Medizin Studium trotz sprachlichen Zweig?

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Keine Sorge: Normalerweise sollte die Wahl des Studiums unabhängig von den belegten Kursen in der Oberstufe sein. Ich habe bisher nirgends gesehen, dass fürs Medizinstudium ultinativ ein Chemie-Grundkurs vorausgesetzt wurde. Wo nimmst du diese Information her?

In Erster Linie brauchst du mal eine sehr gute Abiturnote. Deutlich besser als 2,0.

Beim Studieren wird sich jedenfalls keiner dafür interessieren, was du in der Schule für Fächer gewählt hast. Es wird einfach davon ausgegangen, dass das komplette Abiturwissen, von allen Fächern, vorhanden ist. Wenn du feststellst, dass dir irgendwo das Vorwissen fehlt, musst du dich eben aus eigenem Antrieb hinsetzen und diesen Mangel korrigieren.

Reicht das Chemie-Wissen des sprachlichen Zweiges für das Abitur aus?

Du brauchst keine einzige Chemienote für ein Vollabitur. In meinem Jahrgang gab es einige, die Chemie zurr Oberstufe abgewählt haben. Und du könntest dich garantiert daran erinnern, wenn man euch in der 8. Klasse erklärt hätte: "Ihr seid zwar auf dem Gumminasium, aber wenn ihr den sprachlichen Zweig wählt, werdet ihr leider kein Abitur machen können". Ziemlich seltsame Vorstellung, meinst du nicht?

Oder wird bei Naturwissenschaftlern der Stoff nur genauer vertieft und breiter gefächert?

Bei uns hatte der sprachliche Zweig den gleichen Chemieunterricht wie der Naturwissenschaftliche. Der Unterschied bestand darin, dass die "Sprachler" pro Woche zwei Stunden Latein hatten und wir "Naturwissenschaftler" hatten Naturphänomene.

In der Oberstufe wurde in Grundkurs und Leistungskurs quasi das gleiche unterrichtet, es war im LK nur detaillierter, manchmal tiefschürfender und wir haben mehr Experimente gemacht.

Man kann aber doch nicht ernsthaft erwarten, dass Achtklässler schon wissen, was sie später mal machen möchten?

Wenn du dir jetzt mal überlegst, dass die Hauptschüler zu Beginn der 9. Klasse anfangen, sich für Ausbildungen oder weitere Schulische Wege zu bewerben... In der Hinsicht ist man als Gymnasiast schon ein Bisschen verhätschelt ;)

Keine Sorge, man muss keinen besonderen Schwerpunkt im Abi gehabt haben und auch keinen Chemie-Leistungskurs. Was zählt, ist erstmal nur die Durchschnittsnote.

Meines Wissens berücksichtigen nur ganz wenige Unis die naturwissenschaftlichen Schulfächer gesondert (bei einer Stichprobe habe ich gerade keine gefunden, die das macht, aber ich habe das irgendwie im Hinterkopf).

Grundsätzlich wäre es natürlich gut, wenn du Bio und vor allem Chemie in der Schule bis zum Abi hättest, damit dir der Einstieg ins Studium leichter fällt. Aber wenn du das so legen kannst, dass es nachher nicht mit in die Durchschnittsnote gezählt wird, dann ist das kein Beinbruch. Und wenn du es ganz rauslässt, um deinen Schnitt nicht zu drücken, dann musst du nachher im Studium (oder idealerweise noch neben der Schule) eben etwas mehr Gas geben, um den Anschluss zu kriegen.

Beste Grüße und viel Erfolg!


livie17 
Beitragsersteller
 24.09.2019, 21:17

Vielen Dank für die Antwort. Sie hat mir echt weitergeholfen. LG. ; )

0
Ansegisel  24.09.2019, 21:24
@livie17

Ich habe nochmal etwas genauer nachgeschaut und nur bei den Unis Jena und Greifswald einen Hinweis darauf gefunden, dass studienrelevante Schulfächer aus der Sekundarstufe II extra berücksichtigt werden. Selbst wenn ich also noch den einen oder anderen Standort übersehen haben sollte, ist es doch die Ausnahme.

1

Du solltest eher darüber nachdenken, ob du wirklich etwas auf wesentlich höherem Niveau studieren möchtest, was dir bereits in der Schule schwer fiel. Chemie und Physik machen einen sehr, sehr großen Teil der Medizin und des Studiums aus. Und wenn du da schon in der Schule nicht besonders gut drin warst und deine Talente woanders liegen - warum dann überhaupt Medizin studieren?


livie17 
Beitragsersteller
 24.09.2019, 21:11

Nun ja. Ich kam nur mit Mathe an meine Grenzen. Chemie und Physik waren selten ein Problem und Biologie ist eines meiner besten (und Lieblings-) Fächer. Weshalb ich den Gedanken nicht unbedingt abwegig finde, aber du hast natürlich vollkommen recht.

0

Niemand erwartet, dass Achtklässler schon wissen, was sie später mal machen möchten!

Medizin-Studienplätze sind knapp und demgegenüber stehen jedes Jahr Massen von Bewerbern.
Die verfügbaren Medizin-Studienplätze reichen immer nur aus für einen kleinen Teil der Bewerber und der Großteil der Bewerber geht leer aus.

Abi-Durchschnittsnote 1,0 - das ist wichtig, um relativ sicher einen Medizin-Stdienplatz zu bekommen.

Ab nächstem Jahr werden die Auswahlverfahren für die Vergabe Medizin-Studienplätze verändert, aber an der Tatsache, dass die meisten Bewerber eine Absage bekommmen, weil die Anzahl der Studienplätze nicht ausreicht, wird sich auch dann nichts ändern.


livie17 
Beitragsersteller
 24.09.2019, 21:11

Das heißt im Grunde zählt nur die Abiturnote?

1
Rubezahl2000  24.09.2019, 21:20
@livie17

Die meisten Unis haben zusätzlich auch eigene Auswahlverfahren nach eigenen Kriterien. Da können dann z.B. Noten in Naturwissenschaften eine Rolle spielen.
Aber um überhaupt erst mal in die "engere Wahl" zu kommen, ist ein sehr gutes Abi (ca. 1,0 - 1,1) erforderlich.
Ganz genaue Einzelheiten, wie das dann ab 2020 - also nach der Umstellung - laufen wird, sind noch nicht bekannt. Aber dass man mit Abi schlechter als 1,2 auch zukünftig kaum Chancen haben wird, das zeichnet sich ab.

Und wichtige Änderung ab 2020: Keine Wartesemester mehr beim Medizin-Studium.

1