Mein Auszubildender ist unglücklich auf unserer Station?


18.09.2024, 02:38

Es wäre wirklich wichtig für ihn das er sich hier bei uns einigermaßen gut schlägt und so viel wie möglich mitnimmt weil er hier bei uns so ziemlich das wichtigste für ihn und für seine berufliche Zukunft mitnehmen sollte. Ich habe Sorge das wenn ich ihn quasi "verpetze" und er sich dadurch noch unwohler fühlt anfängt noch mehr zu fehlen als eh schon.

hoffnung69  18.09.2024, 02:39

Hallo :-) sagt er denn nicht genau , wer ihn schikaniert?
Ich meine nur so könnte es ja dann bei Gesprächen zu dritt vielleicht behoben werden

Ellifux 
Beitragsersteller
 18.09.2024, 02:41

Das ist es eben. Er fühle sich von allen schlecht behandelt. Inklusive Leitung. Außer zu mir und einem weiteren Kollegen hat er einen guten Draht. Er fängt bereits an zu fehlen.

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Nimm ihn beim nächsten Erscheinen beiseite und frage ihn, was er sich eigentlich konkret von dir wünscht...

Mach ihm klar, dass er mit allgemeinem Gejammer ("Alle sind so fies zu mir!") nichts erreichen wird, dass du ihm aber vielleicht helfen kannst, wenn er sagt, wer ihm was "antut".

Erkläre ihm, dass auch der fieseste Lehrer niemanden einfach durchfallen lassen kann, und gib ihm Tipps gegen Prüfungsangst und für ein gesundes Selbstvertrauen, mit dem man auch missliebige Menschen ertragen kann.

Und rede ihm ins Gewissen - wer "anfängt zu fehlen", fängt an, seinen Ausbildungsplatz zu verlieren...

Behalte aber auch im Hinterkopf, dass es vielleicht die Gesamtsituation auf deiner Station sein könnte, die ihm (unbewusst) zu schaffen macht. Geriatrie bedeutet leider oft eine Konfrontation mit dem Tod, die gerade junge Mensche überfordern kann. Es kann erschreckend sein zu erkennen, wo die eigene Familie "enden wird" und wo man irgendwann auch selbst hinsteuert. Es kann unglaublich traurig sein, die Einsamkeit und Verzweiflung auszuhalten, die alte Menschen manchmal mit sich herumtragen.

Und in so einer dünnhäutigen Gesamtstimmung wird dann jedes unbedachte Wort als persönlicher Angriff empfunden, jeder Selbstzweifel einem anderen angelastet...

Vielleicht bist du auch einfach nicht für jedes Problem der beste Ansprechpartner. Wenn du also noch andere Stellen kennst, ermutige ihn, auch dort mal "anzuklopfen". Klinikseelsorger sind oft tolle Zuhörer und viele verzichten freiwillig aufs Missionieren, wenn man darum bittet.

Auch Leute vom Grünen Team, Sozialarbeiter, Betreuungskräfte, Physio- oder Ergotherapeuten oder andere, etwas weniger "Ausbildungsbezogene" können ihm vielleicht helfen, mal Dampf abzulassen und seine Gefühle neu zu sortieren...

Rede unbedingt offen mit ihm, zeige Respekt für seine Berufswahl und bisherige Leistung, aber sprich auch an, dass der Job nicht für jeden geeignet ist und es keine Schande ist, die eigene Entscheidung zu hinterfragen. Mach ihm klar, dass er selbst verantwortlich dafür ist, wie es für ihn weitergeht und du ihn dort unterstützen wirst, wo er dich braucht, dass du aber nicht fähig und auch nicht willens bist, jedes mögliche Problem zu beseitigen, bevor er darauf trifft.

Er ist ein fast erwachsener Mensch, der in Zukunft das Leben anderer in der Hand halten wird. Da sollte er auch in der Lage sein, sein eigenes zu meistern...

Wenn "alle" gemein zu ihm sind, dann kann man sich mal die Frage stellen, ob es an ihm liegt und der Job einfach nichts für ihn ist.

Es mag locker unter den Kollegen zugehen, das heißt aber auch, dass schon mal ein rauerer Ton herrscht. Wenn man nun so dünnhäutig ist, dass man damit nicht umgehen kann, dann sollte man sich etwas anderes suchen.

