Manuskript peinlich? Kennt ihr das?

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich kenne das durchaus - insbesondere das es noch nicht fertig ist und ich selber weiß, dass noch Feinschliff benötigt wird. Hintergrund ist sicher, dass man sich dann zum ersten Mal echter Kritik stellen muss. Wenn die Person, die das als erstes liest es nicht gut findet? Man hat ja so viel Arbeit reingesteckt. Solange es keiner liest, kann es auch keine Kritik geben.

Andererseits ist Feedback wichtig. 1200 Seiten ist kein Buch sondern eine Buchreihe. Du schreibst ja selber, Du bist bei Part 2. Daher rate ich Dir, Part 1 den Feinschliff zu geben, so dass er wirklich gelesen werden kann. Sollte als eigenes Buch in sich geschlossen sein - auch wenn es Fragen offen lässt (Teil 2,...) Und diesen Teil kannst Du dann jemanden zeigen.

Doch die Frage bleibt, wem? Nahe Bekannte könnte sich selber wiedererkennen und kommen vielleicht nicht gut weg. Liebesszenen (oder Sexszenen!) können auf Dich gemünzt werden. Daher wäre es gut, wenn die Person etwas Abstand hat, Du ihr aber wirklich vertrauen kannst. Am Besten eine Person, die nie tratscht, nie schlecht über eine andere Person redet (außer vielleicht, wenn man vor dieser warnen muss). Die also ihre Meinung zu dem Buch ganz sicher nur Dir sagt. Und sie sollte generell eher ermutigend sein, aber auch konstruktive Kritik geben können (nicht alles was irgendwer macht nur toll finden).

So eine Person ist sehr selten. Aber man kann ja die Augen offenhalten. Wenn Du so jemanden findest, dann hast Du Glück. Dann frag die Person, ob sie Lust hat das zu lesen (und sie sollte Lust haben, nicht nur aus Höflichkeit ja sagen)

Ich habe mein Werk (gut 500 Seiten) schon einmal ausgedruckt und jemanden gegeben. War aber noch etwas früh, ein letzter Schliff fehlte noch - und es war nicht die richtige Person (hat das Buch nur aus Höflichkeit genommen).

Früher oder später musst Du es jemanden zeigen (wäre schade, wenn Du die einzige Person wärst, die das jemals liest). Man findet immer die Ausrede, das es noch nicht fertig ist - aber das ist nur eine Ausreden. Eigentlich ist es Angst vor der Wertung. Aber das hast Du ja schon formuliert. Doch vielleicht findest Du ja jemanden, bei dem Du keine Angst hast.

Eine Möglichkeit für ein erstes Feedback wäre, eine kurze Textpassage (max. halbe Seite würde ich sagen) bei Gute Frage einzustellen. Dann kriegst Du Feedback zu Deinem Schreibstil - und da Du anonym bist, kann das nicht auf Dich zurückfallen. Positives Feedback wird Dich ermuntern, kritische Stimmen Dein Stil verbessern. Trolle mit eher bösartigen Kommentare kann es immer auch geben, aber das passiert hier seltener - und wenn, dann ist das auch egal, hier weiß ja niemand, wer Du bist.

In deinem Alter war mir das auch noch alles peinlich. Ich hatte mit 15 einen Roman geschrieben, in dem die Protagonisten Sex hatten und fand es total cool, als ich es geschrieben hatte. Nur einen Tag später, wurde ich selbst rot, als ich das nochmal gelesen hatte. Als ich dann mit 17 die ersten Male Sex hatte, und meine Geschichte noch mal gelesen habe, fing ich an heftig zu lachen. Ich hatte mir den Sex mit 15 noch gaanz anders vorgestellt und habe die ganze Geschichte nochmal umgeschrieben. Es war einfach zu unrealistisch und kindisch.

Letztendlich denkt sich aber keiner, dass der Autor das erlebt hat, was er im Buch schreibt. Ich habe auch schon von Krieg, Mord, Tod und Vergewaltigungen geschrieben und nichts davon habe ich je erlebt oder gemacht. Wäre bei Krimiautoren ja heftig, wenn die nur das schreiben würden, was sie mal selbst gemacht haben. Erstmal Serienmörder werden, damit man darüber schrieben kann... wäre ein bisschen heftig...

Schreibe ruhig, was dir am Herzen liegt. Peinlich muss dir das nicht sein. Aber du musst es auch keinem zum Lesen geben, wenn du nicht willst.
Schlimm ist es auch, wenn man eine Lesung halten muss. Ich bin Autorin und veröffentliche meine Bücher auch. Bei einer Lesung muss ich selbst vorlesen, wie sinnlich und erregend die Küsse und Berührungen sind blabla... da denke ich mir auch oft: "Oh Gott... Lest es selbst ich will das nicht vorlesen!" Aber ich muss es eben. Aber ein komisches Gefühl ist es eben immer. (Aber ich muss gestehen, dass ich noch nicht viele Lesungen hatte, da ich erst 1 Buch veröffentlich habe. Band 2 ist aber fast fertig und kann im Januar zum Verlag)


D3rBaecka  05.11.2023, 00:19
Wäre bei Krimiautoren ja heftig, wenn die nur das schreiben würden, was sie mal selbst gemacht haben. Erstmal Serienmörder werden, damit man darüber schrieben kann... wäre ein bisschen heftig...

