Kandare? Wozu? (Reiten)

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man spricht bei reiter und pferd von der sogenannten '"kandarenreife" - das heisst, dass alle lektionen auf trense sitzen und man in der dressur in die bereiche kommt, die auf kandare geritten werden.

mit dem pferd gearbeitet wird jedoch nur gelegentlich auf kandare. die tägliche gymnastizierung findet weiterhin mit trensenzaum oder gebisslos statt.

mit der kandare kann man sehr fein reiten. die meiste hilfengebung erfolgt jedoch über den zügel, der vom trensenring kommt.

wichtig ist, vor dem ersten zäumen mit der kandare noch einmal zu prüfen, ob das pferd anatomisch über die voraussetzungen für zwei gebisse verfügt, unter anderem, ob überhaupt genug platz im maul ist.

allerdings - die sogenannten springkandaren sind zutiefst zu verurteilen - weil ein lederriemen durch beide anzüge läuft, in dem der zügel befestigt wird. es wird also über beide gebisse nur mit einem zügel geritten, der eine immens starke wirkung hat. feines reiten ist damit überhaupt nicht möglich. das dumme an der springkandare ist, dass sie umso härter wirkt, je weiter der pferdekopf unten ist. deshalb reissen auf den hohen turnierklassen beim springen die pferde oft den kopf so unnatürlich hoch, sobald vor dem absprung die reiterhand nachgibt.

feines reiten in der dressur auf kandare - ja, für den der es kann und dessen pferd anatomisch und psychisch die voraussetzungen erfüllt.

springkandare - müsste verboten werden.

ich bin in der camargue geritten - auf blanke kandare mit fünfzehn zentimeter langen anzügen. der zügel wird mit einer hand über dem widerrist geführt (oder mit der hand auf dem vorderzwiesel des sattels) und hängt annähernd durch. die beine kommen nur ans pferd um eine hilfe zu geben und haben sonst abstand zum pferdebauch. hilfengebung erfolgt fast ausschliesslich über gewicht, kreuz, oberschenkel. ich habe die ritte auf einem entspannt ausbalancierten, in guter dehnungshaltung gehenden pferd sehr genossen... das pferd war auch ohne zügelhilfen ausgesprochen angenehm zu reiten und wirkte zufrieden...

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

Punkgirl512  25.04.2014, 14:02

Wobei du Springkadaren mit Pelhams verwechselst - Springkandaren sind Kimblewicks, Pelhams sind das, was du meinst.

Ansonsten - gut erklärt soweit!

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Jedes Gebiss ist immer nur so scharf wie die Reiterhand, die es führt.

Eine Kandare kann sehr viel leichter als gewaltsame Methode angewendet werden - dafür ist sie aber nicht gedacht. In erfahrenen, feinen Reiterhänden können Hilfe viel feiner und präziser gegeben werden. In den falschen die Zunge und Zahnfleisch quetschen und bleibende Maulschäden verursachen oder gar den Kiefer brechen. Ganz zu schweigen von der psychischen Vergewaltigung des Pferdes.

Daher wird die Kandare erst ab Dressur Klasse L / M eingesetzt. In den richtigen Händen ist die Kandare ein feines Mittel zu Kommunikation. In den falschen Tierquälerei.

Ein Gebiss ist immer nur so scharf wie die Reiterhand, die es führt - Die oben genannten Schäden kann man auch mit einer normalen Wassertrense anrichten, wenn man nur brutal genug daran zieht.


felicitabeauty 
Beitragsersteller
 25.04.2014, 21:03

Vielen dank :)

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  1. kandarren sollten erst in den hohen dressurklassen angewendet werden. ziel ist es mithilfe der kandarre, die ja um einiges schärfer ist, als ein normales gebiss, seine hilfen noch viel stärker zu verfeinern. deshalb eben auch erst ab den höheren klassen, da dort normalerweise pferd und reiter so weit ausgebildet sein sollten, dass sie mit diesem werkzeug umgehen und sanft damit arbeiten können.
  2. richtig angewendet ist eine kandarre genauso freundlich/unfreundlich wie ein normales gebiss. wie schon gesagt soll eine kandarre ja nicht mit kraft und aggression eingesetzt werden, sondern selbst das zucken des kleinen fingers als deutliche hilfe beim pferdemaul ankommen lassen. richtig geritten ist eine kandarre sogesehen sogar fast pferdefreundlicher, da weniger druck auf dem maul ist und das pferd sanftere impulse bekommt. (allerdings sieht man leider viel zu häufig viel zu aggressiv angewendete kandarren, da geht das ursprüngliche prinzip leider verloren)

Eine Kandare dient dazu, feinere Hilfen geben zu können Sie ist immer so tierfreundlich oder unfreundlich wie die Reiterhand. In eine harte Hand oder eine ungeübte Hand gehört keine Kandare. Ich selbst benutze Postkandaren beim Fahren.


DCKLFMBL  26.11.2015, 12:17

eine Kandare gehört weder in eine geübte Hand noch in eine ungeübte und schon gar nicht ins Pferdemaul…!

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FelixFoxx  26.11.2015, 12:20
@DCKLFMBL

Wo hast Du denn diesen Quatsch her? Mit einer Kandare in geübter Hand kann man sehr feine Hilfen geben. Mit einer scharfen, gebisslosen Hackamore kann man bei unsachgemäßem Gebrauch das Nasenbein brechen. Es kommt immer auf den korrekten Umgang an, und beim Fahren sind die Leinen am Gebiss die einzige stetige Verbindung zum Pferd. Meine zwei mögen übrigens ein Stangengebiss deutlich lieber als eine einfach gebrochene Wassertrense, damit verspannen sie sich total, sobald man die Zügel nur leicht aufnimmt.

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isasso  09.10.2018, 17:54
@FelixFoxx

Stangengebisse sind auch erwiesenermaßen angenehmer für Pferde, weil sich der Druck verteilt und nicht auf die Mundwinkel ablagert.

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