Was ist besser? Lokführer für Güter oder Personen werden?

3 Antworten

Ich hoffe du bedenkst bei der Berufswahl, dass führerlose Züge heute technisch ohne Probleme möglich sind und man nicht vorhersagen kann, ob Lokführer in 15-25 Jahren überhaupt noch existieren, auch wenn zumindest die DB aktuell noch hinter ihren Lokführern steht und die Implementierung und Durchführung entsprechender Zulassungsverfahren einige Jahre dauert.


Fishkeeper99 
Beitragsersteller
 28.10.2015, 14:19

Naja die einzigen Züge die bisher führerlos fahren sind ja U-Bahnen. Und wenn man bedenkt dass die Bahn sogar an Bahnübergängen und am Lärmschutz spart, glaube ich nicht, dass die normalen Züge in 40 Jahren führerlos fahren. Das Schienennetz ist ja auch ganz anders als bei der U-Bahn. Und die Autopiloten die Daimler jetzt bei LKW testen, brauchen trotzdem einen Fahrer.

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Sind beides undankbare Jobs.

Im Güterverkehr kann es sein, dass du mehrere Stunden an einem Bahnhof stehen musst und nicht nach Hause kommst. Bin auszubildender Fahrdienstleiter und habe dementsprechend täglich mit allerlei Lokführern zu tun. Es kommt nicht selten vor, dass ein Güterzug für 20-30 Minuten im Bahnhof steht und der Lokführer dann nachfragt wann es denn weitergeht und ich ihm einfach keine Auskunft geben kann, weil die Strecke dicht ist. Und es ist möglich, dass man verrutschte oder nicht mehr gesicherte Ladung erneut sichern darf, was wieder Zeit in Anspruch nimmt.

Das hat man im Reiseverkehr normalerweise nicht. Aber auch hier muss man zwischen Nah- und Fernverkehr unterscheiden. Im Fernverkehr ist man weitgehend von den Reisenden abgeschottet, während man im Nahverkehr häufig nur eine Tür in Reichweite der Fahrgäste als "Trennung" hat - und viele Fahrgäste MÜSSEN einfach bei jeder Kleinigkeit dem Lokführer auf die Nerven gehen. Dafür hat man hier einen geregelten Fahrplan, hat Vorrang vor dem Güterverkehr und muss nur den "Schnellen" Platz machen.

Aber an für sich ist Lokführer ein schöner Beruf. Würde ich wählen, würde ich den Fernverkehr nehmen.


Fishkeeper99 
Beitragsersteller
 22.11.2015, 22:19

Danke:)

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D3ath1st  12.11.2015, 14:00

ABER! Ich muss dem ursprünglichen Kommentar recht geben! Ich für meinen Teil könnte mir keinen besseren Beruf für mich vorstellen als den den ich nun habe. Selbst wenn wir es oft schwer haben und die Unzufriedenheit existiert, sind wir alle noch immer eine Eisenbahnerfamilie. Ich glaube daran. 

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guru61  03.11.2015, 05:14

Sagt mal, habt ihr keine Trassen für für den Güterverkehr?

In der Schweiz verkehren die Güterzüge genau gleich pünktlich, wie die Reisezüge.

Guggsch hier: Blau sind Gütertrassen:

http://www.fahrplanfelder.ch/de/archiv/grafische-fahrplaene.html

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Luke91Nukem  06.11.2015, 10:13
@guru61

Man kann die Schweiz nicht mit Deutschland vergleichen, hier ist zig mal so viel Verkehr.

Natürlich hat jeder Zug seine Plantrasse, aber wenn dann Verspätung auftritt hilft das auch nicht mehr. Gütergleise gibt es in den meisten Teilen von Deutschland nicht.

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guru61  10.11.2015, 05:43
@Luke91Nukem

http://www.voev.ch/de/index.php?section=downloads&download=2207

Guggsch hier mal auf Seite 21: Während die Schweiz im Durchschnitt 150 Züge auf den Bahnkilometer und Tag befördert, bringt es Deutschland nicht mal auf 100. 

Pro Kilometer des knapp 3000 Kilometer umfassenden SBB-Netzes fahrenjeden Tag durchschnittlich 123 Personenzüge. Bei einer Betriebsdauer vonmorgens 5 bis morgens 1 Uhr heisst das: Alle zehn Minuten ein Personenzug.Nur in den Niederlanden ist die Personenzugsdichte noch geringfügighöher. Führend ist die Schweiz auch bei den Güterzügen, übertroffen lediglichvon China und Russland.Personen- und Güterzüge zusammen genommen, weist die Schweizauf dem SBB-Netz weltweit die höchste Zugsdichte auf: 148 Züge täglichpro Netzkilometer gegenüber 136 in den Niederlanden und 103 in Japan,aber nur gerade elf in den USA und 6 in Kanada.Die hohe Zugsdichte bringt jedoch auch immer grössere Herausforderungenmit sich. Weil Güterzüge verstärkt nachts verkehren, gibt es kaummehr zeitliche Lücken für Infrastrukturunterhalt und Erneuerung. Auf einemNetz, das täglich von fast 150 Zügen – darunter 25 Güterzügen –befahren wird, müssen die Gleise alle 15 Jahre ausgewechselt werden,viel häufiger als etwa im vier Mal weniger befahrenen schwedischen Netz.Der dichte Takt erfordert ausserdem hohe Pünktlichkeit, teure Kunstbautenwie etwa Überwerfungen (kreuzungsfreie Abzweigungen) und absolut zuverlässigeSicherungssysteme.

