Läuterungsprozess des poetischen Realismus auch für Charaktere aus der Geschichte?
Der Läuterungsprozess bezieht sich ja anscheinend hauptsächlich auf die damaligen Autoren und den damaligen/heutigen Leser. Da hat sich bei mir die Frage eröffnet, ob die charakteristische Läuterung von Charakteren aus dem Text auch dazu gehört. Ich hätte die reine Idee dieser Reinheit eher der Romantik zugeordnet, aber bin mir nicht wirklich sicher.
Selbst in den Balladen (z.B. Die Brück' am Tay) sind die Charaktere (Schaffner und Brückner) von allem Schlechten der Welt entfernt, sie scheinen Risiken entweder auszublenden oder nicht zu bemerken/beachten. Damit sind sie nicht objektiv, wie man aus eigener Nachforschung denken könnte. Sie sind immer noch mehr von Emotionen geleitet als rein objektiv.
Konkret wäre meine Frage also, ob diese Charaktereigenschaften nur aus dem Kontext der Ballade entstehen, oder ob sie inhärente Aspekte des poetischen Realismus sind.
1 Antwort
Ich weiß nicht, wie du auf das Phänomen Läuterungsprozess beim poetischen Realismus gekommen bist. Der gehört ja eher zum Konzept der Klassik. Der poetische Realismus ist im wesentlichen dadurch bestimmt, dass man sich nach dem Idealismus der Realität zu wendet, sie aber eben noch In ein künstlerisches Gewand kleidet, das der damaligen Vorstellung von Literatur entsprach: sie sollte immer noch, wie bei Goethe und Schiller, die Menschen erheben, allerdings mehr der Wirklichkeit zugewandt.
Auf der folgenden Seite wird es bei einem anderen Gedicht mal gezeigt, was das poetische bei der realistischen Betrachtung der Wirklichkeit sein kann. Vielleicht hilft dir das auch bei deinen Balladen weiter:
https://schnell-durchblicken3.de/index.php/faq/faq-gedichte/238-fontane-gaertnerjunge
Erstmal danke für die Antwort.
Na ja, um ehrlich zu sein befassen wir uns mit dem Thema aktuell in der Schule (Q11). Als Läuterungsprozess haben wir da einen Prozess definiert, mit dem der Künstler die Realität/das Wahre angleicht und damit die Wiederspiegelung von Interessen in der Wirklichkeit erreicht. Er fokussiert sich damit nur auf die schöneren Seiten der Realität und lässt die schlechten Seites aus seinen Werken heraus. Dafür habe ich auch die Bezeichnung "naiver Realismus" gelesen.
Durch eben diese Prozess wurde die Allgemeinheit wohl eher auf die schönen Seiten der Realität fokussiert. Es hatte für mich wegen den Klassikmotiven auch nicht wirklich Sinn gemacht, ich habe es aber mal als Fakt hingenommen.
Der Link zur Gedichtseinordnung hilft echt, damit kann ich mir jetzt schon ein klareres Bild machen, danke schön.