Klingt vielleicht hart, aber dieses pauschale "alle sind schuld" statt konkrete Vorkommnisse mit bestimmten Personen zu nennen lässt mich stutzig werden.

Ich würde nochmal das Gespräch unter 4 Augen mit ihm suchen und auf die Details eingehen. Er muss ja wissen warum er sich Schickaniert fühlt. Vielleicht nimmt er auch Aussagen die vielleicht spaßig gemeint waren oder für euch Alltag sind komplett anders wahr und versteht diese nicht. Ich denke wenn man hier näher ins Detail geht und zusätzliche Informationen warum er sich unwohl fühlt und was für Ihn vielleicht besser laufen kann aufnimmt findet Ihr sicherlich eine Lösung.
Ich finde es super, dass du dir Gedanken um Ihn machst und Ihm helfen willst.
Bei Problemen mit der Lehrerin in der Berufsschule, ist es finde ich am besten wenn er dies bei der Lehrerin anspricht, vielleicht auch zusammen mit dir als Mediatorin oder alternativ Augen zu und durch, wenn er seine Arbeiten gut macht kann Sie alleine Ihn ja nicht durchfallen lassen. (Zumindest war das bei uns im Handwerk so🙈)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Klingt als wärst du ne gute Leitung, die sich Gedanken macht. Aber hast du de facto gefragt, was ihm nicht passt? Bist du wirklich auf ihn eingegangen, ohne ihm die Stelle zu verkaufen? Das ist ein Fehler, den ich in der Vergangenheit gemacht habe... Dieses unterbewusste verkaufen ist schwer raus zu bekommen.


Ellifux 
Beitragsersteller
 18.09.2024, 05:28

Danke erst einmal für deine Gedanken. ich bemühe mich schon um unsere Schüler/Praktikanten da ich während der Lehre ähnliche Erfahrungen gemacht habe und kurz vor dem Examen fast hingeschmissen (Was extrem dumm gewesen wäre 🙄) hätte. Aber da war ich wirklich auf einer katastrophalen Station die deshalb Jahrelang keine Schüler mehr hatten. Das Ding ist: unser Team ist immer super beliebt bei den Azubis, meine Kollegen hier sind nicht so drauf wie ihnen vogeworfen wird, eher einfühlsam und verständnisvoll. Deswegen spiele ich leider schon mit dem Gedanken ob er vielleicht ein wenig überempfindlich reagiert. Ich möchte ihn ernst nehmen und deshalb eine Lösung finden. Ich würde mir vorwerfen nicht genug für ihn getan zu haben, falls er seinen Traumberuf deswegen wegwerfen würde. Er sagt immer nur man würde ihn viel anschnautzen und ihn die "Drecksarbeit" machen lassen. Was nicht der Fall ist, diese Art von Arbeit würde er in dem Beruf auch hauptsächlich machen müssen. Deswegen könntest du evtl. recht haben und der Job ist vielleicht doch garnicht so geeignet für ihn. Ich mache mir mal ein paar Gedanken dazu, vielen Dank. Denn wenn man mit pflegebedürftigen Menschen arbeitet finde ich sollte man schon mögen was man tut.

Jardaan  19.09.2024, 20:21
@Ellifux

Also wenn dein Team nur halb so gut ist, wie du sagst (natürlich glaube ich dir das), fürchte ich, dass du dich mit dem Gedanken anfreunden musst, dass die Stelle nichts für ihn ist. Zart besaitet darf man in der Pflege keinesfalls sein und wenn man trotz einem Klasse Team nichts positives daran findet, wäre eine Stelle im Backoffice ohne Kundenkontakt vielleicht die bessere Wahl.

Großes Lob nochmal, dass du dir so viele Gedanken machst und dir die Zeit nimmst, das ist in keinem Betrieb selbstverständlich, schon gar nicht in so einem hektischen Umfeld, wie deinem.

Ich würde dazu raten das Gespräch unter zwei Augen zu suchen und auf genaue Situationsbeschreibungen bitten. Damit du dir ein Bild machen kannst. Wenn er es nicht möchte kannst du ihn anbieten die Dinge schriftlich zu dokumentieren und dir zu hinterlegen. Aber ohne Anhaltspunkt kann man nicht wirklich helfen