Kann man verhindern, dass es beim Trocknen von Holz zu Rissen kommt?
Hallo allerseits,
ich wusste, dass es zu Rissen kommen kann, wenn Holz noch nicht weitgehend trocken ist. Nun ist es bei einer Baumscheibe (10 cm Stärke, 65cm Durchmesser) nicht nur zu einem Riss gekommen, es ist ca. 1/3 der Scheibe abgebrochen. Es gab nur einen Riss und es war keine "Sollbruchstelle" irgendwo zu sehen. Dann fiel die Scheibe mir einmal um und brach.
Ich hab eine zweite solche Scheibe und würde dort gern vermeiden, dass das gleiche passiert. Völlig ausschließen kann ich nicht, dass sie irgendwann mal irgendwo anstößt oder fällt. Ist Teil eines Bastelprojektes und das "Endprodukt" wird sicher regelmäßig durch die Gegend getragen. Wäre ziemlich doof, wenn es nach Fertigstellung unvermittelt brechen würde.
Habt ihr einen Rat, was ich da vielleicht machen kann, um sowas zu vermeiden? Mir sagte mal jemand, man kann das Holz ölen. Wäre das eine Lösung? Wenn ja, wie oft und wie großflächig soll man das machen? Vielen Dank!
(Bild hab ich grad nicht, aber kann ich evtl. noch nachreichen.)
3 Antworten
Bei Baumscheiben sind Risse praktisch nicht vermeidbar. Wie gestern erwähnt, schwindet das Holz beim Trocknen in tangentialer Richtung (=Richtung der Jahresringe) etwa 17mal so stark wie in radialer Richtung (=Richtung der Baumstrahlen) und 170mal so stark wie in Längsrichtung. Der erste grundlegende Schritt, um diesen Schwund möglichst zu minimieren, besteht darin, das Holz zum Trocknen sinnreich zu schneiden, nämlich in möglichst lange, dünne Bohlen, möglichst senkrecht zu den Jahresringen. Baumscheiben sind das genaue Gegenteil von langen, dünne Bohlen. Also schwindet das Holz von Baumscheiben beim Trocknen ausnahmslos extrem ungleichmäßig und das führt eben zu Rissen. Das ist leider die Physik.
Weiterhin sind die Holzfasern natürlich in Längsrichtung am Stabilsten. Stell dir ein Bündel Trinkhalme vor, die man mit Prittstift aneinander geleimt hat, so dass sie nur an ihren Kontaktstellen der Längsseiten kleben. Diese Haftfläche macht man durch das Schneiden des Holzes in Baumscheiben aber so kurz (und schwach), wie es eben geht, während man den Hebel der angreifenden Kräfte so lang macht wie nur möglich. Deswegen sind Baumscheiben immer die instabilste denkbare Form, in die man Holz schneiden kann. Auch das ist physikalisch bedingt. Darum bricht eine Baumscheibe bereits bei einem Bruchteil der Kraft, die eine lange Bohle noch problemlos verträgt.
Das einzige, was man machen kann, ist die Risse der getrockneten Scheibe mit Gießharz ausfüllen, um das rissige Holz etwas zu stabilisieren. So wird das etwa von dem Menschen mit den Tischplatten in dem Video gemacht, das ich dir gestern extra verlinkt habe, oder auch von vielen amerikanischen Drechslern. Allerdings muss man das Harz dabei idealerweise entweder mit Vakuum oder Überdruck in die feinen Risse eintreiben und zugleich die Luftblasen austreiben.
Ergänzend zur ausführlichen Antwort von Skinman: Der Trocknungsvorgang sollte möglichst langsam passieren. Und es hilft, das Hirnholz, also den Querschnitt zu versiegeln oder abzudecken. So werden die Risse verringert, ganz verhindern kann man sie damit nicht.
Und noch ne Ergänzung zur Ergänzung: je nach Bastelobjekt wäre ein gezielter radialer (Säge-) Schnitt (z. B. an der Rückseite des Objekts) zur Entlastung zu überlegen...
= Dann reißt der Rest deutlich weniger leicht...
Die von Skinman erwähnten Bohlen usw. werden aus dem selben Grund möglichst so gesägt, dass keine die Baummitte enthält = nennt sich kerngetrennt...
Vermutlich ein (synthetisches) Mittel was den Pflanzensaft der Bäume nachahmt, oder ein bestimmtes aus Pflanzen gewonnenes Pflanzenöl.