Kennt jemand das Buch "Faschist werden" von Michela Murgia, und wie findet ihr es?
Michela Murgia
Faschist werdenEine Anleitung
Mit Faschistometer :)
3 Antworten
Absolut notwendig ! gehört auf jeden Nachttisch , kopiert auf jeden E-Reader und in jede Handtasche :
Damit man Sprachtaktik der AfD und der Identitären , alten Wein in neuen Schläuchen, sprich Begriffen, zu kommunizieren , besser durchschauen kann :
Zitat aus dem Buch
Da ich schon das geübte Spiel der Faschisten mit den Medien erwähnte, hier ein kleines Beispiel dazu:
In diesem rhetorischen Spiel repräsentiert ein weißer Italiener, der eine Frau vergewaltigt, immer nur sich selbst, wohingegen ein schwarzer Migrant automatisch für alle Schwarzen und außerdem alle Migranten steht. Um die Konstruktion des Feindes zu vervollkommnen, ist es nützlich, die Auffassung zu verbreiten, dass das gleiche Verbrechen viel verabscheuungswürdiger ist, wenn es von einem Migranten statt von einem Italiener begangen wird, um damit die Vorstellung zu untermauern, dass der Feind in nichts besser ist als wir, aber schlechter in allem. Und vor allem niemals gleich.
Ähnlich wie Stephen Colbert in seiner damaligen Show Colbert Report schlüpft die Schreiberin in die Rolle der Faschistin, um von innen heraus das Handwerk zu erklären. Der Charakter der Anleitung macht Faschist werden gleichzeitig leicht zu lesen und absurd witzig – wenn es nicht so traurig wäre, dass unser gesamtes politisches Leben momentan durch alle hier dargestellten Schachzüge praktisch ausgebremst wird.
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Passend zum Buch, der Nazometer.
George Orwell schrieb 1946 in seinem berühmten Aufsatz "Politik und die englische Sprache" -
The word Fascism has now no meaning except in so far as it signifies "something not desirable."
Der italienische Sozialistenführer und Autor Ignazio Silone schrieb nach dem Kriege -
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.
Im Buch werden vor allem sog. "Strohmann" Argumente diskutiert. Konsequent angewendet sind alle Menschen, die politisch nicht sehr linkgesrichtet eingestellt sind, nach diesem Buch "Faschisten".
Die im Buche gegebene "Definition" von "Faschismus" ist darüber hinaus mehr als zweifelhaft.
Selbst wenn das nicht von Silone stammte, so gibt es doch stichhaltige Hinweise darauf, daß es durchaus richtig sein könnte.
Ich habe das Büchlein gelesen. Das gehört zum Besten, was in diesem Bereich in letzter Zeit erschien.
Silone hat seine Faschismus-Vorwürfe explizit gegen die stalinistischen Schauprozesse gerichtet.
Eine Umdeutung der Zielgruppe auf heutige Antifaschisten ist lächerlich und spricht dem politischen Wirken Silones Hohn.
Zudem es außer unter rechten Raunern keinerlei Akzeptanz gibt, dass dieses Zitat wirklich Silone zuzuschreiben wäre.
Die Geschichte ist billige Agitation, und da liegt der Hase auch im braunen Pfeffer:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ignazio_Silone