Wie mit Konkurrenzkampf und Noten in der Uni umgehen?
Hallo :)
Ich bin im 4. Semester in einem sehr kleinen Studiengang (30 Studierende). Dabei bin ich mit 6 meiner Kommilitoninnen ziemlich gut befreundet. Wir treffen uns auch außerhalb der Uni zum Lernen oder zum Essen/Feiern etc. Wir verstehen uns eigentlich super gut und ich würde sie als wirkliche Freundinnen bezeichnen.
Jedoch habe ich schon seit 2 Semestern den Eindruck, dass sich das Gefühl des Konkurrenzkampfes immer mehr zwischen uns schiebt und die Stimmung ist nicht mehr so ausgelassen. Der Druck, gute Noten zu schreiben ist in unserem Studium sehr groß. Außerdem sind alle in meiner Gruppe total ambitioniert.
Natürlich bekommen wir ständig Noten auf unsere unzähligen Klausuren, Hausarbeiten etc. und ich denke, es wäre besser, jeder würde seine Note für sich behalten. Jedoch fragt eine aus der Gruppe IMMER nach den Noten der anderen und dann ist man fast gezwungen, diese mitzuteilen. Vor allem bei 2 Mädels aus der Gruppe habe ich das Gefühl, dass sie das sehr unglücklich macht. Eine der beiden hatte sogar Tränen in den Augen, als sie (zum wiederholten Male) die schwächste der Gruppe war. Mich selbst interessieren die Noten der anderen natürlich auch und oft ist es einfach spannend, zu sehen, wo man selbst steht mit seiner Leistung und wie die Dozenten allgemein bewerten. Und irgendwie gehört das Ganze halt einfach zum Studium und irgendwie zum Leben dazu. Noten sind in unserer Leistungsgesellschaft auch irgendwie Kapital.
In unserem Gruppenchat hat die eine gestern schon wieder nach den Noten gefragt. Ich habe dann einfach nicht darauf geantwortet und der Großteil der Gruppe hat es mir gleichgetan.
Später habe ich persönlich noch mit ihr geschrieben und dann kam das Noten-Thema wieder auf. Dann habe ich ihr halt meine Note mitgeteilt, in der Hoffnung, dass sie ohnehin besser als ich und somit zufrieden wäre. Jedoch war ich besser als sie und jetzt ist die Stimmung zwischen uns wieder ganz komisch. Sie möchte immer die Beste sein, was sie schonmal selbst so formuliert hat und steigert sich da ganz schön rein. Das geht auch so weit, dass sie sich wegen dem Druck vor Prüfungen übergibt. Ich finde das natürlich furchtbar und will sie nicht zusätzlich anstacheln, es ist aber meistens so, dass ich mindestens so gut bin wie sie oder besser, weil ich das Glück habe, einfach sehr gut formulieren zu können, was mir bei Hausarbeiten einen Vorteil verschafft. Außerdem hab ich ein sehr gutes Gedächtnis und muss kaum Zeit mit "Auswendiglernen" verbringen.
Wie würdet ihr damit umgehen? Ich sehe, dass manche in der Gruppe total mit dem Thema kämpfen und ich selbst habe den Eindruck, dass meine guten Noten bei den anderen nicht so toll ankommen. Soll ich einfach mal bei einem gemeinsamen Treffen vorschlagen, dass wir allgemein nicht mehr über die Noten sprechen? Oder findet ihr die ganze Debatte unnötig und der Austausch über Noten gehört zum Studium einfach dazu?
3 Antworten
Hatte ich auch Mal.
Hab dann dem Kollegen der immer am Meisten mit den Noten nervte eine Freundin besorgt.
Dann ließ das nach, und er wurde recht "normal".
Interessanter Lösungsansatz haha. Diese Person ist aber bereits vergeben und trotzdem total verrückt nach diesen Noten. Ich gehe davon aus, dass sie in der Kindheit gewisse Erfahrungen gemacht hat und ich habe auch schon mitbekommen, dass ihr Partner ihr ziemlichen Druck macht, in der Uni gut zu sein.
Du hattest es doch schon richtig gemacht:
In unserem Gruppenchat hat die eine gestern schon wieder nach den Noten gefragt. Ich habe dann einfach nicht darauf geantwortet und der Großteil der Gruppe hat es mir gleichgetan.
