Kann man nochmal eine Psychose bekommen, wenn die Psyche wieder gestärkt ist?
Hallo ihr lieben :)
ich fasse mal schnell zusammen, denn die lange Version ist einfach zu viel Text :D
Folgendes also:
Vor 2 Jahren hatte ich meine erste Psychose. Ich hatte gerade eine sehr schmerzhafte Trennung hinter mir, die ich nicht wahrhaben wollte (wegen der Psychose), ich hatte Stress in meiner WG und hatte niemandem wirklich zum reden. Ich habe zu dem Zeitpunkt 6 Jahre durchgehend jeden Tag viel gekifft, was zu der drogeninduzierten Psychose führte. Ich kam in die Klinik, nach 3 Wochen hielt ich es dort nicht mehr aus. Meine Wahnstörungen wurden dadurch ausgelöst, dass ich dachte, mein Ex Freund würde über Songs in seinen Playlists auf Spotify mit mir kommunizieren, was natürlich nicht der Fall war, aber ich war in meinem Wahn.
Ich kam raus aus der Klinik, war aber immernoch süchtig, ich hatte immernoch psychotische Schübe, da ich die Trennung immer noch nicht verarbeitet hatte und angebliche Zeichen sah. Ich setzte die Medikamente ab, weil sie „nervten“, kiffte wie bisher und ein halbes Jahr später kam die zweite Psychose.
Nach der zweiten Psychose wurde mir klar, dass ich etwas ändern muss. Ich reduzierte meinen Konsum so weit es mir möglich war zu der Zeit, nahm meine Medikamente und versuchte die ganze Sache zu verarbeiten.
Nun habe ich nach einem Jahr die Medikamente abgesetzt, weil die Nebenwirkungen zu stark waren. Mittlerweile bin ich in einer neuen glücklichen Beziehung und habe meinen Drogenkonsum auf 2-3x im Monat reduzieren können. Ich höre mir die Musik meines Ex Freundes nicht mehr an.
Allerdings kann ich den Rausch natürlich nicht mehr so genießen, weil ich nun keine Schutz mehr durch die Medikamente habe und Angst vor einer weiteren Psychose habe. Gleichzeitig ist mein Leben nun komplett anders, ich bin selbstsicherer und nicht mehr so naive, meine Psyche würde ich also als stabil bezeichnen.
Hatte jemand schonmal eine drogeninduzierte Psychose, die durch Stress ausgelöst wurde, immer noch konsumiert, aber sich psychisch sicher fühlt? Ist da das Risiko geringer, wenn man die Psyche stärkt und den Konsum weitestgehend reduziert hat und mögliche Trigger vermeidet? Oder ist das egal?
Ich will nicht komplett auf einen Rausch ab und zu verzichten aber meine Gesundheit ist mir natürlich auch wichtig.
Fachmänner und -Frauen sind gerne gesehen, eigene Erfahrungen ebenso.
4 Antworten
Hi Bambi,
Also Du hast ja gerade die kausale Kette vor Augen: "Drogen machen Psychose". Deshalb gehst Du immer dann in Behandlung, wenn Deine Drogeneinnahmen schwere Folgen haben - sprich, wenn die "Hütte brennt". Wenn Du dann akut nichts mehr merkst, dann hörst Du mit der Behandlung auf. Außerdem merkt man auch: Du nimmst Substanzen gegen Substanzen.
Ich werde nicht der erste sein, der Dir sagt: Drogen sind nicht das Ur-Problem. Drogen nimmst Du, weil es psychische Probleme gibt. Drogen sind nur ein Mechanismus mit dem Du versuchst mit Deinen Alltagssorgen umzugehen. Der Mechanismus führt zu weiteren Problemen. Klar, so lange Dein Alltag in "Ruhigem Fahrwasser" liegt, ist dieser Mechanismus nicht so schlimm. Aber sobald das kippt, Stress kommt, oder Trauer, Motivationstief, was auch immer - dann kippt es, dann kann es sein dass Du Rückfälle erlebst.
EIGENTLICH wäre hier eine Therapie angebracht, mit der Du Deine Themen mal aufarbeiten kannst. So lange es Dir jedoch "gut geht" willst Du sie nicht annehmen und wenn es Dir schlecht geht, dann greifst Du zu Drogen und dann kann man mit Dir auch nicht arbeiten, sondern muss Dich erst mal stabilisieren.
Nach einer Psychose, das scheinst du ja schon erfahren zu haben, ist man nicht immun gegen diese Erkrankung, sie kann immer wieder kommen.
So lange du drogenabhängig bis, ist die Gefahr der Wiedererkrankung viel größer.
Deine Frage, Bambi9876, muss ich leider mit einem eindeutigen JA beantworten.
In meiner Familie haben wir durchleben müssen, was eine cannabisinduzierte Psychose bedeutet.
Du hast ja nun schon große Fortschritte in der Bewältigung der Probleme gemacht, die deine Drogenabhängigkeit vermutlich haben entstehen lassen.
Nun gefährde nicht, was du erreicht hast!
Der radikale Verzicht auf alle Drogen ist sicher die wichtigste Voraussetzung, um einen erneuten psychotischen Schub zu verhindern. Der „weitgehende Verzicht“ ist leider ein gefährlicher Selbstbetrug.
Du wirst – therapeutisch unterstützt (?) – herausfinden, was du tun kannst, wenn wieder einmal das Verlangen nach einem Rausch sehr stark ist.
Dieses Verlangen ist nicht gleich aber bald der Weg in die nächste Psychose!
Wir haben vor Augen, wie schwer es ist, auf die Abhängigkeit von allen Suchtmitteln zu verzichten. Aber wir wissen auch, dass das möglich ist!
Und wir wissen, dass die Bewältigung der Abhängigkeit neue Freiheitsräume eröffnet.
Wie gesagt, du bist auf einem guten Weg!
Wenn du aber nicht von diesem Weg abkommen willst:
Verzichte radikal auf alle Drogen!
Die nötige Willensstärke wünsche ich dir!
PS - Kleine Korrektur:
Dieses Verlangen ist - wenn du ihm entsprichst - nicht gleich aber bald der Weg in die nächste Psychose!
Solange du glaubst, weiterkiffen zu können und die Medikamente sozusagen "in Selbsttherapie" ohne die Zustimmung deines behandelnden Arztes absetzen zu können, bist du immer in Gefahr, eine erneute Psychose zu bekommen. Insbesondere dann, wenn du die Medikamente von heute auf morgen absetzt und nicht die Dosis langsam und unter ärztliche Kontrolle rezudierst.
Die Medikamente wurden langsam zusammen mit einem Psychiater Stück für Stück abgesetzt