Konvertieren im zweiten Weltkrieg

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Hallo,

nein, das hat nichts genützt. Auch getaufte Juden galten immer noch als Juden. ... Für die Nazis war das Judentum ja weniger eine Religion und eher eine "Rasse". Während der Antijudaismus bis zum 19. Jahrhundert aus religiösen Gründen gegen die Juden war (und ihnen z.B. vorwarf, für die Kreuzigung Christi verantwortlich zu sein), war der ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts existierende Antisemitismus eher "naturwissenschaftlich" ausgerichtet. Da ging es um Vererbungstheorien, um Stammbäume, etc.

Die Taufe an sich hat sie also nicht geschützt. Aber einige jüdische Eltern konnte ihre Kinder in einem christlichen Kloster verstecken. Viele dieser Kinder sind getauft worden - manchmal nur zur Tarnung, manchmal auch aus Überzeugung. Zwei Beispiele für solche Kinder sind Saul Friedländer und Janina David.

Nach dem Verständnis der damals herrschenden Partei, hat es weder geschützt noch genützt. Selbst ein entfernter Vorfahre hat sich immer negativ ausgewirkt. Begriff war die Reinheit der Rasse und nicht der Reinheit der Religion.

Nein, das war gerade das Neue an den Naz!s: es interessierte sie nicht, welcher Religion jemand angehörte, sondern die Abstammung (sie nannten es "Rasse"). Daher waren auch getaufte Juden der Verfolgung ausgesetzt. (Siehe z.B. Edith Stein).

Allerdings konnte getaufte ev. auf die Hilfe der Kirche zählen, um versteckt zu werden. (die Kirche versteckte in Kloster-Internaten und Klöstern auch nicht-getaufte, siehe z.B. den Film "Au revoir, les enfants" (auf wiedersehen, kinder) vou Louis Malle)

Natürlich hatten sie ev. den Vorteil, dass bei ihnen nicht dokumentiert war, dass sie jüdisch waren, dass die Verfolger es nicht so leicht bemerkten... besonders wenn die Taufe schon sehr lange her war... Ausserdem konnte es natürlich auch Kinder retten, wenn von ihren Eltern (oder einem Elternteil) nicht bekannt war, dass sie jüdischen waren, z.B. weil sie sich vor der Eheschliessung hatten taufen lassen.

Ziemlich lange konnte auch das Verheiratet sein mit einem "Ar!er" helfen. Die nazis verboten zwar ehen zwischen "Ar!ern" und "Juden" und versuchten, "Ar!er" davon zu überzeugen, sich von jüdischen Ehepartnern scheiden zu lassen. Wenn die es aber nicht taten, genossen die jüdischen Ehepartner bis so gegen 1943 einen relativ guten schutz. (Siehe dazu von Ralf Giordano "Die Bertinis".)

Was ebenfalls rettend wirken konnte, waren gefälschte Taufscheine oder gefälschte Papiere, die einfach auch die jüdische Abstammung versteckten. (Wenn jemand unterwegs war, konnten die Behörden die Abstammung ev. nicht so einfach prüfen, also verliessen sie sich auf Aussagen und Dokumente, die man ihnen vorlegte. Da konnte ein Taufschein schon helfen... (Siehe dazu "der Passfälscher" von Cioma Schönherr oder "Un sac de billes" (ein Sack Murmeln) von Josef joffo.

Es konnte auch helfen, wenn einfach keine spuren von einer zugehörigkeit zu einer jüdischen Gemeinde bei den Behörden zu finden waren.

Ja, das konnten sie, z.T. waren sie das schon längst (bzw. waren überhaupt nicht jüdisch-religiös). Aber es half nichts, denn es ging Hi.ler und Konsorten ja nicht um die jüdische Religion, sondern um die Ausrottung der jüdischen "Rasse".

Zum Christentum zu konvertieren, änderte nichts am Status, für die Nazis "Jude" zu sein und zu bleiben. Auch der große Komponist F. Mendelssohn-Bartholdy (von Geburt jüdischer Abstammung), der sich christlich taufen ließ und auch geistlich-christliche Musik schrieb, war bei den Nazis verpönt: Seine Werke durften nicht gespielt werden - nicht einmal sein berühmter Hochzeitsmarsch.

Es war nicht ausreichend, da die Abstammung wichtiger war (Eltern Großeltern etc), und auch weil die Männer beschnitten waren.