Könnte ich ADHS haben?
Also folgendes: Ich wäre eigentlich nie im Traum darauf gekommen, dass ich ADHS haben könnte. Wenn ich an ADHS denke, denke ich automatisch an hyperaktive, unruhige Kinder, die nie still sitzen können. So eins war ich eigentlich nie. Aber kürzlich hat mich ein guter Freund darauf angesprochen, ob ich nicht vielleicht doch ADHS haben könnte und das hat mich ins Grübeln gebracht.
Zum Hintergrund: Ich bin weiblich, 24 Jahre alt und stehe am Ende meiner Ausbildung. Davor habe ich ein Studium abgebrochen. Ich bin sehr kreativ, in meiner Jugend habe ich immer nur gezeichnet, habe aber trotzdem gute bis sehr gute Noten bekommen (außer in Mathe). Die Fachoberschule habe ich sogar als Jahrgangsbeste abgeschlossen. Trotz Mobbing in der Mittelstufe.
Gerade was das Zeichnen angeht, war ich früher super engagiert, ich konnte stundenlang mich darauf fokussieren, ohne abgelenkt zu werden. Aber seit dem Studium ist alles anders. Ich werde immer schlechter, mich lange auf etwas zu konzentrieren. Einfache Aufgaben werden für mich immer mehr zu Hürden, ich brauche ewig, um mich mal hinzusetzen und eine Aufgabe durchzuziehen. Dafür muss ich mich quasi immer in eine "Festung der Einsamkeit" zurückziehen, bevor ich mal was hinbekomme, und seien es nur kleine Alltagsaufgaben. Bisher habe ich das immer auf Faulheit oder Stress geschoben.
Gerade was das Zeichnen angeht, macht mir das psychisch echt zu schaffen, da ich es eigentlich liebe! Aber ich kann mich kaum noch dazu durchringen, lange an einem Bild zu arbeiten und das macht mich fertig.
Gleichzeitig habe ich aber auch Phasen, in denen ich mich echt krass auf irgendwas fixieren kann, auf ein Thema, ein Spiel, ein Buch etc. Und in denen ich mich mit nichts anderem beschäftige.
Gerade so Punkte wie Risikoscheue, leichte Ablenkbarkeit, Tagträumerei, Versagensängste, Zurückgezogenheit und Neigen zu Aufschieberitis beschreiben mich sehr gut.
Gleichzeitig bin ich aber sehr pünktlich und gerade im Berufsalltag sehr zuverlässig. Ich mag es Dinge klipp und klar auf den Punkt zu bringen und kann es nicht leiden, wenn ich wichtige Dinge nicht im Voraus planen kann. Deshalb verwirrt es mich ja so, dass mir das außerhalb des Büros nicht gelingt.
Ich habe versucht, mich zum Thema ADHS bei Frauen einzulesen, das scheint sich ja stark von den Männern zu unterscheiden. Aber gibt es hier Betroffene, die mir weiterhelfen können? Könnte ich ADHS haben?
Sorry, für diese Textwand. Viele Grüße!
2 Antworten
![](https://images.gutefrage.net/media/user/Chichibi/1615325632116_nmmslarge__104_76_322_322_5282b56a25e601281021476322fce850.jpg?v=1615325632000)
Schwer zu sagen, aber möglich ist es. Gerade Frauen sind ja gut darin, sich „anzupassen“ und so ihre Probleme zu maskieren. Pünktlichkeit kann bspw. auch genau daher kommen, dass man kein gutes Zeitmanagement hat – und man dann umso mehr Zeit für sich einplant, damit man ja nicht zu spät kommt.
Wenn du nicht zu Hyperaktivität und/oder Impulsivität neigst, sondern vielleicht sogar „unteraktiv“ bist, dann ist das ADS, nicht ADHS. In Amerika fällt das auch unter ADHS, weil beides eigentlich die gleiche Störung in unterschiedlicher Form ist. In Deutschland wird aber noch mit dem ICD-10 gearbeitet und dort wird eben zwischen ADS und ADHS unterschieden. Das ist wichtig zu wissen, wenn du mit Ärzten darüber sprichst, weil es sonst zu Missverständnissen kommt.
Ich würde aber auch Autismus oder andere Ursachen nicht ausschließen.
Ah danke! Von der Unterscheidung wusste ich noch nichts.
![](https://images.gutefrage.net/media/user/kiniro/1444745906_nmmslarge.jpg?v=1444745906000)
Es kann dir hier keiner zu 100 % sagen, ob du ADHS hast oder eben nicht.
Vielleicht sind auch Anteile von ASS dabei.
Klarheit wird dir nur eine Diagnostik bei einem Psychiater / Neurologen bringen, der sich mit beidem (ADHS und ASS) auskennt.
Zudem sollte diesem Diagnostiker bewusst sein, dass Frauen Neurodivergenz anders als Männer zeigen.
Hinzukommt, dass aufgrund gewisser Sozialisierung Frauen und Mädchen stärker Masking betreiben und aufgrund dessen Komorbidität(en) entwickeln (können).
Allerdings ist es schwierig, entsprechenden Psychiater zu finden und wenn, kommen noch die sehr lange Wartezeiten hinzu.
Vorausgesetzt, existiert eine Warteliste.