Jeden Tag 70km hin und 70km zurück oder umziehen?
Das wäre nur für 3 Jahre wegen Ausbildung, möchte aber nicht in der Stadt wo die Ausbildung stattfindet bleiben, wenn ich fertig mit der Ausbildung bin.
Problem: Das wären 30.000km im Jahr, was schon ziemlich viel ist. Nähere Möglichkeiten die Ausbildung zu machen gibt es leider nicht. Umziehen wäre halt das Ding, dass ich wieder so ein riesen Aufwand mache und dort niemanden kennen werde. Nach 3 Jahren wieder zurückziehen, womöglich keine geeignete Wohnung finden (die aktuelle wird ja sicher einen anderen Mieter haben dann)
18 Stimmen
9 Antworten
Hallo Nico,
Alle Ausgaben für eine Ausbildung zählen zu den Werbungskosten. Werbungskosten kannst du steuerlich geltend machen.
FAHRTKOSTEN: Für den Weg zur Ausbildungsstätte können pauschal 30 Cent pro Kilometer einfacher Fahrt angesetzt werden. Für den Weg zur Berufsschule können sogar 30 Cent pro Kilometer für die Hin- und Rückfahrt beansprucht werden.
Ob diese Regelung für dich eine Entscheidungshilfe darstellen kann, müsstest du einfach einmal durchrechnen.
Ausbildungskosten von der Steuer absetzenhttps://azubisteuererklaerung.de/ausbildungskosten-von-der-steuer-absetzen
TippMöchten Sie herausfinden, was sich für Sie eher lohnt: die höhere Miete bzw. ein höherer Immobilienkaufpreis in der Stadt oder das Pendeln?
Mit der Formel:
„(220 Tage) x (Entfernung Wohnung-Arbeitsplatz bis 20 km) x 0,30 Euro + (220 Tage x Entfernung-Arbeitsplatz ab Kilometer 20) x 0,35 Euro“
berechnen Sie die Pendlerpauschale überschlägig.
Du schreibst:
Nach 3 Jahren wieder zurückziehen, womöglich keine geeignete Wohnung finden (die aktuelle wird ja sicher einen anderen Mieter haben dann)
Diese Überlegung ist durchaus begründet. Das du für vergleichbaren Wohnraum in 3 Jahren auf jeden Fall mehr Miete zahlen musst, darf mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden.
Hinsichtlich einer Erhöhung des Mietpreises bei Neuvermietung ist die Kappungsgrenze zu beachten. So darf der Vermieter grundsätzlich die Miete innerhalb von drei Jahren um maximal 20% erhöhen.
Ausführliche Informationen zum Thema findest du hier:
Rund um die Mieterhöhunghttps://www.mieterverein-koeln.de/service-fuer-mieter/mieterwissen-von-a-z/mieterhoehung/
Vielleicht interessieren dich auch ein paar allgemeine Zahlen im Bezug auf die Entfernung zum Arbeitsplatz.
Der durchschnittliche Weg zur Arbeit beträgt 20 Kilometer.
Freunde der Statistik werden hier fündig:
Zumutbarer und unzumutbarer Arbeitsweg für ArbeitsloseEin zumutbarer Arbeitsweg ist gemäß SGB § 140 Abs. 4 zu den zumutbaren Beschäftigungen:
- bis zu zwei Stunden bei einer Arbeitszeit von sechs Stunden (oder weniger),
- bis zu zweieinhalb Stunden bei einer Arbeitszeit von mehr als sechs Stunden oder
- wenn in der betroffenen Region längere Wegzeiten üblich sind, gelten diese als zumutbare Pendelzeiten
https://www.arbeitsvertrag.org/zumutbarer-arbeitsweg/
Bei einer realistischen PRO vs CONTRA Bewertung muss selbstverständlich auch der Wertverlust des Fahrzeugs berücksichtigt werden.
