In Nürnberg wurde mit allen Hauptangeklagten ein IQ-Test durchgeführt. Getestet wurden:
- Gedächtnisspanne für Zahlenreihen von zunehmender Länge
- Einfaches Rechnen mit steigendem Schwierigkeitsgrad
- Fragen des gesunden Menschenverstandes
- Begriffsbildungen durch Wortableitungen
- Substitutions-Test (bestimmte Symbole müssen hierbei durch Zahlen ersetzt werden)
- Zusammensetzspiele (Puzzle)
- Klötzchen-Test
- Erkennen von fehlenden Gegenständen auf Bildern
Dabei kam es zu folgenden IQ-Ergebnissen:
- 143 Hjalmar Schacht
- 141 Arthur Seiß-Inquart
- 138 Hermann Göring
- 138 Karl Dönitz
- 134 Franz von Papen
- 134 Erich Raeder
- 130 Dr. Hans Frank
- 130 Baldur von Schirach
- 129 Joachim von Ribbentrop
- 128 Albert Speer
- 127 Alfred Jodl
- 127 Alfred Rosenberg
- 125 Constantin von Neurath
- 124 Walter Funk
- 124 Wilhelm Frick
- 120 Rudolf Heß *
- 118 Fritz Sauckel
- 113 Ernst Kaltenbrunner
- 106 Julius Streicher
* Mit Rudolf Heß wurde der Test wiederholt, nachdem er sein Gedächtnis für "wiederhergestellt" erklärt hatte. (Es wurde aber deutlich, daß Heß tatsächlich gewisse Aussetzer hatte und wohl nicht auf der Höhe seiner früheren Leistungsfähigkeit war.)
Quelle: G.M. Gilbert: "Nürnberger Tagebuch - Gespräche der Angeklagten mit dem Gerichtspsychologen" (1947)
Demnach hatte keiner von ihnen einen IQ von 150. Es ist aber möglich, daß man die Ergebnisse mit heutigen Maßstäben anders bewerten würde.
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Weit verbreitet ist das innere Verlangen, die NS-Führer als Dummköpfe hinzustellen. Aber das ist ein großer Irrtum!
Solch ein IQ-Test gibt nur einen Teilaspekt der Fähigkeiten wieder. Wenn jemand in dem Test schlecht abschneidet, kann er in einem Bereich trotzdem viel leisten, wenn er gerade dafür besondere Talente mitbringt. Insbesondere kann man mit Schlauheit, Gerissenheit und Skrupellosigkeit viel erreichen.
Man weiß nicht, wie Hitler in dem Test abgeschnitten hätte. Fest steht aber, daß er ein hervorragendes Gedächtnis hatte, womit er oft die Leute überraschte. Daß er die Aufnahme in die Kunstakademie nicht schaffte, sagt nichts über seine intellektuellen Fähigkeiten aus. Er hat sehr viel gelesen und kannte sich in manchen Bereichen gut aus, insbesondere in Geschichte, Architektur und Wehrtechnik. Vor allem aber hatte er die Begabung zum Redner und Führer einer Massenbewegung, wobei er die Menschen manipulierte und gegeneinander ausspielte. Ohne ihn wäre die (NS)DAP nie hochgekommen. Es hat keinen Sinn, Hitler als Dummkopf hinzustellen, auch wenn man sich damit besser fühlt.
Sehr intelligent war beispielsweise auch Dr. Roland Freisler, was man nach den kurzen Filmausschnitten von 1944 kaum glauben möchte, in denen er nur herumgröhlt. Er war ein ehrgeiziger Student, der seine Doktorarbeit mit summa cum laude bestand und Latein gut beherrschte. Der NSDAP schloß er sich sehr früh an und er war einer ihrer "Theoretiker", was kaum bekannt ist.
Mit intellektuellen Idioten hätte man den NS-Staat nicht führen können.