Kein Präteritum?

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Mit dem Perfekt drückt man in der gesprochenen Sprache die Vergangenheit aus. Das ist auch kein Phänomen der modernen Zeit, wie Hamsterfan das meint.

Das Perfekt als Vergangenheitsform hat sich zuerst in Süddeutschland durchgesetzt (fast seit Beginn der Neuzeit = Zeit nach dem Mittelalter!), da vielleicht auch wegen der Nähe zu den romanischen Sprachen, die aus dem Lateinischen entstanden sind, das wiederum auch das Perfekt zum Ausdruck von Vergangenem nutzte. (Allerdings sind Spanisch, Italienisch und Französisch im Gegensatz zum Deutschen Aspektsprachen. Aber im Französischen würdest Du auch sagen: j'ai vu une église.)  

Erst viel später setzte sich das Perfekt auch in Norddeutschland durch. 

Anders ist das in der Schriftsprache. Da ist das Präteritum nach wie vor existent, auch wenn es nicht unbedingt vornehmlich zur Erzählung von Vergangenem dient. Das Präteritum ist auch einfach die "Erzählzeit".


LolleFee  15.03.2015, 15:57

Vielen Dank für den Stern! =)

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Jeder Lateinschüler weiß, dass er ein Imperfekt als Präteritum oder Perfekt übersetzen kann und auch anders herum. In der Consecutio temporum steht es sogar auf einer Zeitstufe. Das liegt daran, dass das deutsche Verständnis gegenüber dem Imperfekt (Übersetzung: unvollendet) ein bisschen verschoben ist.

Vor langer Zeit ist auch die deutsche (grammatische) Vergangenheit als Imperfekt bezeichnet worden, jetzt heißt sie bewusst: Präteritum, das bedeutet übersetzt: vorbeigegangen. Was also in diesem Tempus berichtet wird, ist längst vorbei. "Der 2. Weltkrieg endete 1945."

Das Perfekt hingegen ist die Vollendete Gegenwart. Das heißt für den deutschen Sprachgebrauch: in der Gegenwart vollendet, also jetzt eben nicht mehr, vorher aber noch.

Und das wird in 90% der Fälle so gehandhabt. Manchmal rutschen in der Umgangssprache noch einige Perfekte mehr hindurch. ("Ich habe gestern gearbeitet.")


Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb

Das Perfekt wird ja dann und deswegen benutzt, weil ein vergangenes Erergnis sozusagen in der Gegenwart fortwirkt. Und das ist natürlich in der gesprochenen Sprache häufiger gegeben, warum erzähle ich es sonst, außer weil es micht heute noch bewegt.

In der Schriftspache bemüht man sich eher um Neutralität, daher benutzt man dort eher das Präteritum.

Aber auch gesprochen gibt es durchaus Unterscheidungen, was genau heute noch interessant ist: "Als ich um die Ecke kam, hab ich meinen alten Freund Karl gesehen" kennzeichnet das Wiedersehen als bis heute wirkendes Ereignis.

Aus der Sicht eines Seniors verflacht und verwildert natürlich auch diese Regel immer mehr, aber das ist ein anderes Thema, und noch habe ich erfülltere Lebensinhalte.

In der gesprochenen Sprache wird das Präteritum heute nur noch selten gebraucht. Kaum jemand sagt im Gespräch: "Ich ging allein nach Hause", sondern eben "Ich bin allein nach Hause gegangen". Wenn das Präteritum in der gesprochenen Sprache zum Einsatz kommt, dann meistens in Verbindung mit Modal- und Hilfsverben:

Ich hatte keine Zeit.

Das war letzten Donnerstag.

Wir mussten nicht lange warten.

Das konntet ihr nicht wissen.

In einigen süddeutschen Dialekten ist das Präteritum sogar völlig verschwunden, dort bedient man sich allein des Perfekts.

Quelle: 

http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch/zwiebelfisch-abc-imperfekt-praeteritum-a-344448.html

In der gesprochenen Sprache gibt es Unterschiede zwischen dem Norden und dem Süden des deutschen Sprachraums. Bereits im 16. Jahrhundert setzte sich im Oberdeutschen das Perfekt gegen das Präteritum als Vergangenheitsform durch (Oberdeutscher Präteritumsschwund). Ein wichtiger Grund hierfür war, dass auf Grund des Wegfalls von -e am Wortende die schwachen Präteritumformen mit der 1. bzw. 3. Person Singular des Präsens zusammenfielen, z. B. macht(e) – macht. Allerdings sind im Oberdeutschen, mit Ausnahme des Schweizerdeutschen, wo es überhaupt kein Präteritum mehr gibt, die Präteritumformen von sein sowie der Modalverben, die sich phonetisch deutlich vom Präsens der 1. bzw. 3. Person unterscheiden, auch hier in der gesprochenen Sprache lebendig geblieben.

Im niederdeutschen Sprachraum wie auch im Mitteldeutschen wird nach wie vor das Präteritum verwendet. In Zusammenhang mit den Massenmedien breitet sich jedoch seit Mitte des 20. Jahrhunderts in der nichtmundartlichen Umgangssprache auch in Norddeutschland das Perfekt aus, was mit einem gleichzeitigen Rückgang der traditionellen Mundarten in diesen Regionen einhergeht.

Quelle: Wiki

In der gesprochenen Sprache benutzt man das Präteritum fast nur noch mit sein, haben und den Modalverben.