Mein Freund gibt mir das Gefühl manchmal nicht genug zu sein. Was tun?
Hallo!
Immer mal wieder sagt mir mein Freund in Streitsituationen, dass er sich immer viel mehr Mühe gibt und ich fast nichts mache. Allerdings denke ich ganz anders über diese Situation, denn er macht nur noch etwas für mich wenn ich es ihm sage oder ihn darum bitte. Ihn selbst draufkommen lassen, habe ich auch schon probiert, aber wenn ich wirklich nichts sage, kommt auch nichts mehr. Damals hat er mich öfter überrascht, für mich gekocht, Blumen gebracht oder ist zu mir gekommen, wenn es mir schlecht geht. Heute muss ich ihn anflehen, damit er endlich wieder zeigt, dass er mich noch liebt. Er sagt, dass ich erst selbst was machen soll und er genug macht. Dadurch fühle ich mich allerdings überhaupt nicht wertgeschätzt, da ich diese Dinge freiwillig von mir aus mache, ihm jeden Tag schreibe wie sehr ich ihn liebe, jeden Tag anrufe und nach ihm frage, ihm Liebesbriefe schreibe und auch mal etwas mitbringe, was mich an ihn erinnert. Er ist so undankbar und hält von sich so viel. Dabei merkt er gar nicht wie sehr er mich verletzt. Er sagt mir immer, dass es schon genug zeigt, dass er mich liebt, wenn er zu mir fährt… aber ist das nicht selbstverständlich oder habe ich zu hohe Erwartungen? Mittlerweile weine ich vor Freude, wenn ich Blumen bekomme. Ich liebe ihn über alles aber fühle mich wertlos… mir fehlt die Liebe, obwohl er es auch oft zeigt. Aber wenn er kein Bock hat oder einen schlechten Tag hat, lässt er alles an mir aus. Wenn ich reden will zockt er nebenbei sogar manchmal und ich muss ihn mehrmals darum bitten mir kurz zuzuhören…
Bitte nur ernstgemeinte Antworten.
Danke im Voraus.
LG Ella
3 Antworten
Hey,
es kommt in Beziehungen früher oder später immer vor, dass der eine mehr von dem anderen will als der andere. Ich kenne deine Situation nicht so genau, vor allem deinen Freund nicht und seine Hintergründe. Zunächst einmal ist es vollkommen normal, dass man das Interesse am anderen verliert - und beim einen kommt es halt früher als beim anderen.
Bei mir war es z.B. so, dass ich als erstes Interesse verloren habe beziehungsweise mich einfach wieder mehr auf mich alleine konzentrieren wollte. Damit hatte mein Freund auch große Schwierigkeiten und bis heute haben wir das noch nicht zu 100% "glattgebügelt", sage ich mal, also wir haben immer noch damit zu kämpfen, aber ich habe den Eindruck, dass es besser wird. Vor allem, weil es oft schwankt. Mal will ich mehr Zeit verbringen, mal er. Mit diesen ungleich verteilten Bedürfnissen muss man leben lernen, und zwar von beiden Seiten aus, oder die Beziehung bricht.
-->Gönne ihm die Zeit mit seinen Jungs (beim Zocken)! Wie fändest du es, wenn er dir die Zeit mit deinen Mädels zum Vorwurf machen würde? Oder deine Me-Time?
Bezüglich dem, dass du dich so fühlst als würde dein Freund dir zu wenig Liebe zeigen bzw dir nicht genug das Gefühl gibt, "gut genug" zu sein: Das kenne ich nur zu gut und das sogar, OBWOHL mein Freund tendenziell mehr Zeit mit mir verbringen will als ich mit ihm. Das Ding ist hier, dass man erstens lernen muss, seinen Wert nicht von seinem Partner abhängig zu machen. Das ist tatsächlich auch mit einer der Gründe, warum ich oft Ruhe von meinem Partner brauche: Damit ich wieder zu mir finde und sehe, dass ich auch alleine "stark" oder "liebenswert" oder was auch immer bin.
-->Nutze die Zeit, in der er nicht für dich da ist, für dich!
Zweitens muss man lernen, dass jeder Mensch eine andere Art hat, Liebe zu zeigen. Das habe ich auch erst spät begriffen. Zum Beispiel wirkt die Mutter meines Freundes grundsätzlich eher kalt, hat hohe Ansprüche an einen, vor allem bezüglich Höflichkeit und wie "eine Frau oder ein Mann sich zu verhalten hat". Mein Freund hat(te) deshalb kein gutes Verhältnis zu ihr, da er sie als kalt und ohne jede Liebe interpretiert hat.
Als ich jedoch zu Besuch gekommen bin, habe ich seine Mutter zwar auch u.a. so wahrgenommen, aber erkannt, dass sie ihre Liebe eben anders zeigt: Sie kocht. Sie kocht viel und ausgewogen und immer und lecker. Sie sorgt sich immer darum, ob man satt ist, ob einem auch warm genug ist und ob es einem geschmeckt hat. Durch diese Fürsorge drückt sie ihre Liebe aus.
Nun kann es sein, dass dein Freund eine Art hat, seine Liebe auszudrücken, die du noch nicht erkannt hast. Es kann sein, dass diese Art nicht die Art ist, die du dir wünschen würdest. Mein Freund zum Beispiel drückt seine Liebe darin aus, dass er total verlässlich, treu und immer da ist, wenn ich ihn brauche. Das ist bloß zufällig oft genau das, was ich NICHT brauche, weil ich oft Ruhe will, aber er das dann falsch interpretiert und denkt, dass zwischen uns irgendetwas nicht gut ist. Ich bräuchte zum Beispiel mehr Liebesbeweise, indem er mir zum Beispiel mal im Haushalt hilft.