Soviel zum .zig mehr Verkehr.

Vielleicht solltest du mal nach Bern Wankdorf gehen und mal sehen, was innerhalb einer Stunde da kommt. Oder, zwischen Winterthur und Effretikon, oder auf Schmalspur zwischen Bern RBS und Worblaufen. Du kannst ja einer der graphischen Fahrpläne im Link oben, einfach mal ansehen. 

Oder auf die NBS zwischen Mattstetten und Rothrist, wo sich alle halbe Stunde 3 Züge mit 200 im 2 Minutenabstand folgen. Graphischer Fahrplan ist auch im Link oben.

Gruss Guru

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D3ath1st  12.11.2015, 13:56
@guru61

Ich würde da vieles auf die Personalsituation in vielen Teilen Deutschlands schieben. Oft hat man Kollegen die meinen, sich fünf vor zwölf krankmelden zu müssen. Der Disponent ist dann der schuldige der wieder auf die schnelle Personal ran ziehen muss, was nicht immer ganz so einfach ist. Liegt -in meinem Teil Deutschlands in dem ich arbeite- gerade daran das viele mit dem Dienstplan nicht einverstanden sind oder einfach mal keine Lust haben zu arbeiten. Ja, solche Mitarbeiter haben wir auch und das sind dann gerade solche die noch den Beamtenstatus haben -sprich Kündigungsschutz-, ewige Jahre dabei sind und eine "leck mich"-Einstellung haben, eben durch Unzufriedenheit. 
Hier liegt der Altersdurchschnitt noch immer bei ~50-55 Jahren. In den kommenden Jahren gehen so viele Mitarbeiter und so wenige kommen nach, aufgrund von nicht bestehen der Prüfungen oder Desinteresse an dem Beruf, dass ich schwarz sehe in den kommenden Jahren. Gar nicht erst zu sprechen von dem Rangierplan der Zeiten "verspricht" jenseits von gut und bösen. 

Würde man mehr auf das Personal achten, wie es damals war, würde vieles -nicht alles-, besser laufen. 

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Luke91Nukem  12.11.2015, 18:32
@guru61

Lieber guru61,

du sagst selbst, dass das SBB-Netz etwa 3000 Kilometer Strecke beinhaltet. Alleine im Regionalbereich Südwest sind wir für etwa 6-7000 von ca. 34.000 Kilometer Strecke verantwortlich. Mein Bahnhof Offenburg hat 7 Gleise für den Personenverkehr. Stündlich verkehren 2 ICE / EC jeweils gen Norden und Süden. Alle 20 Minuten fährt eine Linie nach Straßbourg, ebenfalls alle 20 Minuten eine weitere Linie in den südlichen Schwarzwald und eine Linie nördlich aufs Land. Darüber hinaus verkehrt noch die Schwarzwaldbahn von Karlsruhe nach Konstanz. In meinem Bahnhof habe ich alle 25 Minuten einmal 5 Minuten Pause vom Personenverkehr. Nun kommt allerdings noch der Güterverkehr dazu, der besonders von Dienstag bis Donnerstag ausgeprägt stark ist. Nicht selten packen wir da mal die "Brechstange" aus und lassen einen Güterzug vor einem ICE kreuzen, um dem Güterbahnhof weitere Kapazitäten für nachfolgende Güterzüge zu ermöglichen.

Bei uns werden die 2-gleisige Rheintalbahn und die 2-gleisige Fernbahn zusammengeführt, was dazu folgt, dass Züge von 2 Strecken auf nur einer einzigen Strecke weiterfahren müssen. Besonders zu Zeiten, in denen die ICE's verkehren, wird es hier besonders eng.

Nicht umsonst gibt es auf der Strecke von Offenburg nach Basel das CIR-ELKE Teilblocksystem. Das ermöglicht es uns, Züge im Bremswegabstand von etwa 1200 Metern hintereinander auf die Strecke abzulassen. Was dort zu Spitzenzeiten für ein Verkehr herrscht, kann man sich nicht vorstellen. Denn ALLE Güterzüge aus den Niederlanden, Belgien und dem Norden und Westen von Deutschland, die in die Schweiz oder nach Italien fahren, müssen an uns vorbei. Ich alleine fahre täglich in 8 Stunden etwa 200 Züge.

Auch wenn die Schweiz ein gut funktionierendes System hat und sich selbst gerne als Eisenbahnland bezeichnet, ist die Größenordnung hier in Deutschland eine andere. Denn alleine unser Regionalbereich Südwest macht die gleiche Arbeit wie die komplette Schweiz. Da kann mir keiner erzählen, dass die SBB mehr Züge fährt.

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Güter gibt nicht so viel Ärger vor allem beim Fußball oder Verspätungen.


abibremer  29.10.2015, 19:22

ausser bei manchen Nahverkehrszügen kommen Lokführer mit ihren Fahrgästen doch gar nicht in Berührung.

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Fishkeeper99 
Beitragsersteller
 28.10.2015, 14:17

Danke

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