Leistungsdruck und Aussieben im Studium?
Ich habe schon häufig Berichte gehört oder gelesen über starken Leistungsdruck im Studium und dass in manchen Klausuren "ausgesiebt" wird, also dass Klausuren so schwer sind, dass viele die Klausur nicht bestehen.
Da ich mich immer verrückt mache wegen Noten und Leistungsdruck (bisher läuft alles gut in der Schule) habe ich etwas Sorge vor dem möglichen Stress in der Uni.
was ist eure Erfahrung? Stimmt das ? und welchen Sinn hat das Aussieben, warum will man die Studierenden rausprüfen? Die Uni könnte doch froh sein, dass Leute einen Abschluss machen wollen oder einfach direkt weniger Studienplätze anbieten.
schreibt auch gernezu ob ihr grade Student, Prof, .....seid.
Ich bin Gespannt auf eure Antworten und Erfahrungen.
LG Murmeltier
5 Antworten
Ich würde sagen, dass es dieses Aussieben tatsächlich gibt.
Ich glaube aber, dass das "Aussieben" keine Vorgabe der Hochschule ist. Ich glaube es sind viel mehr einzelne Professoren, die denken sie müssten das tun.
Ich habe keine Ahnung warum sie das tun. Vielleicht fühlen sie sich wichtig dadurch und meinen, dass ihr Thema besonders kompliziert ist.
Da ich mich immer verrückt mache wegen Noten und Leistungsdruck
Wenn du studieren willst, dann darfst du dich wegen Noten nicht mehr verrückt machen. Sonst wirst du im Studium ganz sicher scheitern. Wenn du nicht gerade ein großes Genie bist, dann wirst du sicherlich im Studium die ein oder andere Klausur mit einer 3 oder 4 bestehen, oder sogar durchfallen. Und daran ist absolut nichts schlimm.
Aber ich würde sagen: Hab keine Angst vor solchen Dozenten, die aussieben wollen. Versuche einfach immer so gut es geht zu lernen. Und wenn du dann tatsächlich an so einen Dozenten gerätst, dann ist das schlimmste was dir passieren kann, dass du durch fällst. Dann schreibst du die Klausur einfach ein zweites mal und beim 2. Versuch ist die Chance zu bestehen schon sehr viel höher. Du kennst das Thema schon - du hast ja schon zwei mal auf die Klausur gelernt. Und beim zweiten Versuch weist du schon ein bisschen in welchem Stil die Klausur sein wird und du weißt beim zweiten Versuch, dass es jetzt wirklich wichtig ist genug zu lernen.
Solltest du dann tatsächlich nochmal durchfallen (was hoffentlich nicht passiert), dann gibt es in den meisten Fällen noch einen 3. Versuch. Beim 3. Versuch sind die meisten Dozenten oder Professoren dann gnädig und versuchen dass alle Studenten bestehen. Hier wird also in den aller meisten Fällen nicht mehr ausgesiebt.
-> In den aller meisten Fällen wird also durch dieses Aussieben niemand zwangs-Exmatrikuliert. Es gibt viele Studenten, die den Druck nicht aushalten und nicht ausreichend lernen, wenn es zu einem 2. oder 3. Versuch kommt. Und es gibt viele Studenten die ihr Studium abbrechen, bevor sie den 3. Versuch machen. Aber wenn man sich durch beißt, wirklich lernt und dran bleibt auch wenn man mal durchfällt, dann kann eigentlich jeder ein Studium bestehen.
Naja. Kommt immer ein bisschen aufs Fach und aufs Studium an. Leistungsdruck ist halt sehr relativ. Einige sagen, er kommt durchs "Aussieben". Andere würden behaupten, dass einfach nur sehr viele an Hochschulen sind, die eigentlich nichts da zu suchen hätten und deshalb mit vielem einfach überfordert sind.
Aussiebklausuren gibt es i.d.R. aber nicht. Zumindest hätte ich davon in meinen Jahren an der Uni nie etwas gehört. Es gibt meist einfach Module, die den Studis auffallend oft sehr schwerfallen. Im Bereich MINT sind das oft theoretische Module wie Mathematik.
Generell werden aber keine Klausuren gestellt, die nicht lösbar sind oder die von oben angewiesen extra schwer sind, um damit jemanden auszusieben.
Student.
Ich denke nicht, dass es "aussieben" ist. Die ersten Prüfungen sind etwas schwerer gestaltet, nicht um Studierende zusätzlich zu belasten, sondern um zu prüfen, wer sich für das Studium allgemein eignet und mit dem tatsächlichen Klausurniveau in späteren Semestern mithalten kann.
Bei mir (Geographie) waren es zwei Module, nämlich Statistik und Fernerkundung, die diesen Ruf hatten. Und ja, mit Ruhm habe ich mich bei denen auch nicht bekleckert, aber hey, wenigstens eine 3 und eine 2 und wenigstens im ersten Anlauf.
Kurz gesagt: Universität ist nicht Schule.