Bei sowas hilft möglicherweise auch einfach Kommunikation. Nicht einmal, nicht zehnmal, sondern dauernd. Wenn mein Freund zum Beispiel unbedingt Zeit verbringen möchte, obwohl ich wenig Zeit habe, dann muss er den Müll rausbringen oder mir was zu essen mitbringen, sodass ich nicht mehr kochen muss usw. So begreift er auch, dass es nichts gegen ihn ist, wenn ich mal keine Zeit habe und ich biete ihm eine Möglichkeit, mit mir Zeit zu verbringen.
Wenn es dir jetzt z.B. wichtig ist, dass er dir Geschenke macht (sowas ist mir z.B. total unwichtig, da siehst du schon, wie unterschiedlich Menschen sind), dann sag ihm das - das geht auch indirekt, indem du ihm besonders deine Dankbarkeit zeigst, wenn er das dann mal macht (Dankbarkeit aber nicht vormachen!)
Ich zum Beispiel hasse spülen und wenn das mein Freund dann mal für mich erledigt, drücke ich ihm immer explizit meine Dankbarkeit aus, gehe öfters in die Küche und umarme ihn etc, weil ich weiß, dass er das mag. Und ich nehme die "dazugewonnene" Zeit dann wirklich für uns.
Was ich aber bei euch des Weiteren für einen Eindruck habe ist, dass du deinen Freund mit Erwartungen und Bedürfnissen und Anforderungen erstickst. Das hörst du wahrscheinlich ungern, aber: Du solltest ihn auch einfach mal in Ruhe lassen, dann kommt er von alleine. Das ist auch etwas, das mein Freund bis heute nicht immer versteht: Wenn er mich mal paar Tage in Ruhe lassen würde, stünde ich von ganz alleine sehr bald schon und voller Vorfreude (statt Schuldgefühlen) vor SEINER Tür.
Aber wenn du einer Person nicht den Freiraum gibst, den sie braucht, damit die Person mal das Bedürfnis nach dir spüren kann, wird sie nie das Bedürfnis spüren, dass sie jetzt mit dir Zeit verbringen will, weil du sie ja, bevor dieses Bedürfnis stark genug werden konnte, sodass die Person von alleine kommt, dazu "zwingst", zu dir zu kommen oder XYZ zu machen.
Das Ding ist: Liebe kann man nicht erzwingen. Verlangen btw auch nicht. Dankbarkeit auch nicht. Das muss von alleine kommen, auch wenn man ab und zu über den Mangel, den man spürt/gespürt hat, natürlich ins Gespräch kommen sollte.
Kritisch wird es meiner Meinung nach dann, wenn Gespräche darüber nicht möglich sind, denn das zeigt dann wirklich, dass der Partner kein Interesse an einem und an dem Wohlergehen von einem hat.
Tipp also an dich:
- Lass ihn mal in Ruhe und schau, ob sich in ihm mal das Bedürfnis regt, dir eine Freude zu machen o.Ä.
- Gehe mit ihm zu einem guten Zeitpunkt ins Gespräch über das, wie du dich fühlst. Dabei aber keine Vorwürfe machen, sonst kippt der Effekt ins Gegenteil um und du katapultierst ihn in eine Haltung, wo er denkt, er müsse sich rechtfertigen.
Liebe Grüße
Kath
PS: "Er sagt mir immer, dass es schon genug zeigt, dass er mich liebt, wenn er zu mir fährt… aber ist das nicht selbstverständlich oder habe ich zu hohe Erwartungen?" Nein, das ist NICHT selbstverständlich. Ich glaube, mit deinen Vorwürfen erstickst du leider den letzten Tropfen dessen, dass er dir freiwillig eine Freude machen will. Sowas kann man nicht erzwingen! Und wenn man es erzwingt, ist es nicht echt...
PPS: Jemandem eine Freude zu machen, weil man eine Freude zurückhaben möchte, ist übrigens auch kein echtes "Geschenk".
Das einzige was euch hilft - so blöd es auch klingt - ist Reden. Redet darüber, was euch stört, was euch wichtig ist, ob es vielleicht Missverständnisse gibt, ...
Entweder schafft ihr es, die Probleme zu lösen und euch wertschätzend gegenüber einander zu verhalten oder es klappt nicht - und daraus die Konsequenzen zu ziehen.
Mir persönlich wären derartige Liebesbekundungen mit Liebesbriefen, Blumen, etc. viel zu viel. Auch da bin ich mir nicht sicher, ob ihr da wirklich dieselben Ansichten habt.
Hm, schwieriges Thema und die wirkliche Antwort kann keiner dir sagen. Hast du schon mal in Betracht gezogen, dass du vielleicht wirklich nicht gut genug für ihn sein könntest?
Ja habe ich. Das mache ich seit kurzem sogar sehr oft, aber ich habe mich extra schon sehr zusammengerissen, dass ich ja nichts schlechtes sage oder mache. Trotzdem kam es zum Streit. Ich hab nie wirklich etwas getan, was die Liebe zerstört haben könnte. Das Einzige, was ein Problem ist, sind meine Verlustängste, da er mir vor ca. 2 Jahren fremdgegangen ist. Er hat es allerdings nie wieder gemacht und ich spüre auch, dass er jetzt so gut wie alles für mich tun würde, aber wie gesagt nie von sich aus und wenn dann nur unter Gemotze.