Ist türkisch mit Koreanisch und Japanisch verwandt?

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Ich habe kürzlich einige Dinge darüber gelesen. "Offiziell" ist Koreanisch eine isolierte Sprache (mit keiner anderen Sprache verwandt). Dennoch gab es mehrere Versuche, sie mit anderen Sprachen zu vergleichen. Der Wortschatz der modernen Sprachen Koreanisch und Japanisch ist fast komplett unterschiedlich. Typologisch bestehen Ähnlichkeiten, aber dies wird in aller Regel nicht als Beleg für genetische Verwandtschaft angesehen.

Es gab z.B. einen Vorschlag von Murayama, der die Altaisprachen (zu diesen werden auch die Turksprachen gerechnet; aber auch schon diese Konstruktion gilt als sehr umstritten) auch in eine "Ost-Altai" Gruppe aufteilte, die wiederum in 3 Äste aufspaltete

1) ein Ast führte zur Sprache des alten koreanischen Reiches "Silla" (daraus entstand später die Sprache Koreanisch)

2) ein weiterer ist "Wa-Koguryeo", die Bezeichnung "Wa" bezieht sich auf ein Volk, das auf der koreanischen Halbinsel lebte, und als Vorfahr der späteren (Yayoi) Japaner galt (spätestens ab dem 3. Jhdt. n. Chr. gab es ein japanisches Königreich auf der Insel Kyushu)

3) ein dritter ist "prä-Tungusisch", zu den tungusischen Sprachen gehörte auch die Sprache der Manchu (Mandschuren), die heute fast ausgestorben ist; etliche tungusische Sprachen gibt es noch, z.B. die Sprache der Evenki

torgaj (proto-Turk) ein Wort für "Vogel"  
turaki (Evenki)
turagu (Mongolisch)
tori     (Japanisch)       
tark    (Koreanisch)

https://de.wikipedia.org/wiki/Altaische_Sprachen

Die moderne Tendenz geht aber wieder dahin, die Gruppen getrennt zu betrachten, d.h. selbst die genetische Verwandtschaft der Turksprachen mit den mongolischen (und tungusischen) Sprachen wird als nicht gesichert angesehen.

Konsequenterweise müsste man dann aber auch (meiner Ansicht nach) die Äste der finnischen und der ugrischen Sprachen trennen, denn vom Wortschatz her haben Finnisch und Ungarisch so gut wie nichts gemeinsam (außer einer Handvoll Wortgleichungen, aber das gilt in ähnlicher Weise auch für Koreanisch und Japanisch).

Ich persönlich halte den Ansatz von Murayama (und von Robbeet, daneben ist auch Starostin erwähnenswert) für durchaus diskutabel. Die Zeittiefe der Aufspaltung ist jedoch sehr hoch, daher sind die verschiedenen Äste nur sehr entfernt verwandt.


Balurot  11.02.2017, 13:47

Da fällt mir ein, dass es zum Beispiel in japanischen Ortsnamen der zweite Teil des Wotes stimmhaft gemacht wird. De - Shima wird zu Dejima (出島). Das gibt es auch bei Personennamen: Ita - Hashi wird zu Itabashi 板橋. Kuwa - Shima wird zu Kuwajima 桑島.

Diese Regel gibt es jetzt noch immer im Koreanischen. Im Koreanischen ist sie noch aktiv, während sie im Japanischen nicht mehr aktiv ist. Man findet nur mehr Überbleibsel in Namen.

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Ich habe mal gelesen, dass 40% des koreanischen Wortschatzes die selbe Wurzel haben, wie die japanische Entsprechung. Die Verwandheit zwischen Japanisch und Türkisch ist natürlich klein, ich würde es mal z.B. so mit Deutsch und Sanskrit (auch eine Indoeuropäische Sprache) vergleichen.

Als ich Japanologie studierte, gab es einen Mitstudenten, der Türke war. Er sagte, dass Japanisch sicher ähnlich dem Türkischen sei. Unser Institutsvorstand fand das sehr interessant.

Koreanisch und Japanisch sind auch sicher verwandt. Das hat mir eine Koreanerin erzählt.

Ich kann leider nur Japanisch und Englisch. Mit dem Türkischen habe ich mich nie beschäftigt und Koreanisch hatte ich nur ein Semester an der Uni. Ich kann mich aber erinnern, dass im Koreanischen auch Partikel verwendet werden, um Subjekt oder Objekt zu kennzeichnen. Die Partikel kommt wie im Japanischen NACH den Hauptwort, zu dem es gehört. Außerdem gibt es für das Prädikat zwei Höflichkeitsstufen, genauso wie im Japanischen.

Schauen wir uns die Geschichte an. Man weiß nicht genau, woher die Japaner kommen, aber man nimmt an, dass ein Reitervolk aus der Mongolei über Korea nach Japan vordrang. Dabei drängten sie die Ainu zurück, die in Japan lebten. Das würde eine Verwandtschaft zwischen Japanisch und Koreanisch erklären.

Die Türken gehören wie die Ungarn und die Finnen zu einer Gruppe von Menschen, die aus der Mongolei kamen.

Ich kenne einen Ungarn, der mir erzählte, dass "nach Hause" auf Ungarisch "Has bon" heißt. Ich weiß nicht, ob ich es richtig geschrieben habe, weil ich es nur gehört habe. Man sieht deutlich, dass die Partikel nach dem Hauptwort kommt, genauso wie im Japanischen.

Zusammengefasst gesagt halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass diese Menschen alle der selben Sprachgruppe angehören.


Janosch130 
Fragesteller
 10.02.2017, 20:38

Ja du hast Recht aber Türken(Turkvölker)kommen aus dem Altai.Das liegt nicht nur in der Mongolei.Aber trotzdem Danke:)

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OlliBjoern  11.02.2017, 01:44

házban = zu Hause/im Haus, haza = nach Hause (megyek haza = ich gehe nach Hause); ich hoffe, ich habe das einigermaßen richtig...

házba = ins Haus hinein
házból = aus dem Haus heraus usw.

Ja, Ungarisch agglutiniert (wie Finnisch) die Kasusendungen als Suffixe, das macht Türkisch auch so. Das sind aber typologische Ähnlichkeiten (viele Sprachen auf der Welt machen dies).

Ich persönlich bin durchaus ein Anhänger der finno-ugrischen Verwandtschaft (und auch der japano-koreanischen). Dennoch gelten die japonischen Sprachen und Koreanisch "offiziell" als nicht miteinander verwandt.

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Balurot  11.02.2017, 13:39
@OlliBjoern

OlliBjoern: Vielen Dank für die freundlichen Erklärungen.

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Ich bin kein Sprachwissenschaftler, habe aber als Japanischlerner mal gehört, dass das Japanische im entfernten Sinn mit dem Türkischen verwandt ist. 

Beides sind sog. "agglutinierende" Sprachen, d. h. durch eine oder mehrere Silben, die nahtlos an die Wortenden angehängt werden, werden Bedingungen, Zeitformen, Ortsbeziehungen, Möglichkeitsformen etc. ausgedrückt.

Es gibt vereinzelt Worte, die ähnlich klingen. Das deutet vor allem darauf hin, dass die entsprechenden Völker Kontakt zueinander hatten und entsprechend einzelne Worte entlehnt haben. Aber allein schon wegen der vollkommen unterschiedlichen Grammatik kann man nicht wirklich von verwandten Sprachen sprechen, generell sind die Unterschiede zu groß, ein gemeinsamer Ursprung ist auch unwahrscheinlich.