Kann mir jemand die Universität erklären?

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Universitäre Disziplinen haben so gut wie nichts mit Schulfächern gemeinsam. Sie sind:

  • wesentlich tiefgehender
  • wesentlich umfangreicher
  • thematisch in viele Felder unterteilt
  • ggf müssen auch Methoden gelernt und korrekt angewendet werden
  • man muss lernen wie man korrekt wissenschaftlich arbeitet
  • man muss viel viel selbstständiger lernen und arbeiten
  • man muss eher Prinzipien verstehen und weniger nur Fakten auswendig lernen.
  • man stellt sich seinen Semesterplan selbst zusammen

Selbst wenn Du ein Fach studierst das auch ein Schulfach war, dann hast Du sämtliche Inhalte die Du bisher in der Schule hattest entweder im ersten Semester in Kurzform zum Wiederholen, sie werden von vorneherein vorausgesetzt oder Du stellst fest dass der Schulstoff eine kleine Spitze des Eisberges war. Die eigentlichen fachlichen Dinge fangen dann erst an.

Für jeden Studiengang gibt es eine Studienordnung in der festgelegt wird welche Kurse Du besuchen musst oder wie viele Credits Du brauchst. Jeder Kurs gibt je nach Aufwand eine gewisse Anzahl von Credits und erst wenn Du alles erfüllt hast, dann kannst Du Dich zur Abschlussprüfung/ zur Abschlussarbeit anmelden. zB brauchst Du vielleicht einen Methodenkurs, ein Seminar mit bestimmter thematischer Ausrichtung, Du musst die Prüfungen der Grundvorlesungen bestehen oder ein Praktikum nachweisen. Was verlangt wird ist ganz unterschiedlich nach Studiengang. Ende jedes Semesters schaut man dann was man im nächsten belegen will/ kann und stellt sich seinen Stundenplan zusammen. Dazu kommen Vorlesungen, die man einfach aus Interesse besuchen will oder deren Inhalte man später braucht.

Daher reicht es vollkommen sich auf einen Studiengang, eventuell auch mal zwei zu konzentrieren, da wird man völlig ausgelastet und ab und an überfordert sein.

Das Studium stellt Anforderungen die sich von dem unterscheiden, was Du von der Schule gewohnt bist. Je nach Disziplin können sich diese Anforderungen unterschiedlich sein, wie Du damit zurecht kommst hängt letztendlich von Dir und Deinen Ansprüchen und Zielen ab.

Ganz grundsätzlich ist im Studium mehr Eigenverantwortung gefragt, ohne eine gewisse Motivation geht das nicht, weil eben vieles selbst organisiert werden muss.

Kurse und Veranstaltungen: Du hast die weitgehende Freiheit Dir Deine Kurse aussuchen zu dürfen, zu Vorlesungen zu gehen oder auch nicht, oft (aber nicht immer) ganz wie es Dir passt. Allerdings wird niemand Dir das Zeug mehr nachtragen. Wenn Du etwas nicht verstehst oder etwas verpasst hast, dann ist es Deine Aufgabe Dir Informationen zu beschaffen bis Du es kannst. Viele Vorlesungen sind freiwillig, aber das heißt nicht, dass Du die Inhalte nicht trotzdem können musst und die alle in den Klausuren drankommen können. Wenn Du Dich entscheidest zB nicht zur Vorlesung zu gehen und dann Deine Prüfungen versemmelst, dann ist das ganz allein Dein Problem. Niemand sagt Dir in der Vorlesung was Du mitschreiben sollst, im Prinzip kann alles wichtig sein. Man schreibt also ziemlich viel mit (bzw kommentiert in den Folien) und macht sich Notizen und Randnotizen zu Dingen, die man nochmal nachschauen muss. Das Tempo und das Niveau sind wesentlich höher, eine Vorlesung umfasst deutlich mehr Stoff (den Du teilweise dann noch nachbereiten musst um ihn zu verstehen) als eine Schulstunde. Dazu kommt, dass die Themen, je nach Fach, nicht unbedingt aufeinander aufbauen. Während eine Woche ein Thema besprochen wird, kann in der kommenden auch ein ganz anderes dran sein.

Wissenschaftliches Arbeiten: Jede Disziplin hat eigene Methoden und Herangehensweisen, die Du lernen und dann befolgen musst. Nicht jedem liegt die akademische Arbeitsweise. Du musst wesentlich strukturierter Argumentationsketten aufbauen unter Beachtung wissenschaftlicher Vorgehensweisen Deiner Disziplin.

Dozenten: Dozenten sind dafür da die Informationen anzubieten und bei Fragen zur Verfügung zu stehen. Anders als Lehrer fühlen sie sich aber nicht für die Entscheidungen ihrer Studenten verantwortlich. Ob Du da bist oder nicht, ab Du mitarbeitest - das ist Deine eigene Verantwortung, Du musst aber auch mit den Konsequenzen leben. Dozenten sind auch nicht dazu da Dir weiterführende Informationen oder Materialien zu beschaffen, das machst Du selbst zB in der Bibliothek. Oft gibt es zB eine Liste mit Literaturhinweisen, diese zu beschaffen und zu lesen ist aber Deine Aufgabe. Fachschaften sammeln manchmal Altklausuren, aber Du musst schauen wie Du an die drankommst usw.

