kann man in einem Japanischem Tempel arbeiten?

3 Antworten

Sprichst du hier vielleicht von Shaolin Tempel?

Falls ja, diese wirst du in Japan kaum finden ;) (Denke ich) weil Shaolin Kung Fu eher aus China stammt. Wenn du diese Kampfkunst erlernen willst informiere dich erstmal darüber. Ich persönlich weiß nicht wie das mit dem wohnen im Tempel etc. ist. Aber ich habe gehört, dass man da sogut wie gar nichts zahlen muss weil die Leute die dort leben sehr auf Karma und das ganze spirituelle zeugs sind ^^. Ob das stimmt, weiß ich natürlich nicht. Guck dir doch einfach ein paar Dokus über die Shaolin Mönche an.

Woher ich das weiß:Hobby – Trainiere seit mehreren Jahren Kampfsport (trad. Taekwon-Do)

Tempel und Kampfkunst

Zunächst einmal haben buddhistische Tempel und Klöster nichts mit irgendeiner Kampfkunst zu tun. Die Vorstellung, dass jeder buddhistische Mönch auf der Welt irgendeine Kampfkunst trainiert, ist falsch.

Es gibt mit dem Shorinji Kempo zwar eine Art "japanisches Shaolin-Kungfu" allerdings ist das keine Bestandteil der klösterlichen Ausbildung.

Tempel in Japan

Wie M1603 schon sagte, ist ein buddhistischer "Tempelpriester" eigentlich auch nichts anderes als ein evangelischer Gemeindepfarrer, der seinen täglichen Pflichten nachkommt und zumeist Familie hat.

Der Buddhismus finanziert sich in Japan zumeist über Bestattungsriten, so dass du zunächst einmal eine Ausbildung durchlaufen müsstest, um den genauen Ablauf solch einer "Totenmesse" zu erlernen.

Regelmäßige Sitzmeditation ist in einem Tempel nicht üblich, zumal das meist "Familienbetriebe" sind, in denen der Beruf innerhalb der Familie weitergegeben wird.

Manchmal werden zwar "Zazenkai" (Sitzmeditations-Kreise) für die Gemeinde angeboten, das ist aber vom Tempel und der Traditionslinie abhängig. Klösterliche Einsamkeit mit strenger Meditation erlebst du dort eher nicht.

Klöster in Japan

Mönche die in Klöstern leben, führen in der Regel ein zölibatäres Leben mit einem strengen Tagesablauf. Dieser unterscheidet sich je nach Kloster.

Klöster die besonders auf Touristen eingestellt sind, haben eher aufwändige Zeremonien, kleinere Gemeinschaften legen mehr Gewicht auf Meditation (Zazen).

Der Tag beginnt gegen 3:30 mit dem Aufstehen, gefolgt von Sitzmeditation und einer Morgenandacht. Gegen 7:00 gibt es dann Frühstück. Es folgen körperliche Arbeiten (Samu) und erneut Sitzmeditation. Es folgt eine Mittagsandacht und dann gegen 12:00 das Mittagessen.

Das Essen wird schweigend und in einer genau vorgeschriebenen Weise gegessen (Oryoki), von der nicht abgewichen werden darf. Alles ist vorgeschrieben.

Danach folgen wieder körperliche Arbeit und Sitzmeditation. Die Meditationen dauern, je nach Tempel, zwischen 45 und 60 Minuten.

Es folgt die Abendandacht, gegen 17:00 Abendessen. Anschließend die Abendmeditation. Um 21:00 oder 22:00 ist Nachtruhe. Manche Rinzai-Klöstern haben zudem sogar noch eine Nacht-Meditation.

Bei so genannten "Sesshin", einer Art strenger Meditationsklausur, wird die Zahl der Sitzperioden vergrößert und die körperliche Arbeit reduziert.

Mönche in Ausbildung haben praktisch keine Privatsphäre. Sie leben gemeinsam in der Mönchshalle (Sodo) auf einem Sitzpodest (Tan) mit einer einzelnen Tatami-Matte. Die Gesamtfläche beträgt 1x2 Meter. Dort isst, schläft und meditiert er.