Und genau so weiter durchziehen. Siehst ja, dass das so auch dem Wunsch der anderen entspricht.
Nein, auch nicht im Privaten drüber sprechen.
Mal ehrlich, wirklich für's Leben relevant sind Noten erst dann, wenn man deshalb eine Klausur wiederholen muss. Solange das nicht der Fall ist, kann man sich doch einfach gemeinsam freuen, bestanden zu haben und fertig.
Vielleicht muss gerade "die eine" noch lernen, dass es nicht die Noten sind, die einen Menschen und erst recht seinen Wert definieren.
Soll ich einfach mal bei einem gemeinsamen Treffen vorschlagen, dass wir allgemein nicht mehr über die Noten sprechen?
Darin sehe ich keinen Mehrwert. Einfach das unterlassen, von dem man merkt dass es einem nicht gut tut. Wer dies nicht nachvollziehen kann, kann ja nachfragen.
Ich würde auch dann meinerseits nicht über die Noten sprechen, wenn ich das Gefühl hätte, als einziger ein Problem damit zu haben. Unter Freunden kann man erwarten, dass dies respektiert wird.
Oder findet ihr die ganze Debatte unnötig und der Austausch über Noten gehört zum Studium einfach dazu?
Jein.
Klar gehört es dazu, über die Noten zu sprechen. Im Rahmen einer reinen Smalltalk-Randnotiz "wow cool, Glückwunsch, nächstes Thema". Aber nicht in Form eines Konkurrenzkampfes oder gar des Ansinnens, sich wegen der Noten als was Besseres zu fühlen oder andere deshalb abzuwerten. Die eigene Note wird ja kein Bisschen besser oder schlechter, wenn die Noten der anderen schlechter oder besser sind. Wenn es dahin abdriftet, finde ich's sinnvoller, das Noten-Thema komplett auszulassen.
Ich habe in meinem Masterstudium drei Klausuren nicht bestanden, zweimal nur 4,0 und keine einzige wirklich gute Note geholt. Und trotzdem hatte ich nie das Gefühl, jemand würde mich verurteilen wenn ich über meine Noten gesprochen habe. Stattdessen war die Frage, ob ich meine letzte Klausur im Drittversuch dann endlich bestehe oder nicht, auch in meiner Abwesenheit Tischgespräch in der Mensa und während der vorlesungsfreien Zeit ist eine ganze Reihe von Studenten extra von sonstwoher an die Uni gefahren, um meiner Masterverteidigung beizuwohnen und mich zum Bestehen zu beglückwünschen. Das ist ein gesunder Umgang miteinander.
Warum sollte man über "Noten" sprechen, man unterhält sich, wenn das denn notwendig ist doch wohl über Inhalte - was jeder daraus macht, ist seins.
Albernes Pack - ich würde an eurer Studierfähigkeit zweifeln.
Alles klar haha. Naja, die Noten zeigen ja, dass wir super im Studieren sind. Also geht deine Diagnose bisschen am Problem vorbei.
Fakten jonglieren besagt nichts über geistige Reife, das ist eher ein technisches know how und keine Rechtfertigung.
Das ist mir schon klar, du nimmst hier halt eine sehr weit gefasste Definition von allgemeiner Studierfähigkeit an und konzentrierst dich auf soziale Aspekte, die den Dozenten an unserer Uni aber wurscht sind. Und von diesen Dozenten geht der Druck maßgeblich aus. Denen geht es darum, dass wir die inhaltlich-sachbezogenen Erwartungen erfüllen und das misst sich halt dann in den Noten.
Natürlich stimme ich dir zu, dass wir da einen ganz komischen Umgang mit dem Notenthema haben und es in unserem Alter nicht sein kann, dass das die Gruppe spaltet. Um die Lösung dieses Problems geht es und dazu hast du keinen Vorschlag geäußert.
Ich kann euch ja schlecht vorschlagen "zu reifen", das wäre vermessen, zumal das in eurer Sparte vielleicht ja später, im wirkliche Leben so weiter geht.
Bestimmt gibt es in anderen Studiengängen einen anderen Umgang damit, aber bei uns kommt immer sofort die Frage "Was habt ihr?"..und da kommt man kaum aus.