Kann mir jemand eine Definition für die Verstetigungsstrategie in der Wirtschaftspolitik geben, die im Internet sind zu unverständlich?

2 Antworten

Das soll das Gegenteil der antizyklischen Geld- und Fiskalpolitik sein. Die antizyklischen Geld- und Fiskalpolitik sieht vor, dass wenn es der Volkswirtschaft gut geht, der Staat spart und seine Kassen füllt, wenn die Wirtschaftsglage schlechter wird, tritt der Staat als Nachfrager am Markt auf und gibt das angesparte Geld aus, damit die Wirtschaft angekurbelt werden soll.

Die Verstetigungsstrategie hat das  Ziel die antizyklische Geld- und Fiskalpolitik durch die stetige Entwicklung der Geldversorgung und der staatlichen Ausgaben zu ersetzen. Dadurch sollen auch die Ausgabenentwicklung der privaten Unternehmen und der privaten Haushalte verstetigt werden um eine kontinuierliche Entwicklung der Volkswirtschaft zu erreichen. 

Ich hoffe, es hilft dir weiter.

Der Mensch hat gern seine Ruhe. Auch in der Wirtschaftspolitik. Da die Welt aber ein sich ständig wandelnder Prozess ist und Wirtschaft sowieso, ist diese Sehnsucht nach Ruhe eine Illusion. Schon im Alten Testament erfahren wir für die Pharaonenzeit (um 1500 v.Chr.), dass auf sieben fette Jahre sieben magere Jahre folgen und ein kluger Pharao in den fetten Jahren für die mageren vorsogt. Diese Schwankungen haben sich, schaut man in die Wirtschaftsgeschichte, nie geändert. Die Verstetigungstheorien bringen den Wunsch von Leuten zum Ausdruck, die in einem Swimmingpool stehen, das Wasser bis zur Unterlippe. Da kommt einer und sagt, "Hey Leute, ich soll da rein." Antwort: " Machs langsam und vor allem keine Wellen!"

In Deutschland wirken aktiv etwas mehr als 50 Millionen Menschen in der Wirtschaft zusammen. Sie arbeiten in etwa 4 Millionen Unternehmen. Das ist ein gewaltiger Ameisenhaufen und angesichts der Zahlen fast verwunderlich, dass nicht jede Woche einmal ein Chaos ausbricht. Zusammengehalten wird das durch ordnende Rechtsverträge, die dem Gewusel eine innere Stabilität geben. Um sich ein Bild zu machen, sollte man mal mit einem speziellen Blick in einen Supermarkt gehen und sich dort die Fülle der Waren anschauen. Woher die alle kommen. Wieviel Koordination weltweit teils dazugehört, dass z.B. 4 Weinsorten aus Chile im Regal in Deutschland stehen. Die Klamotten kommen aus China, der Reis evtl. aus Indien und die Schuhe aus Vietnam. Geht man mal mit dieser Aufmerksamkeit durch einen Supermarkt (schaut mal, wo der Kram alle herkommt), dann wird einem bei der Fülle schon klar, was für ein gewaltiger Organisationsapparat da im Hintergrund ablaufen muss. Denn es gibt ja nicht nur einen Supermarkt in Deutschland sondern um die 55.000.

Lässt man sich das alles auf der Zunge zergehen, begreift man, dass es eigentlich gar nicht so selbstverständlich ist, dass das ohne große Schwankungen abgeht. Gewohnheiten, bestimmte Dinge immer wieder zu kaufen, sorgen dafür, dass Kontinuität, Berechenbarkeit entsteht. Ein wichtiger Faktor ist der Staat, der ja fast die Hälfte aller Ausgaben tätigt. Sind alle "seelisch stabil", hält die Kontinuität und Berechenbarkeit. Was aber, wenn die Menschen nervös werden, Meldungen Glauben schenken, dass es bald wirtschaftlich bergab geht? Die Frage ist dann, wie soll sich der Staat verhalten, wenn es aus dem privaten Sektor zu Schwankungen kommt. Da gibt es im Prinzip 4 Grundrezepte und zwei davon gehören zu den Verstetigungsstrategien.

Rezept 1: Wenn die Privaten nervös werden, muss der Staat eine besondere Ruhe ausstrahlen und darf nicht auch noch wild agieren. Er muss seine Ausgabenpolitik kontinuierlich halten und besser kommunizieren, dass er eine stetige Ausgabenpolitik betreibt, dass das zu keinen unerwarteten Steueränderungen führt, dass die Subventionen und Ausgaben bleiben. Konjunkturelle Schnellschüsse sind Gift, vor allem, wenn von der Ankündigung bis zur Ausführung meist eine nicht vorhersehbare Vorbereitungszeit anfällt und die Ausführungen erst beginnen, wenn die Krise schon wieder auf dem Weg der Besserung ist.

Rezept 2: Alle nervösen Schwankungen der Privaten im Bereich der realen Güter und Dienstleistungen haben immer auch Auswirkungen auf die Finanzierung, auf das Finanzsystem. Wer mit seinen Finanzierungen dann bereits an der Grenze zum Bankrott steht, wird dann besonders schnell nervös, erst recht, wenn in Krisenzeiten die Zinsen steigen. Darum muss die Finanz- und Geldpolitik möglichst verstetigt werden, um im Finanzwesen die Schwankungen des realen Bereichs nicht durchschlagen zu lassen, sonder eher zu beruhigen.

Aktuell: Den Zins niedrig zu halten, versucht z.B. die EZB. Es funktioniert aber nicht, weil die Gegenspieler der EZB die Landespolitiker sind, die sich durch niedrige Zinsen ermutigt fühlen, noch mehr Schulden zu machen und alte Schulden mit neuen Schulden zu bezahlen. Durch Korruption, unproduktive Verschwendung oder Umlenkung in die spekulative Wirtschaft verpuffen dann die EZB Schöpfungen, fördern keine Erholung der Privatwirtschaft und bauen aber gleichzeitig durch Negativzins Geldvermögen ab, vor allem in Deutschland. Es kommt halt immer auf das Verhalten der Mitspieler an.