Kann man sowas überwinden (Hemiparese)?
Vielleicht ist hier ja irgendwer, der sich damit auskennt.
Ich habe eine rechtsseitige Hemiparese (Halbseitslähmung) und spiele dennoch gerne Klavier (bzw. Keyboard).
Früher war es so, dass ich die Finger meiner rechten Hand gar nicht unabhängig voneinander bewegen konnte und sich beim Spielen gleich der ganze Arm verkrampft hat, durch die Spastik.
Durch langes Training kann ich nun die Finger einzeln bewegen und wenn ich langsam spiele, bleiben Arm und Schulter entspannt. Die Spastik ist aber immer noch in den Fingern, sodass diese gerne mal Überbiegen, was aber auch etwas weniger geworden ist. Dennoch benötigt es viel Konzentration und geht wie gesagt nur langsam.
Ich habe mich schon häufiger an Akkorden versucht. Zeigefinger- Ringfinger-Akkorde klappen irgendwie, aber Mittelfinger- Kleiner Finger so gar nicht. Da geht der Ringfinger immer mit runter. Liegt wieder an der Spastik. Mit dem Zeigefinger habe ich auch noch Schwierigkeiten, wenn der Daumen ebenfalls auf der Tastatur liegt.
Nun die Frage: Kann man diese Spastik, wenn man viel trainiert, jemals überwinden oder wird die für immer so bleiben? Wenn ich schnell spiele, geht sie sogar wieder in den Arm. Werde ich also niemals richtig Klavier spielen können?
Mit der linken Hand klappt btw. alles super
3 Antworten
Hallo,
bei mir fing die rechte Hand vor etwa fünf oder sechs Jahren an, Kummer zu machen, was für das Spiel der Konzertgitarre eher suboptimal ist. Beim Spielen krümmt sich der rechte Ringfinger ein und der Mittelfinger reagiert nicht immer. Das wurde immer schlimmer, bis ich irgendwann die Lust am Spielen verloren hatte. Irgendwann habe ich dann wieder angefangen, regelmäßig zu spielen, auch wenn ich längst nicht mehr auf dem Niveau von früher spielen kann. Tatsächlich ist es dadurch etwas besser geworden. Der Wechselschlag mit Zeige- und Mittelfinger funktioniert wieder - wenn auch langsamer als vorher - und der Ringfinger krümmt sich nicht mehr so stark ein, kann bedingt wieder eingesetzt werden. Am besten geht es, wenn ich nicht darüber nachdenke, daß ich beim Spielen eingeschränkt bin. einmal habe ich sogar wieder fast so spielen können wie früher - das war am nächsten Tag aber wieder weg.
Meine Erfahrung: Regelmäßiges tägliches Üben hilft, solange man sich nicht verkrampft und eine Sehnenscheidenentzündung riskiert.
Vortragsreif ist mein Spiel längst nicht mehr - aber das ist mir inzwischen wurscht. Ich spiel halt für mich und freue mich über alles, was halbwegs hinhaut.
Mein Rat: Täglich üben, aber auf keinen Fall übertreiben. Wenn's wehtut, sofort aufhören und pausieren, denn eine Sehnenscheidenentzündung wirft einen richtig zurück.
Herzliche Grüße,
Willy
Das solltset Du mit Deinem Neurologen, Orthopäden und Physiotherapeuthen gemeinsam entwickeln.
Viel Erfolg!
Du hast ja schon die Erfahrung gemacht, dass es trainierbar ist …
Was heißt „wirklich“? Klaviervirtuose wäre ein weiter Weg. Aber aus Wilma Rudolf wurde trotz Kinderlähmung eine Olympiasiegerin im 100m-Lauf …
Ja, das schon. Aber irgendwer meinte mal, es würde nie wirklich überwindbar sein