Eine eigene kleine "Klosterzelle" gibt es dort also nicht, man ist ständig Teil einer Gemeinschaft, an deren Regeln man sich halten muss.

Vorbereitung auf das Kloster

Die meisten Tempel und Klöster in Japan sind eher auf Touristen ausgelegt und nicht auf dauerhafte Übende. Manche bieten zwar Einführungskurse in die Meditation an - das wars aber zumeist schon.

Bevor du dich Hals über Kopf nach Japan stürzt, hier ein paar Hinweise, die ich persönlich für wichtig halte.

Lerne bereits hier Zazen: Schließe dich bereits in Deutschland einer Zen-Gruppe an, in der du Sitzmeditation erlernen und gemeinsam mit anderen üben kannst. So erlernst du die richtige Disziplin.

Nimm bereits hier an Sesshin teil: Wenn du regelmäßig Zazen übst, kannst du dich zu einem Sesshin anmelden. Dort gibt es dann praktisch nur Sitzmeditation, Essen und Schlafen.

Belege bereits hier einen Sprachkurs: Die Sprache brauchbar zu beherrschen ist bei einem langfristigen Aufenthalt in Japan unbedingt erforderlich. Telefonanrufe, Einkäufe...all das geht nicht schweigend.

Bereits langfristige Erfahrungen mit Zazen zu haben, die grundlegenden Verhaltensregeln zu kennen und sich verständlich machen zu können sind meiner Meinung nach unbedingt ratsam

Klöster in Japan

Informiere dich: Die japanische Soto-Zen-Organisation (Sotoshu Shumucho) hat offizielle Auslandsbeauftragte und verfügt zudem über ein Europabüro.

http://www.sotozen.eu/index.html

Auf der mehrsprachigen Webseite der Sotoshu Shumucho listet die Organisaton jene Mitgliedertempel auf, die zumindest zeitweise auch Ausländer aufnehmen, oder Kurse anbieten.

http://global.sotozen-net.or.jp/ger/

Der bekannteste Tempel, der Ausländern besonders offen steht, ist der Antaiji in der Präfektur Hyogo. Der Abt Muho ist Deutscher und es finden sich dort immer wieder ausländische Schüler ein:

http://antaiji.org/de/

Allerdings ist das Training im Antaiji besonders hart - dort gibt es fast keine Zeremonien, sondern Meditation und Arbeit bestimmen den Alltag. Da der Tempel sich fast vollständig selbst versorgt, muss auch Landwirtschaft betrieben werden.

Zudem ist das kein "Schnupperkurs" für Neugierige, denn Schüler müssen sich dazu verpflichten, nach einer Probezeit mindestens drei Jahre dort zu bleiben.

Für deine Visa, Aufenthaltsgenehmigung, finanzielle Absicherung, Krankenversicherung usw. bist du selbst verantwortlich. Auch Japanischkenntnisse und handwerkliches Geschick sind im Antaiji erforderlich

Sonstiges

Japanische Klöster folgen genauen Abläufen, daher gibt es keine Rücksichtname auf besondere Befindlichkeiten.

Menschen mit speziellen Bedürfnissen, wie etwa Behinderungen, oder Anhänger irgendwelcher Ernährungslehren haben Pech - alte Klöster sind nicht barrierefrei und es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.

Woher ich das weiß:Hobby – Seit etwa 40 Jahren Training des Aikido

Ich denke, dass du etwas falsche Vorstellungen von dem hast, wie japanische Tempel in der Regel sind. Sicherlich mag es da auch strengere Ausrichtungen geben, so wie du dir das vorstellst, wird das in Japan aber nicht die Regel sein.

Buddhistischer Moench ist in Japan ein ganz normaler Beruf mit mehr oder weniger geregelten Arbeitszeiten. Meine angeheiratete Familie besitzt einen Tempel und da ist nichts mit Morgenappell, Meditation, Kampfsport und strenger Diaet (ebenso wenig, wie in den Tempeln der Verwandtschaft).

Man steht morgens auf, klappert die Kundschaft des Tages ab, bei denen man fuer die Verstorbenen rezitiert und in Lebensfragen beraet, und leitet bei Bedarf Teile einer buddhistischen Bestattung. Am Ende des Tages macht man dann das wozu man Lust hat.

