passiert ist. Es lässt ihm aber trotzdem keine Ruhe, bis er klare Beweise gefunden hat, die dagegen sprechen. Dass ich teilweise auch mal den ganzen Abend mit dabei war, wir gemeinsam hin und zurück gefahren sind, reicht ihm nicht aus. Er denkt dann immer sowas wie: „Was ist wenn ich, während Du kurz auf Toilette warst, nebenan mit Person X war?“.
Diese Gedanken kommen zeitlich nie mit der Realität hin und es ist auch bisher jedes Mal so gewesen, dass da alles mögliche gegen gesprochen hat.
Trotzdem findet er immer wieder neue Sachen, die er sich einredet. Ganz plötzlich macht er sich Gedanken über irgendwelche Abende, die schon ewig her sind.
Mittlerweile mache ich mir ziemliche Sorgen, weil er unheimlich gestresst und unruhig durch diese Dinge wird und ich nicht mehr weiß, was ich noch machen soll.
Hat jemand einen Rat für mich oder ihn, der uns weiterhelfen könnte?
Vielen Dank im Voraus.
Thea
2 Antworten
Das klingt nach Zwangsgedanken.
Vielleicht sollte sich dein Freund mit einem Psychiater darüber unterhalten.
Hat was von Zwangsgedanken. Da schließe ich mich dem/der anderen Antworter/in an.
Diagnostische Kriterien sind:
- Die Gedanken sind wiederkehrend.
- Sie werden als eigene Gedanken erlebt, nicht als Eingebung.
- Du kannts Dich aber nicht mit diesen Gedanken identifizieren, d.h. sie belasten Dich, weil sie Deinen Moralvorstellungen, Weltanschauungen, Deiner Vorstellung von Moral, Recht und Ethik, Deinem Willen und Deinem Verständnis von Logik widersprechen. Du erlebst sie als unsinnig, widersinnig und identifizierst sie als Blödsinn.
- Dennoch belasten sie Dich, weil sie ein Gefühl von Unruhe und Zweifel hinterlassen.
- Sie drängen sich, trotz des Versuches, sie zu unterdrücken, immer und immer (und immer) wieder auf.
Um die Gedanken zu neutralisieren, werden manchmal die Zwangshandlungen ausgeführt. Gemäß dem Motto: "Wenn ich das mache, dann passiert das und das nicht."
Vier Dinge empfehle ich als Betroffener:
- Informiere Dich über die Krankheit und mach Dir klar, dass Du einfach krank bist.
- Sprich mit Jemanden darüber. Wenn Du religiös bist, dann mit Gott, ansonsten immer mit Familie und Freunden. Zur Not hälst Du vorher 'nen Vortrag über Zwangsstörungen. Es gibt auch das Notfalltelefon, die Telefonseelsorge. Reden nimmt den inneren Druck. Aber natürlich nur mit Menschen, denen Du vertrauen kannst.
- Such Dir einen Therapeuten, der Dir helfen kann. Wenn Du ein gebrochenes Bein, hast, gehst Du auch zum Arzt, also warum nicht auch bei psychischen Krankheiten.
- Ruhe bewahren. Die Krankheit ist behandelbar. Je früher umso besser.
Ich wünsche Gottes reichen Segen und alles Gute.
Ich kann auch noch einen Podcast zu dem Thema empfehlen, wo ein Pfarrer über seine (religiösen) Zwangsgedanken berichtet. Das hilft vielleicht auch, die ganze Sache zu verstehen. Lass Dich nicht vom religiösen Aspekt abhalten.: "Gotteslästerung - schwerelos werden."
Des Weiteren einen Kurzfilm zur Thematik: "Gezeichnete Seelen - Immer und immer (und immer) wieder..." auf Planet Schule.
Vielen Dank für deine Antwort. Er hat es vor ca. zwei Wochen seinen zwei besten Freunden erzählt. Das hat ihm bisher auch schon gut geholfen, wenn nochmal solche Gedanken kamen. Ich denke es dauert noch, bis wir das so richtig in den Griff bekommen aber ich bin sehr froh, dass wir so tolle Leute kennen, die Verständnis haben und helfen wollen.
Ich wünsche Dir alles Gute!