Noch besser wird es bei Fantasy...

5
ShadyAngel90  05.11.2023, 12:07
@D3rBaecka

Fantasy kann alles sein und jede Gestalt haben. Das ist das schöne an Fantasy und man muss nicht recherchieren. Es sei denn, man möchte vielleicht Urbanfantasy schreiben. Der Vater einer meiner Protagonisten war Pathologe. Da musste ich mich dann doch ein wenig damit befassen und habe mir Videos von Dr.Tsokos angesehen, auch wenn der Rest eben absolutes Fantasy beinhaltete.

0
ruhrgur  05.11.2023, 11:37
Wäre bei Krimiautoren ja heftig, wenn die nur das schreiben würden, was sie mal selbst gemacht haben

Thomas Harris hat tatsächlich mit Leuten vom FBI und echten Mördern Interviews geführt, bevor er Das Schweigen der Lämmer schrieb.

0
ShadyAngel90  05.11.2023, 12:03
@ruhrgur

Recherchieren muss man immer. Wie will man eine Sexszene schreiben, wenn man sowas noch nie gesehen hat? Ist nicht das Gleiche wie das, was ich meinte. 😅

0

Also ich hab mal ne Zeit lang geschrieben (würde ich auch immer noch machen, wenn es mir nicht an Kreativität und Zeit mangeln würde) und ich habe meinen Eltern nie etwas davon gezeigt. Mal durfte meine Mutter ein Kapitel lesen und das war's. Zu dem Zeitpunkt habe ich aber sowieso nur an Fanfictions geschrieben, daher hatte ich auch gute Ausreden, warum es niemand aus meiner Familie lesen dürfte. Meine kleine Schwester ist trotzdem ab und zu in mein Zimmer geplatzt.

Ich habe aber auch generell kaum jemanden, den ich irl kenne, was gezeigt. Liegt daran, dass ich nichts davon erklären möchte, falls jemanden Parallelen auffallen.

Das war so unangenehm, als mich meine Relilehrerin und dann der komplette Kurs dazu überreden wollten, was vorzulesen...

Hab größten Respekt vor den Leuten, die ihre Geschichten von ihrer Familie etc lesen lassen können. Das kann zwar ganz vorteilhaft sein, weil man dann sofort ne Rückmeldung bekommt, aber es ist eben nicht immer objektiv und wenn man sich selbst erst so dazu überwinden muss...

Woher ich das weiß:Hobby – Schreibe seit September 2021 auf Wattpad

jaa omg ich fühl so mit dir. ich schreibe auch geschichten, und zeichne in letzter zeit viele eigene mangas. da zeichne ich lovestorys. (natürlich nicht mit s**!!)- alle meine freunde sagen das es sehr gut und cool aussieht aber meinen eltern traue ich mich nicht zu zeigen weil es vor denen dann doch irgendwie cringe rüberkommt... auch wenn ich selbst eigentlich voll stolz drauf bin und sowas überhaupt nicht cringe finde. Meine geschichten die ich schreibe- zum teil action und so- haben auch immer lovestorys drin weshalb ich sie nie meine eltern lesen lasse. Glaub das ist einfach so weil die eltern immer blöde kommentare haben, keine ahnung, sowas wie du gesagt hast oder "Hast du etwa einen freund?" - "Woher weisst du das denn hmm?" blablabla... hab kein bock mir das anzuhören 🙄. vielleicht lass ich es sie irgendwann lesen wenn ich bock hab und bereit dazu bin. du musst halt für dich selbst entscheiden ob du es deinen eltern zeigen willst oder nd. du könntest sie ja vorab bitten keine blöden kommentare zu sagen sondern einfach auf die geschichte zu achten.

Mein Chef hat sogar ein Buch von mir gelesen. Die eigenen Bücher gehen einem nahe, sie sind ein Teil von und und ich verstehe dieses Gefühl ganz gut. Du zeigst dich auf eine Art, die jemand vielleicht nicht kennt und machst dich ggf verletzlich. Schlussendlich ist die Frage, ob das bei den leiten geht und du das willst.

Wenn es die falschen Leute sind, die dich eher aufziehen als zu unterstützen, dann würde ich es einfach lassen und nein sagen. Das es privat sei.

Ich habe z.b. eine Dystopie und eine Utopie geschrieben. Natürlich war ich nicht dabei. So kannst du das in deinem Fall auch erklären. Sie können denken was sie wollen, wobei es doch sogar gut ist, wenn es echt wirkt, dann kannst du sehr gut schreiben und der Text ist authentisch! Obwohl du keine Erfahrung hast. Ist doch cool?

Woher ich das weiß:Hobby – Schreibe seit der Kindheit & Selbstverlag