Ist jetzt etwas locker dahergeredet, aber natuerlich koennen auch hier die Arbeitstage sehr anstrengend sein. Leider fehlt mir einiges an Fachwissen, um hier weiter ausfuehren zu koennen.

Was deinen geplanten Aufenthalt angeht:

Sprachkurse wird dir niemand uebernehmen. Fuer ein Jahr Sprachkurs sollte man an die 10.000Euro sparen. Da sind dann nur die Kosten fuer den Kurs enthalten. Den Lebensunterhalt muss man sich dann extra finanzieren und hier wuerde ich mindestens ueber 1.000Euro pro Monat einplanen, wenn man sparsam leben kann.

Kampfsportvereine kannst du dir dann fuer deine Freizeit suchen. Die Chancen, dass man dann dort teilnehmen darf, steigen, wenn man zeigen kann, dass man sich zumindest ein bisschen auf Japanisch verstaendigen kann.

Unterkunft sollte man sich selber suchen. Hier hilft in der Regel die Sprachschule weiter, die oft angrenzende Wohnungen bereitstellt (natuerlich mit den entsprechenden Kosten).

Soll es dann doch ein Tempel sein, dann google doch mal auf Englisch, bzw. besser noch auf Japanisch und schreib Mails (am Besten auf Japanisch) dorthin, wo es sowas geben koennte, was du suchst.

Denk aber daran, dass man fuer alle Aufenthalte, die laenger als zweimal 90 Tage sind, ein Visum braucht und dafuer muessen bestimmte Bedingungen erfuellt werden. Man sollte sich also auf eine Sache konzentrieren und die dann richtig machen. ; )


Enzylexikon  04.04.2016, 16:27

Ist jetzt etwas locker dahergeredet, aber natuerlich koennen auch hier die Arbeitstage sehr anstrengend sein. Leider fehlt mir einiges an  Fachwissen, um hier weiter ausfuehren zu koennen.

Sofern ich das beurteilen kann, alles absolut korrekt.

Gerade zu "Stoßzeiten" wie den beiden Tagundnachtgleichen (Higan) im Jahr, oder dem Totenfest (Obon), herrscht in Tempeln mehr Betrieb als sonst.

Immerhin besuchen die Hinterbliebenen dann die Gräber und während des Obon fahren ja durchaus ganze Familien durch das Land, um sich wenigstens einmal pro Jahr im Heimartort zu treffen.

Diese Menschen wollen dann entsprechende Andachten und die damit verbundenen Zeremonien müssen schließlich auch vorbereitet werden - gerade wenn viele Besucher erwartet werden.

Auch zu buddhistischen Feiertagen wie Buddhas Geburtstag (Kanbutsu-e, 8. April), dem Erleuchtungstag (Jodo-e, 8. Dezember) und dem Todestag des Buddha (Nehan-e, 15. Februar) gibt es besondere Zeremonien.

Dazu kommen weitere Festtage, die sich beispielsweise auf die Gründer der jeweiligen Tradition beziehen.

Diese ganzen Zeremonien setzen die Kenntnisse der rituellen Handlungen voraus - das lernt man nicht während eines Jahres, zumal diese Riten ohnehin nur von Priestern durchgeführt werden und nicht von Laien aus dem Ausland.

So ein Tempel kann ordentlich Arbeit machen. :-)

1
M1603  05.04.2016, 05:31
@Enzylexikon

Sofern ich das beurteilen kann, alles absolut korrekt.

Ja, das stimmt schon so. Ich erlebe das ja jeden Tag. Ich kann halt nur keine Details zu den Hintergruenden, etc. geben, weil ich mich damit nicht so gut auskenne.

Uebrigens kommt bei uns kaum jemand tatsaechlich in den Tempel. Lediglich, wenn etwas groessere Events sind, was aber nur hoechstens zweimal im Jahr ist. Ansonsten sind die beiden aus der Familie, die aktiv Moench sind, immer mit dem Auto unterwegs und gehen zu den Kunden, die an dem Tag gerade dran sind. ; )

1