Wieso sollten wir eigentlich alles falsch rum sehen bzw auf dem Kopf aber der Gehirn verarbeitet es richtig rum?

5 Antworten

Wir sollten gar nichts falsch herum sehen. Die Idee, daß wir es sollten, beruht auf der unbewußten Modellvorstellung, daß bei jedem ein kleiner Mann im Kopf sitzt, der sich das Bild auf der Netzhaut anschaut und feststellt, daß es auf dem Kopf steht.

Dieses Modell, wenn man es bewußt weiterdenkt, führt zu unlösbaren logischen Komplikationen. Der kleine Mann im Kopf, wenn es ihn gäbe, wäre gar nicht imstande, etwas über die richtige oder falsche Orientierung des Netzhautbildes zu sagen, denn er hätte keinen Vergleichsmaßstab dafür. Um den zu haben, müßte es außer dem Netzhautbild noch ein Fenster im Schädel geben, aus dem der kleine Mann direkt hinausschauen und feststellen könnte, wie die Dinge richtig herum aussehen. Falls er logisch dächte, müßte er allerdings dennoch zu dem Schluß kommen, daß seine eigenen Augen wohl ebenfalls ein verdrehtes Bild der Realität zeigen, durch das auch der noch kleinere Mann in seinem Kopf getäuscht wird, und mit ihm eine unendliche Serie von immer kleineren Männern und verdrehten Bildern.

Es gibt keinen kleinen Mann im Kopf und unser Gehirn braucht deshalb auch  nichts umzudrehen. Das einzige, was es tun muß, ist, die Signale der Netzhaut so mit den Signalen des Gleichgewichtsorgans, des Gehörs und des Bewegungsapparats, sowie dem Modell unserer körperlichen Selbstwahrnehmung zu verknüpfen, so daß alle eine funktionierende Gesamtwahrnehmung des Selbst und der Außenwelt ergeben.


Weil im Auge das Bild auf dem Kopf stehend erzeugt wird. Das Gehrin dreht das Bild dann wieder um, damit wir uns besser in der Umwelt zurecht finden.

Da gab es vor vielen Jahren Versuche, da wurden Kandidaten Spezialbrillen aufgesetzt, die das Bild nochmal umdrehen. Zuertst sahen die Kandidaten alles auf dem Kopf und hatten Orientierungsschwierigkeiten. Das Gehirn gewöhnte sich aber bald dran und nach einiger Gewöhnung konnten sie sich wieder ganz normal bewegen. Als sie dann die Brillen abnahmen, gabs erst wieder Schwierigkeiten, bis sich das Gehirn erneut auf die geänderte Situation eingestellt hatte.

Warum sollten wir alles "falsch herum sehen"? Das ist so ein wirres, unsinniges Geschwätz, das sogar Physiklehrer gelegentlich wiederkauen.

Die menschliche Augenlinse erzeugt auf der Netzhaut ein reelles Bild, das zum äußeren virtuellen Bild höhenverkehrt steht. Dieses Netzhautbild können wir aber nicht sehen, weil wir dazu das Auge aufschneiden müssten.

Von der Netzhaut führen Nerven die Lichtreize der einzelnen Bildpunkte zum Hirn. Und dort setzen wir die Nervenreize im Kopf zu einem Bild zusammen. Unsere Vorstellung von "oben" und "unten" entspringt unserer persönlichen praktischen Erfahrung: Die Unterseite des Bildes ist immer dort, wo erfahrungsgemäß z.B. Fallobst und Regentropfen hineilen. Dabei ist die räumliche Anordnung der Nervenbahnen im Kopf oder der Bildpunkte auf der Netzhaut so bedeutungslos wie Märchenfiguren oder Bibelverse.

Weil es auf der Netzhaut falsch herum auftrift.