Macht Lesen dumm wie Schopenhauer sagte?

5 Antworten

So eine pauschale Aussage hat er ganz bestimmt nicht getroffen. Du hast das Zitat wohl eher aus dem Zusammenhang gerissen, wenn es denn überhaupt eins gibt.


Brieftasche1982 
Beitragsersteller
 28.06.2020, 08:33

biste zu faul zum prüfen? Wann wir lesen, denkt ein Anderer für uns: wir wiederholen bloß seinen mentalen Proceß. Es ist damit, wie wenn beim Schreibenlernen der Schüler die vom Lehrer mit Bleistift geschriebenen Züge mit der Feder nachzieht. Demnach ist beim Lesen die Arbeit des Denkens uns zum größten Theile abgenommen. Daher die fühlbare Erleichterung, wenn wir von der Beschäftigung mit unsren eigenen Gedanken zum Lesen übergehn. Eben daher kommt es auch, daß wer sehr viel und fast den ganzen Tag liest, dazwischen aber sich in gedankenlosem Zeitvertreibe erholt, die Fähigkeit, selbst zu denken, allmälig verliert, – wie Einer, der immer reitet, zuletzt das Gehn verlernt. Solches aber ist der Fall sehr vieler Gelehrten: sie haben sich dumm gelesen. Denn beständiges, in jedem freien Augenblicke sogleich wieder aufgenommenes Lesen ist noch geisteslähmender, als beständige Handarbeit; da man bei dieser doch den eigenen Gedanken nachhängen kann. Aber wie eine Springfeder durch den anhaltenden Druck eines fremden Körpers ihre Elasticität endlich einbüßt; so der Geist die seine, durch fortwährendes Aufdringen fremder Gedanken. Und wie man durch zu viele Nahrung den Magen verdirbt und dadurch dem ganzen Leibe schadet; so kann man auch durch zu viele Geistesnahrung den Geist überfüllen und ersticken. Denn selbst das Gelesene eignet man sich erst durch späteres Nachdenken darüber an, durch Rumination. Liest man hingegen immerfort, ohne späterhin weiter daran zu denken; so faßt es nicht Wurzel und geht meistens verloren. Ueberhaupt aber geht es mit der geistigen Nahrung nicht anders, als mit der leiblichen: kaum der funfzigste Theil von dem, was man zu sich nimmt, wird assimilirt: das Uebrige geht durch Evaporation, Respiration, oder sonst ab.

Zu diesem Allen kommt, daß zu Papier gebrachte Gedanken überhaupt nichts weiter sind, als die Spur eines Fußgängers im Sande: man sieht wohl den Weg, welchen er genommen hat; aber um zu wissen, was er auf dem Wege gesehn, muß man seine eigenen Augen gebrauchen.

0
Ronox  28.06.2020, 15:16
@Brieftasche1982

Ich kann nichts prüfen, wenn du nicht einmal das Zitat hersetzt, auf das du dich beziehst. Schopenhauers Werk umfasst mehrere tausend Seiten. Aber an das Zitat erinnere ich mich. Ich hab ihn schließlich gelesen im Gegensatz zu dir. Daraus wird auch ersichtlich, dass deine pauschale Aussage in der Frage nicht stimmt. Das Zitat ist als Teil des Rundumschlags gegen stumpfe Gelehrte anzusehen, die überhaupt nicht mehr selbst denken. Schopenhauer hat zudem sehr viel gelesen und natürlich auch einiges geschrieben.

1

kommt drauf an was man liest?

wenn man jeden Tag die Bildzeitung liest wird man sicher nicht klüger... wenn man belletristische Bücher liest sollte man annehmen, dass man zumindest seinen Wortschatz erweitert

edit: man könnte natürlich auch sagen, dass wenn man jeden Tag Nachrichten und Meinungen konsumiert, dass man damit die Fähigkeit verliert sich eine eigene Meinung zu bilden und deswegen dümmer wird... schwierig... weil Nachrichten ja egtl objektiv und meinungsfrei sein sollten

Gute Bücher lesen ganz bestimmt nicht, wenn er das nicht wusste hat er vermutlich selbst nicht allzu viele gelesen.

Kommt drauf an. BILD lesen - ja. Kopp-Verlag lesen - ja. Gute Literatur und hochwertigen Journalismus lesen ist Bildung und Bildung ist der größte Feind von Dumm :)


Lacrimis27  28.06.2020, 03:28

BILD(et) dir eine Meinung :D

0

Lesen ist der grösste Feind der Dummheit!

Es kommt allerdings darauf an, was man liest. Wenn man nur dummes Zeug liest, wird man natürlich nicht klüger.