Arbeit außerhalb der Veranstaltungen: Meistens hast Du aber nicht mehr als drei Veranstaltungen pro Tag. Das heißt allerdings nicht, dass Du den Rest der Zeit frei hast. Du wirst Referate und Hausarbeiten vorbereiten müssen (das ist viel Arbeit), Vorlesungen nachbereiten und dann natürlich auf die Prüfungen lernen.

Prüfungen: Prüfungen sind nicht das selbe wie Klassenarbeiten, der Inhalt der Seminare und Vorlesungen gibt die Grundlagen vor, um wirklich gute Noten zu bekommen sind aber ein wirkliches Verständnis dieser Themen gefragt sowie Transferleistungen, die Du oft nur durch die Lektüre weiterer Quellen erreichen kannst. Du musst nicht nur wissen wie etwas ist, sondern auch was es bedeutet Es kann sein, dass in der Klausur ein ganz anderes Thema drankommt als in der Vorlesung und Du Gelerntes auf die neuen Zusammenhänge übertragen musst. Diese Informationen muss man oft in Fachzeitschriften und Büchern nachlesen. Außerdem deckt der Stoff ein gesamtes Semester ab und nicht nur ein paar Wochen.

Formales und Fristen: Zwar weisen nette Dozenten vielleicht auf Fristen und formale Dinge hin, aber diese einzuhalten oder Dich darüber zu informieren ist Deine Sache. Das gilt zB auch für die Planung des kommenden Semesters, Dein Stundenplan kommt nicht automatisch, sondern Du musst Dich gerade für die Seminare selbst anmelden und ggf hoffen, dass Du einen Platz bekommst. Auch wenn Du z.B. eine Klausur nicht mitschreiben kannst ist das Deine Aufgabe Dich abzumelden, sonst wird das als "nicht bestanden" gewertet.

Allgemeine Organisation: Wie so Vieles: Deine Aufgabe. Woher bekomme ich ein Semesterticket? Wo ist Hörsaal 3? Wieviel kostet Kaffee im Fachschaftsraum? Woher bekomme ich Vorlesungsskripte? Wann ist Sprechstunde? Brauche ich da ein Attest?... Oft gibt es schon Stellen an die man sich mit Fragen wenden kann, aber auch die muss man erstmal selber finden. Kommilitonen sind oft die ersten Ansprechpartner, nicht die Dozenten.

Insgesamt wird im Studium ein Interesse für Dein Fach angenommen, das Dich motiviert mehr über die Inhalte wissen zu wollen. Du bist freiwillig an der Uni und hast die Chance Dir soviel Wissen anzueignen wie Du möchtest. Das ist dann auch das was ein Studium so spannend und gewinnbringend macht. Klar hat man Verantwortung, aber man hat eben auch so viel Freiheiten und darf sich mit Dingen beschäftigen, die einen wirklich interessieren.


chocofrappucino 
Beitragsersteller
 12.09.2021, 13:07

Vielen Dank. Also heisst das wenn man zb Medizin studiert, dass man gleichzeitig ein zweites Studium macht wie zb Informatik? Und dann heisst es am Ende man hat Medizin und Informatik studiert?

Und wählt man das Studium eher daran was einen interessiert oder worin man gut ist?

Kann man sein Studium ändern wenn es einem nicht gefällt oder wird man dann aus der Uni geschmissen?

Kann man am Anfang nur so grobe Studiums studieren (zb Medizin) oder direkt so spezifische (zb Dermatologie) oder wie ist die Situation?

Danke!

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Zabini01  12.09.2021, 13:20
@chocofrappucino

Zwei Fächer gleichzeitig studieren ist nicht so einfach, je nach Fächerkombination und Uni aber manchmal möglich. Allerdings gibt es vielleicht Studiengänge die beides verbinden. Da musst Du Dich informieren, es gibt so viele Studiengänge, vielleicht auch medizinische Informatik oder ähnliches.

Wie man auswählt ist eigene Entscheidung. Ich würde mir überlegen wie Du Dir Dein Leben nach der Uni vorstellst und was Du da machen willst. Ein gewisses Interesse brauchst Du aber, sonst ist man meistens auch nicht mehr wirklich gut oder man muss sich arg quälen.

Kommt drauf an auf welche Weise Du Dein Studium beendest. Du kannst abbrechen und Dich exmatrikulieren, dabei passiert dann nicht viel, Du kannst dann was anderes studieren. Wenn Du zu viele Prüfungen nicht bestehst und dadurch exmatrikuliert wirst, dann kannst Du den oder meistens auch einen verwandten Studiengang nicht nochmal studieren. Da muss man also vorsichtig sein.

Keine Ahnung wie ein Medizinstudium genau aufgebaut ist, aber meines Wissens müssen durch das allgemeine Zeug alle durch und die Spezialisierung kommt später. Aber da musst Du nochmal eine Frage an Medizinstudenten richten, keine Ahnung ob unterschiedliche Unis da gleich sind im Aufbau.

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Kommt ganz auf den Studiengang an. Normalerweise hast du nur Vorlesung und Seminare in deinem Studiengang.

Studiere selber Geschichte und habe nur geschichtlichen Unterricht im hauptstudiengang und andere sachen nur im Rahmen von “Nebenfächern“

Unterschied zur normalen Schule ist, das du dir deinen Stundenplan selber erstellst. Du musst durch Seminare und Vorlesungen eine gewisse anzahl an punkten erreichen. Wann du welches Seminar machst bleibt dir fast komplett überlassen. Gibt in einem Vorlesungsverzeichnis eine große Auswahl von Vorlesungen und Seminaren aus denen du wählen kannst