Gut zu wissen:
Ein drei Jahre altes Fahrzeug ist beim Verkauf etwa noch 50 Prozent seines Listenpreises wert. Nach vier Jahren sinkt der Wert kontinuierlich um etwa fünf bis sechs Prozent pro Jahr.
Seriöse Informationen hält die Allianz bereit:
https://www.allianz.de/auto/kfz-versicherung/wertverlust-auto/
Wie viel Wertverlust pro Kilometer?
Der durchschnittliche Auto Wertverlust nach Fahrzeugklasse:
24 Cent pro Kilometer. Kompaktklasse Neupreis 14-20.000 Euro ca. 35 Cent pro Kilometer.
Neutrale Fahrzeugbewertung
https://www.bewerta.de/auto-wert-berechnung-faustformel
Gut zu wissen:
Neben der Wertminderung auf der einen, steigen die Kosten für Verschleiß und Wartung auf der anderen Seite (Reifen, Ölwechsel, Bremsbeläge, usw.).
Gut zu wissen:
Allgemeine Informationen können deine individuelle Entscheidung nicht ersetzen!
Die hier genannten Tipps sind daher eher als Hilfe zur Selbsthilfe gedacht. Eine Orientierungshilfe, die nicht den Anspruch auf Vollständigkeit hat.
Neben den finanziellen Gesichtspunkten ist die Sache ja wahrscheinlich auch eine Herzensangelegenheit.
Vor dem Hintergrund, dass es sich hier um deinen Wunsch-Beruf handelt, müsste es letztendlich jedes Opfer wert sein.
Viel Erfolg!Ich hätte mich heute für "Fahren" entschieden, wie ich denke, habe dir aber unterm Strich "Umziehen" empfohlen. Natürlich gibt es Gründe (wie du schon schreibst, der Aufwand, die Kosten für einen Umzug, neues soziales Umfeld) die dagegen sprechen. Bedenke nur, was du dir mit dem Fahren antust. 70km sind nicht nur eine Kostenfrage über drei Jahre (das allerdings wohlgemerkt auch), sondern auch eine Belastung. Man verliert einfach unglaublich viel Zeit. Man nüselt von Baustelle zu Stau und wieder zur Baustelle und das kann auch Nerven kosten. Zudem sind 90.000 km eine gewisse Laufleistung, je nachdem was du für ein Auto fährst können dann natürlich auch irgendwann die technischen Probleme anfangen.
Ich habe mich damals (Strecke 90km) fürs Umziehen entschieden und bereue diesen Schritt nicht, im Gegenteil. Heute könnte ich Fahrtkosten absetzen, habe ein schönes, neues Auto und und und, so dass mir das Fahren nicht mehr die Probleme machen würde, lästig bliebe es dennoch. Du als Auszubildender hast diese Vorteile vermutlich noch nicht, daher empfehle ich dir den Umzug.
Viel Erfolg beim Nachdenken und dem Finden deiner Entscheidung.
up
So ist das Leben. Verlass Dein Dorf. Verändere Dich.
So ist es bei den Löwen auch.
Werd erwachsen.
70 km Arbeitsweg sind aber übrigens auch nicht unbedingt viel. Es ist zumutbar.
Ich würde weiter fahren, du fährst ja wohl mit dem ÖPNV. Ich musste selber 2 Jahre zur Schule Pendeln (hin 50 km, zurück 50 km) und 3-4 mal umsteigen. Mit dem Auto hätte man 30 min gebraucht, als Schüler war ich halt knapp 1,5 Stunden unterwegs. Allerdings ist eine Monats-/Jahreskarte immer noch günstiger als eine Wohnung wozu noch Nebenkosten dazukommen wie Lebensmittel. Als Azubi eine Wohnung zu kriegen ist sowieso schwierig. Klar psychisch ist das belastend, kenn ich zu gut, aber eben günstiger auf Dauer.
Ich würde für die Zeit umziehen. Jeden Tag mindestens drei Stunden fahrzeit? Das ist verlorenes Leben.