Karikatur Frauenbewegung Interpretation?

3 Antworten

Wenn man sich diese Karte mal ansieht, ist klar, dass sie aus einer anderen Zeit stammt.

Die Damen auf dem ersten Bild (links oben) sind zwar noch mit der damals typischen Kleidung (Hut und langes Kleid/langer Rock) dargestellt, aber doch eher als ein schnatternder Hühnerhaufen, den die Vorsitzende der dort abgehaltenen Sitzung kaum "in den Griff"/"zur Ruhe gerufen" bekommt.

Auf den weiteren Bildern, auf denen die Frauen abgebildet sind, wird dargestellt, dass die vorrangigen Ziele der Frauen sind, im Wirtshaus zu sitzen und Skat, Doppelkopf oder auch Schafskopf zu spielen, beim Billiard Spaß zu haben, zu rauchen und zu trinken - und dabei "ihre eigentlichen Aufgaben" zu vernachlässigen.

Die muss der arme, geplagte Ehemann nun übernehmen - und sich auch noch mit den Kindern rumschlagen.

Die Karte stellt somit das Horrorszenarium vieler Männer der damaligen Zeit dar.

Die Frau, die sich rumtreibt und ihren Aufgaben nicht nachkommt und er, mit diesem Weib gestraft, den ganzen Haushalt am Halse habend.

Die eigentlichen Ziele der Frauenbewegung, nämlich einfach nur eine gewisse Gleichberechtigung zu erlangen, wie wir sie heute in den meisten Beziehungen als ganz normal empfinden, werden nicht mal ansatzweise angerissen.

Den Frauen damals ging es ums Wahlrecht!

Sie wollten gerne arbeiten gehen dürfen, ohne dass ihr Mann ihnen das erst erlauben musste!

Sie wollten gerne ein Konto eröffnen dürfen, ohne dafür die Unterschrift des Ehemannes zu benötigen.

Und "ja!", so manche Frau hätte sich auch gewünscht, dass ihr Mann vielleicht mal beim Abwasch nach dem Essen hilft, denn schließlich steckten ihr nicht weniger Stunden schwerer körperlicher Arbeit in den Knochen, als dem Gatten, der oft ganz selbstverständlich nach der Arbeit noch ins Wirtshaus ging oder nach Hause kam und erwartete, dass die Frau ihm die Pantoffeln brachte und ein kühles Getränk - und dann nichts mehr tat, während der Arbeitstag der Hausfrau und Mutter noch lange nicht vorbei war.

Andere Zeiten, andere Aufgabenverteilungen - und auch ein anderes Selbstverständnis davon, was Frauen und Männer zu tun und zu lassen hatten - und das wird auf dieser Karte eben überspitzt dargestellt.


Himmelblau0815  10.02.2021, 10:00

Interessant ist auch, auf die Kleidung zu achten. Die Frauen werden mit Hosen dargestellt, eine für die damalige Zeit absolut ungewöhnliche Bekleidung für eine "anständige Frau!"

Sie werden vom Zeichner der Karrikatur somit in eine Ecke gedrängt, die man damals als "Mannweiber" verächtlich machte. Alle weiblichen Attribute wurden ihnen abgsprochen (Hosen tragen, rauchen, trinken, Wirtshausbesuche waren damals absolut unüblich für Frauen! Wenn überhaupt durfte die Frau den Mann mal am Sonntag in ein Cafè oder einen Biergarten begleiten und dort ein Heißgetränk oder eine Limonade schlürfen - und selbst das war erst in besseren Kreisen verbreitet. Arbeiterfrauen kannten sowas oft überhaupt nicht!)

Auch was den "Frauen wollten ihr eigenes Geld verdienen"-Aspekt angeht, möchte ich noch hinzufügen:

Was den meisten Menschen heute nicht klar ist:

Frauen haben damals kein eigenes Geld gehabt. Der Mann verfügte nicht nur über das Geld, er verwaltete es auch. Frauen bekamen in der damaligen Zeit in der Regel ein (meist sehr knapp bemessenes) wöchentliches Haushaltsgeld. Damit mussten sie die Famlie versorgen.

In vielen Familien war es sogar üblich, dass die Frau ein Haushaltsbuch führen musste, in welches sie jeden Pfennig eintragen musste. Bevor der Mann ihr das Haushaltsgeld für die neue Woche auszahlte, kontrollierte er, ob seine Gattin auch ordentlich gehaushaltet hatte oder ob sie irgendwo "Geld verschwendet" haben könnte. Oft gab es Streit über kleine Posten wie Garn, um die Hosen von Mann und Kindern flicken zu können.

Frauen waren damals in allem von ihrem Mann abhängig - und die Frauenbewegung legte den Schwerpunkt der Freiheiten, die sie für die Frauen erstreiten wollte, sicher nicht auf die auf der Karte gezeigten "Wünsche" der Frauen ;)

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Diese Karrikatur stellt Frauen dar wie sie Sachen machen die "eigentlich für Männer typisch sind" und einen Mann beim Abwaschen. Das weißt darauf hin, dass Frauen auch all die Dinge machen können und wollen die "sonst nur Männer tun" und Männer auch mal den Haushalt schmeißen sollen. Allerdings stellt es beide Geschlechterrollen sehr extrem dar. Dabei sollte es doch ausgeglichen sein und eben nicht auf den Klischees rumreiten.

Die Frauen wollen anscheinend lächerliche Männerbeschäftigungen übernehmen, während der Mann die Hausarbeit erledigt und sich um quengelnde Kinder kümmert.

Die Männer kommen in der Karikatur nicht gut weg, die Frauen auch nicht.

Vom Broterwerb ist nicht die Rede.