Die Annahme, dass da irgendwelche Profs und Dozenten im dem Teufel im Hinterzimmer sitzen und überlegen, wie sie den Studierenden das Leben so schwer wie möglich machen und ihnen ihre Karriereträume zerstören können, ist dämlich. Studieren ist einfach kein Pippikram, den jeder Honk mal schnell nebenbei machen können soll. Akademisches Arbeiten sollen die, die es am besten können, und das muss man eben herausfinden, wer das ist.
Die Uni könnte doch froh sein, dass Leute einen Abschluss machen wollen
Nee, warum? Lehre ist für jeden Dozenten und Professor unnütze Zeitverschwendung, die sie nur machen, weil sie dazu verpflichtet werden. Professoren sind keine Lehrer; ihre Arbeit besteht eigentlich (!) nicht hauptsächlich aus Lehre. Jeder Akademiker will und soll eigentlich forschen. Jede Vorlesung, die sie geben und jeder Stapel von 150 Ersti-Klausuren, die bewertet werden müssen, und jede Sprachstunde, in der sie wieder für irgendjemanden Bafög-Formblatt-5 ausfüllen müssen, geht von ihrer Zeit für Forschung ab. Deren Karriere geht nicht weiter, weil sie brav wieder 5000 pickelgesichtigen Zwanzigjährigen beigebracht haben, wie man richtig zitiert, sondern weil sie in einer renommierten Fachzeitschrift publiziert haben, aber genau dafür brauchen sie Zeit.
oder einfach direkt weniger Studienplätze anbieten
Genau das wurde lange Zeit bei Medizin gemacht. Begrenzte Studienplätze und ein harter NC und realistisch 10 Wartesemester, um irgendwie auch „nur“ mit Abi 1,5 reinzukommen. Und darüber wurde dann auch gemeckert.
habe ich etwas Sorge vor dem möglichen Stress in der Uni
Ich will dir eigentlich nicht noch mehr Angst machen, aber ja, das Leben mitunter wirklich einfach hart. Und zwar noch mehr, wenn man auch mit dem Studium fertig ist und ins Berufsleben startet. In jedem Lebensbereich konkurrieren wir mit anderen Menschen, ob es nun der Job ist, wo unser lieber Kollege für dieselbe Arbeit 1000 Euro mehr Gehalt pro Monat ausgehandelt hat und noch dazu zweimal im Jahr eine Woche krankfeiert, wobei seine Vertretungsarbeit dann schön an uns hängenbleibt, oder ob wir uns auf die neunundzwanzigste Wohnung bewerben und der Vermieter wieder jemand anderem den Zuschlag gibt, oder ob wir den Zahnarzttermin um 18 Uhr nicht kriegen, obwohl wir es nur dann schaffen würden von Arbeit aus, weil wieder irgendein Bürgergeldempfänger sich den Termin geschnappt hat, obwohl der im Gegensatz zu uns den ganzen Tag gehen könnte, oder oder oder. Den ganzen Tag geht es darum, dass wir uns gegen unsere Mitmenschen durchsetzen müssen, dass wir für unsere eigenen Bedürfnisse und unsere eigene Gerechtigkeit einstehen müssen und uns (von Ausnahmen abgesehen) niemand irgendetwas schenkt.
Sieh es mal so: Im Grunde genommen hast du jetzt gerade in der Schule eigentlich überhaupt keinen Leistungsdruck. Denn was würde passieren, würdest du die Leistung in der Schule (temporär) nicht erbringen? Du würdest selbst im schlimmsten Fall einfach nicht in die nächste Klasse versetzt werden, und deine aktuelle Klasse wiederholen. Du würdest nicht der Schule verwiesen werden, du würdest nicht das Kindergeld gestrichen bekommen, du würdest nicht aus der Familienversicherung fliegen und auf einmal deine Krankenversicherung teuer selbst bezahlen müssen, ich nehme an deine Eltern würden dich auch nicht aus der Wohnung schmeißen. Und selbst wenn du das Abitur nach dem zweiten Anlauf nicht schaffen würdest, müsstest du das Geld, das der Abiturversuch bis dahin gekostet hat, nicht zurückzahlen, du hättest trotzdem den zweitbesten Schulabschluss, und dein Leben würde trotzdem weitergehen. Und im Erwachsenenleben werden die Konsequenzen aus nicht ausreichender Leistung eben tendenziell zunehmend ernster und unmittelbarer. Das ist ganz normal und daran gewöhnt man sich und es kommt ja auch nicht mit einem Wumms, sondern stückweise (auch die Uni ist noch ein Ort, an dem man einige „Auffangnetze“ hat). Und deshalb ist mein Rat aber, dass du jetzt schon einmal verschiedene Strategien übst, damit umzugehen. Dazu gehört, die richtige Balance zu finden zwischen Leistung und dem „Mut zur Lücke“; dazu gehört eine Analyse, wo sich Leistung über das Minimum hinaus überhaupt wirklich lohnt; dazu gehören Entspannungstechniken, dazu gehört vorausschauende Planung, usw usw.
Sowas wie aussieben habe ich noch nie erlebt. Es gibt hald Lehrerveranstltungen und Professoren bei denen man mehr lernen muss.
Wieviel Druck man hat, ist ja selbst von einem abhängig. Da kann man das nicht so verallgemeinern.